Wirklich episch
Doch was mich wirklich fasziniert, was sofort mein Herz gewinnt, bleibt die atmosphärische Welt mit ihren tollen Charakteren und ihrer epischen Geschichte. Die Bezeichnung »episch« wird mittlerweile ja recht inflationär verwendet, auf die Story von Warcraft 3 trifft der Ausdruck aber ohne jeden Zweifel zu. Als ich mit dem jungen Prinz Arthas an der Seite des legendären Paladins Uther Lightbringer gegen die Armeen der Untoten kämpfe, bin ich mir sicher, ich könne tatsächlich noch alles zum Guten wenden. Trotz aller Rückschläge und im Angesicht der verheerenden Seuche, die unschuldige Menschen in willenlose Zombies verwandelt, geben wir nicht auf.
Doch während ich mit offenem Mund vor dem Bildschirm sitze, wird Arthas seine Leidenschaft zum Verhängnis. Ein hoffnungsvoller Prinz, der sein Volk mit allen Mitteln retten will und erbittert gegen das Böse kämpft, verliert letztlich seine Seele. Selbst Nietzsche hätte mit Warcraft 3 seine helle Freude gehabt. Und als Arthas schließlich siegreich in sein Königreich zurückkehrt und als Held gefeiert wird, baut sich eine Szene auf, die ich nie wieder vergessen sollte: Verdorben durch den Einfluss der mächtigen Runenklinge Frostmourne tritt der junge Prinz vor seinen Vater und streckt ihn mit dem Schwert nieder.
Die Waffe, die einst den Sieg über die Untoten brachte, besiegelt nun das Schicksal des Königreichs Lordaeron. Gänsehaut! Dieser Seitenwechsel stürzt mich nicht nur in ein größeres Gefühlschaos als die Teigkneterei vor einer Woche, er verändert auch meine Perspektive auf die Geschichte von Warcraft. Denn von nun an führe ich die Geißel in die Schlacht und unterwerfe das Königreich, das ich zuvor verteidigt habe - ein schrecklich-schönes Spielkonzept.
Wie in einem guten Fantasy-Roman verschlinge ich Kapitel für Kapitel und muss nach jeder Mission sofort wissen, wie es mit meinen Lieblingsfiguren weitergeht. Im Gegensatz zu einem Roman kann ich hier aber tatsächlich aktiv mitmischen - fantastisch! Eine passende Inszenierung tut ihr Übriges: Die farbenfrohe, stilisierte Grafik hat etwas Märchenhaftes, der Soundtrack verdichtet die Atmosphäre, und die Sprecher hauchen jedem Charakter Leben ein - ganz zu schweigen von den mitreißenden Rendersequenzen. Alles wirkt wie aus einem Guss.
Nachdem ich die Kampagne wie im Rausch durchgespielt habe und in der Schlacht um den Berg Hyjal endlich siege, klopfen natürlich meine Freunde bei mir an. Ja, wir spannen das Netzwerkkabel hinüber zu den Nachbarn und ja, wir verbringen den Großteil unserer Ferien gemeinsam in Azeroth, zusammen mit Lieferpizzen, Cola und einem Berg aus Knabbereien Auch bei den folgenden LAN-Partys ist Warcraft 3 immer dabei - hach ja, eine tolle Zeit.
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Warcraft wird Rollenspiel
Vor diesem romantisch verklärten Hintergrund ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass ich wenig später den nächsten beiden Meilensteinen der Warcraft-Historie erliege: Mit Frozen Throne veröffentlicht Blizzard nur ein Jahr später das beste Addon der Spielegeschichte. Es führt die Handlung nach der Schlacht um den Weltenbaum mit spannenden Missionen fort und verpasst dem Spiel noch mehr Feinschliff an den richtigen Stellen. Ich persönlich habe aber mit der Bonus-Kampagne um den Orc-Mischling Rexxar am meisten Spaß. Als letzter Sohn des Mok'Nathal-Clans ziehe ich mit meiner treuen Bärin Mischa durch Durotar, erledige Quests, werde immer stärker und helfe beim Aufbau der Hauptstadt Orgrimmar.
Mit diesem Rollenspiel-Abenteuer komme ich der Fantasywelt Azeroth noch ein Stückchen näher. Warcraft 3 steht für sich allein, uneingeschränkt. Doch mittlerweile ist klar, dass es darüber hinaus den Weg für das mit Abstand erfolgreichste Online-Rollenspiel überhaupt ebnet: World of Warcraft. Wer bis hierhin gelesen hat, kann vielleicht meine Leidenschaft für die Welt von Warcraft 3 nachvollziehen. Und möglicherweise verstehen, warum ich wenig später mit meinem stolzen Tauren-Krieger noch einmal nach Azeroth aufbracht, wieder mit meinen Freunden, aber diesmal ohne Netzwerkkabel und LAN-Verbindungen. Aber das ist eine andere Geschichte …
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