Eine Unterschrift ist Sekundensache: einfach ein Liniengewirr krakeln, das aussieht wie die Grobskizze einer zerhäckselten Mangroven-Kreischeule – fertig. Trotzdem haben Unterschriften oft gewichtige Folgen. Etwa jene Signaturen unter dem Versailler Vertrag, die den Ersten Weltkrieg beendeten. Autogramme von Elvis beförderten öde Plattenhüllen zu weiterhin öden Plattenhüllen, die man aber für ein Heidengeld auf Ebay verscherbeln kann. Und sein Namenszug unter einem Redakteursvertrag verschaffte dem Schreiber dieser Zeilen die Stelle als Schreiber dieser Zeilen. Auch in Civilization 4: Colonization geht es um folgenschwere Unterschriften, nämlich auf der Unabhängigkeits- Urkunde der Vereinigten Staaten von ... nein, nicht Amerika, sondern Neuspanien, Neuengland, Neuholland oder Neufrankreich – je nachdem, welche Kolonialmacht Sie in die Freiheit führen.
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Vor der Rebellion besiedeln Sie rundenweise die Neue Welt, gründen Städte, verarbeiten Rohstoffe und plaudern mit Indianern. Das kommt Ihnen bekannt vor? Zurecht, bereits 1994 veröffentlichte Sid Meier seinen Klassiker Colonization; die heutige Neuauflage basiert auf dem Grafikgerüst von Civilization 4, läuft aber ohne das Hauptprogramm. Meier selbst war daran nicht direkt beteiligt, sein Namenszug prangt lediglich auf der Schachtel. Wobei diese Unterschrift ausnahmsweise wenig ändert, stattdessen bleibt alles gleich: Colonization ist wieder ein gutes Strategiespiel – aber kein perfektes.
Technik fürs Remake
Es gibt dieses schöne, alte Redakteursklischee: Manche Klassiker, heißt es in Spieletester-Kreisen, müsste man einfach nur mit verschönerter Grafik neu auflegen, und sie würden automatisch im jeweiligen Genre direkt wieder die Spitze stürmen. System Shock 2 etwa, Diablo 2 oder Master of Orion 2. Schwingt da ein Quäntchen nostalgische Verklärung mit? Womöglich, daher hat sich der Entwickler Firaxis nicht auf dem »Früher war alles besser «-Sofa ausgeruht, sondern versucht, Colonization sinnvoll zu verbessern. Eine gute Idee, zumal’s mit dem modernen Anstrich nicht ganz klappt: Die Kolonialhatz sieht dank der aufpolierten Wassereffekte etwas schicker aus als Civilization 4 und erbt zudem dessen detaillierte Welt und die stufenlose Zoomfunktion, dafür wirken die polygonarmen 3DModelle, verwaschenen Texturen und drögen Effekte insgesamt nicht mehr zeitgemäß.
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