Champions Online im Test - Superhelden ohne Tiefgang

Schöne Comicwelt, tolle Atmosphäre, Eigenbau-Helden und -Schurken: All das täuscht im Test nicht darüber hinweg, dass es Champions Online an Tiefgang mangelt.

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Die Geburt eines Superhelden dauert in Champions Online eine Stunde. So lange brauchen wir, um im Charakter-Baukasten des Online-Rollenspiels aus Hunderten Kostümteilen unseren Weltenretter zu basteln. Sorgfältig wägen wir ab: Wird's ein untoter Ninja-Clown? Ein geflügelter Dämonen-Pistolero? Eine luftig bekleidete Bogenschützen-Elfe?

Schließlich entscheiden wir uns für einen wohlgenährten Roboter mit dunklen Zauberkräften und einem rot-weiß geringelten Schal. Sein Name: »Fatbot«. Mit dem mopsigen Metallmann haben wir uns im mehrwöchigen Langzeit-Test in die Lüfte erhoben (ab Stufe fünf darf man Reisekräfte erlernen, darunter das Fliegen) und Schurken gejagt.

Test-Video zu Champions Online Video starten 5:24 Test-Video zu Champions Online

Unsere anfängliche Euphorie (»Haha, ein fetter Roboter!«) ebbte dabei jedoch bald ab, denn nach dem unterhaltsamen Heldenbau geizt Champions Online mit Höhepunkten und Herausforderungen. Was aber nicht heißt, dass es überhaupt keine gibt.

Schöne Atmosphäre

Den Großteil der Spielzeit arbeiten wir in Champions Online Aufträge ab, die überwiegend nach den Standardmustern »Töte dies« und »Sammle jenes« ablaufen. Das ist an sich kein Problem, andere Online-Rollenspiele funktionieren genauso.

Außerdem erzählen die Champions-Quests amüsante Geschichten, unter anderem jagen wir die durchgedrehten Roboter-Cowboys eines Wildwest-Vergnügungsparks und säubern eine Dschungelinsel von den Klon-Sauriern eines verrückten Genetikers. Gemeinsam mit der detailliert-farbenfrohen Comicgrafik sorgen diese Superhelden-Klischees für eine dichte Atmosphäre. Auch wenn wir hin und wieder ohne Aufgabe dastehen und erst suchen müssen, wo's weitergeht.

Wenig Herausforderung

Die Quests von Champions Online fallen größtenteils zu einfach aus, mühelos erledigen wir selbst Gegner, die vier Levels besser sind als wir. Daher müssen wir selbst dann nicht mit anderen Spielern zusammenarbeiten, wenn wir hochstufige Quests lösen möchten -- da könnten wir auch gleich einen Offline-Titel spielen.

BUIst es ein Vogel, ist es ein Flugzeug? Nein, es ist Fatbot, der vor der imposanten Skyline der Metropole Millennium City kreist. BUIst es ein Vogel, ist es ein Flugzeug? Nein, es ist Fatbot, der vor der imposanten Skyline der Metropole Millennium City kreist.

Die einzige Ausnahme sind die Fünf-Mann-Instanzen, von denen es allerdings nur wenige gibt. Dafür hat der Entwickler Cryptic (City of Heroes, City of Villains) die Kampfarenen gut inszeniert, zum Beispiel zerbröseln wir unter der Großstadt Millennium City einen riesigen Kriegsroboter. Gut gefallen hat uns auch die Einstiegs-Instanz der Monsterinsel, in der wir unter anderem dem ultimativen Duell beiwohnen: brennender Riesengorilla gegen Mutanten-Saurier!

Kaum Taktik nötig

Riesenroboter, Mutanten-Saurier -- die Bosskämpfe von Champions Online klingen nach taktischer Herausforderung, laufen jedoch (wie fast alle Gefechte) auf flottes, aber anspruchsfreies Dauerprügeln hinaus. Das liegt auch daran, dass wir nach dem Ableben ohne Strafe wiederauferstehen. Also sterben wir einfach, fliegen zu unserer Gruppe zurück und hauen weiter auf den Zwischengegner ein, bis er zu Boden geht. Kein Vergleich zu den Instanz-Bossen von World of Warcraft, die jeweils eigene Taktiken erfordern.

Das Talentsystem

In einer Fabrik-Instanz unter Millennium City bekämpft unser Fünfertrupp einen riesigen Kriegsroboter. In einer Fabrik-Instanz unter Millennium City bekämpft unser Fünfertrupp einen riesigen Kriegsroboter.

Der Mangel an Tiefgang rührt auch daher, dass sich alle Klassen ähnlich spielen. Beziehungsweise alle Helden, in Champions Online wählen wir nämlich keinen Reißbrett-Karrierepfad, sondern mischen beliebige Fähigkeiten, vom Kampfsport über Magie bis hin zur Schießkunst.

Dieser individuelle Talentmix macht unseren Haudegen noch einzigartiger, allerdings ähneln sich alle Waffenarten stark: Es gibt immer eine Angriffsfähigkeit, mit der wir Energie sammeln. Die investieren wir dann in weitere Attacken, zum Beispiel werfen wir Feuerbälle, entfesseln Kugelsalven oder beschwören heilende Hilfsdrohnen. Letztere sind -- wie alle KI-Begleiter -- ausgesprochen blöd, bleiben häufig an Hindernissen hängen und stehen gerne mal im Weg.

Ansonsten machen die rasanten Gefechte durchaus Laune, weil's farbenfrohe Effekte regnet und wir immer mal wieder gegnerische Spezialattacken abblocken müssen. Das täuscht jedoch nicht darüber hinweg, dass sich im Prinzip jeder Held wie ein offensiver Krieger spielt. Reine Heiler oder dick gepanzerte Nahkämpfer (»Tanks« im Online-Slang) fehlen. Das nimmt dem Gruppenspiel viel Anspruch und mindert den Wiederspielwert.

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