Torchlight 2 im Test - Der Diablo-Killer?

Der Vorgänger war Überraschungs-Hit, nun muss sich Torchlight 2 im Test beweisen. Entpuppt sich Runic Games‘ Indie-Monsterhatz gar als das bessere Diablo 3?

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Pornos brauchen keine Handlung, so die landläufige Meinung. Wer will sich schon durch Dialoge quälen, wenn eh nur, nun ja, Großaufnahmen interessieren? Viele Fans von Action-Rollenspielen argumentieren ähnlich: Wozu eine ausgeklügelte Story – Hauptsache, es knallt, und Stab und Knüppel werden immer größer und dicker.

Anders ausgedrückt: Solange der Motivationsmotor aus Kampffluss, Ausrüstungshatz und Level-Aufstiegen schnurrt, darf die Geschichte getrost in den Hintergrund treten. Wer das unterschreiben kann, liegt bei Torchlight 2genau richtig. Eine packende Geschichte mit klugen Gesprächen und unerwarteten Wendungen darf man hier nämlich nicht erwarten.

Diablo 3 verpackt die Dauerprügelei besser, bietet mehr Erzählung, mehr Inszenierung, mehr Dialoge –und natürlich die üblichen Pracht-Zwischenfilme. Bei Torchlight 2 wiederum zählt eben nicht Fassade, sondern die pure Essenz, die Spielmechanik. Und just in punkto Mechanik hatten sich zahlreiche Diablo 3- Spieler geärgert: über die simple Charakterentwicklung, den stockenden Beutefluss, die teils unbesiegbaren »Inferno«-Bossmonster.

Kann sich der kleine Indie-Entwickler Runic Games nun also mit Torchlight 2 gegen die große Konkurrenz behaupten? Nein. Denn Torchlight 2 behauptet sich im Test nicht nur, es überflügelt den Blizzard-Rivalen sogar in einigen Aspekten. Und entpuppt sich damit als Monsterhatz-Porno allerfeinster Machart – noch dazu für 20 Euro!

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Kopierschutz
Torchlight 2 nutzt grundsätzlich Valves Steam als Kopierschutz, auch wenn es über andere Online-Plattformen wie zum Beispiel GOG ebenfalls erhältlich ist. Damit ist bei der Installation ein Online-Zugang notwendig, danach lässt es sich auch offline spielen, aber nicht mehr weiterverkaufen. Wer Online-Koop-Partien bestreiten will, braucht zusätzlich einen Account bei der entwicklereigenen Runic-Website. LAN-Spieler können darauf verzichten.

Handlung wie im Porno

Doch worum geht´s überhaupt? Torchlight 2 spielt einige Jahre nach dem ersten Torchlight. An dessen Ende biss der Oberfiesling Ordrak zwar ins Gras, doch sein Hert schlägt unbeirrt weiter und entwickelt ein Eigenleben, ähnlich wie Saurons Fingerschmuck im Herrn der Ringe.

So verdirbt das Herz einen der drei Helden von Torchlight, den Alchemisten, der fortan mordend durch die Lande zieht. Die beiden anderen Recken, der Krieger und die Fernkämpferin, unterliegen ihrem alten Weggefährten im Kampf. Schon braucht es in Torchlight 2 einen neuen Weltenretter (schwer zu erraten: das sind wir), der den Alchemisten verfolgt, um ihn zu stellen.

Seine Handlung erzählt Torchlight 2 mit seltenen Zeichentrick-Sequenzen. Seine Handlung erzählt Torchlight 2 mit seltenen Zeichentrick-Sequenzen.

All das erzählt Torchlight 2 im spärlich animierten Zeichentrick-Intro, das im Vergleich zur Bildgewalt der Blizzard-Spieler geradezu niedlich wirkt. Aber, bitte nicht vergessen: Wir haben es hier nicht mit einem Multimillionen-Projekt à la Diablo 3 zu tun, sondern mit einem Indie-Spiel. Für! 20! Euro!

Doch nicht nur die Inszenierung, auch die Handlung selbst entfaltet wenig Faszination: Wer angesichts der Ausgangslage eine spannende Katz-und-Maus-Jagd mit dem Alchemisten als wiederkehrender Nemesis erwartet, liegt nämlich daneben. Der Bösewicht bleibt im Verlauf der drei Story-Akte nahezu unsichtbar. Egal, wohin wir gehen, überall heißt es sinngemäß: »Der Alchemist? Oh, ja, er war gerade da, jetzt ist aber schon weg«.

Statt überraschende Wendungen oder wenigstens knackige Wortgefechte zu erleben, jagen wir so lediglich einem Phantom nach, das uns unmotiviert von Schauplatz zu Schauplatz leitet. Die Geschichte um die Hüter der Elemente und die dämonischen Netherim plätschert nebenher und wird außer in seltenen und kurzen Zeichentrick-Filmchen nur in Auftraggeber-Monologen erzählt, die sogar noch trockener ausfallen als die Gespräche in Diablo 3.

Guardians als Auftraggeber Den gottähnlichen »Guardians« kommt eine tragende Bedeutung innerhalb der Haupthandlung zu, da der Alchemist es auf diese Hüter der Elemente abgesehen hat.

Korrumpierte Guardians Die meisten von ihnen sind bereits vom Alchemisten überwältigt und korrumpiert worden. Den Guardian in der Sandwüste müssen wir erst in seiner schweren Panzerrüstung mitsamt seiner Geschütztürme besiegen.

Gerettete Guardians Erst nach dem Bosskampf können wir die wahre, wiederhergestellte Gestalt des Guardians erkennen.

Auch die Quests der Haupthandlung entwickeln lediglich Alibi-Charakter. Im finalen dritten Akt etwa verlangt ein defekter Roboter nach Ersatzteilen. Also schnetzeln wir uns stundenlang von Ersatzteil zu Ersatzteil. Diablo 3 verleiht seiner Geschichte deutlich mehr denkwürdige Höhepunkte, man denke nur an die Belagerungsschlacht.

Oder gar an das erzählerisch ambitioniertere Dungeon Siege 3, das sich an vollwertigen Quest-Dialogen à la Dragon Age versuchte, dafür aber an spielerischen Schwächen krankte. Und genau hier liegt der Teufel im Pfeffer, denn Torchlight 2 versucht sich eben erst gar nicht an einer tollen Inszenierung, sondern konzentriert sich aufs Wesentliche: die Monsterjagd.

Fantasievolle Bosse

Das heißt zudem nicht, dass die – rund 15stündige – Kampagne von Torchlight 2 keine Höhepunkte hätte. Denn Runic Games würzt die an sich dünne Handlung mit ebenso regelmäßigen wie herrlich knalligen Bosskämpfen. Jedes der fantasievoll gestalteten Obermonster stellt uns vor andere taktische Herausforderungen.

Mal bekämpfen wir einen bösen Dschinn, der garstige »Klone« von sich herbeiruft, mal zerbröseln wir einen Belagerungsroboter, der Raketensalven verschießt, mal lässt ein Bosskoloss Steinsäulen aus dem Boden schießen, um uns einzusperren und anschließen zu zermalmen.

Zum Spielbeginn dürfen wir wie im ersten Torchlight zwischen vier Schwierigkeitsgraden wählen. Während der unterste für Spieler gedacht ist, die schon ins Schwitzen kommen, wenn sie nur die Maus an den Rechner anschließen, entpuppt sich selbst die Stufe »Normal« als spürbar zu leicht – zumindest, wenn wir die Gebiete komplett erkunden und alle Nebenaufträge mitnehmen.

Dieser Bossgegner wechselt zwischen mehreren Masken hin und her, die ihm jedes Mal andere Fähigkeiten und Resistenzen verleihen. Das wird aber erst in höheren Schwierigkeitsgraden wichtig, ansonsten reicht ein ausreichend großer Vorrat an Heiltränken. Dieser Bossgegner wechselt zwischen mehreren Masken hin und her, die ihm jedes Mal andere Fähigkeiten und Resistenzen verleihen. Das wird aber erst in höheren Schwierigkeitsgraden wichtig, ansonsten reicht ein ausreichend großer Vorrat an Heiltränken.

Erst auf »Veteran« werden die Gefechte gegen reguläre Schmutzfüße und Obermotze wirklich fordernd, auf »Elite« sowieso. Dann müssen wir nämlich auch verstärkt die Elementar-Widerstände beachten, die wir mit erbeuteter Ausrüstung steigern – sonst fackeln uns die Feuerbälle des Dschinns schneller ab, als wir »Moment mal, habe ich noch die Frostresistenz-Handschuhe an?« denken können.

Schön auch, dass Runic Games einige originelle Aufgaben für die Kampagne ausgeheckt hat. Beispielsweise schnetzeln wir uns durch eine Sphärenwelt, dürfen dabei aber einen schützenden Lichtkreis nicht verlassen – insbesondere für Fernkämpfer gar nicht so einfach, wenn ein Skeletboss samt Untergebenenschar anrückt.

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