2,5 Milliarden Menschen nutzen WhatsApp: Warum ich Telegram und Signal trotzdem ganz klar bevorzuge

Seit 10 Jahren nutze ich WhatsApp: Warum ich Telegram und Signal trotzdem jederzeit einen Handkuss gebe - und WhatsApp misstrauisch von der Seite beäuge.

WhatsApp, Telegram, Signal ... und das sind nur drei größten Tiere im Messaging-Dschungel. (Nur MaulidiahAdobe Stock; Nur MaulidiahAdobe Stock; Telegram) WhatsApp, Telegram, Signal ... und das sind nur drei größten Tiere im Messaging-Dschungel. (Nur Maulidiah/Adobe Stock; Nur Maulidiah/Adobe Stock; Telegram)

Es war im Jahr 2013, als ich erstmals mit dem Messaging-Dienst WhatsApp in Berührung gekommen bin. Ich erinnere mich wie heute daran, als eine Freundin mit Poncho (hier nicht wichtig) auf ihr Smartphone (schon wichtiger) deutete, mir aufgeregt die Vorzüge des Messengers predigte.

Wenige Tage später habe ich aus FOMO-Gründen die App auch auf mein Android-Smartphone heruntergeladen. FOMO bedeutet natürlich Fear of Missing Out. Also die Angst, man könnte etwas Wichtiges verpassen.

Dieser Tage ist WhatsApp längst nicht mehr die einzige Mobile App zwecks Chat-Kommunikation auf meinem Smartphone. Neben dem weithin bekannten Platzhirsch, tummeln sich vor allem die Nebenbuhler Telegram und Signal auf meinem Android-Handy.

Was euch in diesem Artikel erwartet: Wegen ihrer Allgegenwärtigkeit wollte ich mir anschauen, wie (un)bedenklich WhatsApp ist - und welche der drei Apps WhatsApp, Telegram und Signal meiner Meinung nach besser in puncto Privatsphäre einstellbar sind.

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel befasst sich im Schwerpunkt mit den Privatsphäre-Einstellungen der Apps, weniger mit den datenschutzrechtlichen Rahmenbedingungen.

Aber gucken wir uns zuerst die App an, mit der das ganze App-Drunter-und-Drüber angefangen hat.

Wieso schrumpft mein Vertrauen in WhatsApp?

WhatsApp war damals wichtig - und ist es bis heute. Im Januar 2023 verzeichnete der Messaging-Dienst über 2,5 Milliarden Nutzer. Doch spätestens, nachdem der Messaging-Dienst im Jahre 2014 vom Social-Media-Titan Facebook (heute Meta) aufgekauft wurde, mehren sich die Fragen zu: »Ist das Datenschutz-technisch unbedenklich?« Trotzdem nutzen wir die App irgendwie »alle« weiterhin.

Anfang 2021 hat WhatsApp seine Datenschutzrichtlinien aktualisiert, seither teilt WhatsApp die eingesammelten Daten mit anderen Meta-Unternehmen (etwa WhatsApp mit Facebook, oder Instagram mit WhatsApp), schreibt Konsumerschutz. Die Veränderung führte, wie t3n berichtete, zu »keinerlei Änderung an den gängigen Praktiken für den Datenaustausch« für europäische Nutzer.

Okay, dann wiederum stehen die WhatsApp-Sever nicht in Deutschland, wo »Bundesdatenschutzgesetz sowie die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) gelten und Datensicherheit mittlerweile groß geschrieben wird«, weiß datenschutz.org. Stattdessen sollen sich die Server in den USA befinden, wo die rechtliche Lage anders gelagert ist.

Wenn dann, die Tagesschau hat berichtet, die irische Datenschutzkommission Meta mit einer Strafe von 1,2 Milliarden Euro sanktioniert - und zwar aufgrund eines Verstoß gegen die europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) -, dann schrumpft mein Vertrauen in den Facebook-Konzern und sein App-Angebot weiter.

Um den aus Facebook beliebten Beziehungsstatus zu zitieren: »Es ist kompliziert« (das mit dem Datenschutz bei WhatsApp).

Trotzdem komme ich nicht um WhatsApp in meinem Alltag herum. Und bei aller Kritik: Mit seinem Datenschutz-Check gibt euch WhatsApp einige Einstellungen an die Hand, mit der ihr eure Privatsphäre besser einrichten könnt.

Wie nehme ich die Einstellungen zur Privatsphäre bei WhatsApp vor?  Dankenswerterweise könnt ihr auch bei WhatsApp einstellen, ob ihr beispielsweise Lesebestätigungen sehen wollt, oder euch der Online-Status eurer Chat-Partner angezeigt werden soll.

Die Einstellungen lassen sich auch mit wenigen Tippen einrichten. Ihr tippt auf der Kopfleiste auf das Drei-Punkte-Icon oben ganz oben rechts. Jetzt sollte ein Klappmenü aufgehen, worin ihr die letzte Auswahlmöglichkeit »Einstellungen« tippt.

Nun seid ihr im Einstellungsmenü angekommen (siehe die linke Ansicht im Bild gleich hier unten), dort wählt ihr nun den Punkt »Datenschutz«. Daraufhin befindet ihr euch im Menü aus der rechten Ansicht, zu sehen im Bild unten).

Hier dürft ihr nun einstellen, welcher Kontakt über euren Online-Status informiert werden darf, euer Profilbild sehen kann, oder, ob ihr Lesebestätigungen senden und empfangen möchtet.

Privatsphäre-Einstellungen bei WhatsApp Bei WhatsApp: Heißen die Einstellungen zwar »Datenschutz«, haben aber mehr mit »Privatsphäre« zu tun.

Nun gut, aber wie funktioniert das mit den Privatsphäre-Einstellungen bei Telegram und Signal?

Telegram und Signal: Wer bietet mehr Privatsphäre?

Vorab einige allgemeine Punkte: Wer, aus welchen Gründen auch immer, seine Privatsphäre über Messenger-Diensten schützen möchte, hat ganz einfache Möglichkeiten, das zumindest grundlegend vorzunehmen.

So müsst ihr eigentlich nie zwingend euren »richtigen, vollständigen Namen angeben«, schreibt die Verbraucherzentrale. Auch könnt ihr bei eurem Profilfoto auf ein allgemeines Motiv anstelle eines Fotos eurer Person ausweichen - oder ihr verzichtet völlig auf ein Bild.

Oft könnt ihr auch für unterschiedliche Chat-Gruppen festlegen, wie viele Informationen innerhalb der einzelnen Gruppen über euch angezeigt werden sollen. Etwa, ob nur die mit euch bereits befreundeten Personen weitere Profil-Infos zu euch einsehen sollen, oder auch neue Kontakte.

➡️ Signal: Wer sich hier anmeldet, muss mindestens seine Handynummer angeben. Außerdem benötigt ihr einen Nutzernamen. Allerdings reicht es auch aus, wenn ihr anstelle eures Klarnamen ein Pseudonym oder ein Emoji verwendet, schreibt auch die Verbraucherzentrale.

Was mir bei Signal persönlich besonders gefällt, ist das Wegfallen von Status-Meldungen. Schon während meiner ersten Jahre mit WhatsApp hat mich die Frage nach dem »Wer war wann online?« und »Wieso hat mir Person X noch nicht geantwortet, obwohl sie zum Zeitpunkt Y doch online war?« unheimlich genervt. 

Daneben war es auch ungut für mein geistiges Wohlbefinden, im Falle einer von mir herbeigesehnten Nachricht ständig das Handy zu checken, wie ein Pawlowscher Hund. Bei WhatsApp lässt sich das mit dem Online-Status zum Glück teilweise einstellen. Aber bei Signal fällt die Anzeige des Onlinestatus gleich komplett weg - was ich vollen Herzens begrüße.

Auch, ob ihr eine der berühmten Lesebestätigung mit den zwei Haken erhaltet, lässt sich ein- und ausstellen.

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Wie nehme ich die Einstellungen zur Privatsphäre bei Signal vor? Beides funktioniert übrigens ganz einfach: Auf der Signal-Oberfläche angekommen, tippt ihr oben rechts auf der Kopfleiste auf das »Drei-Punkte-Symbol«. In dem sich jetzt öffnenden Klappmenü wählt ihr die vorletzte Option aus, also »Einstellungen«. In den Einstellungen angekommen, wählt ihr den Menüpunkt »Datenschutz« aus.

Danach sollte sich eine neue Ansicht öffnen, wo ihr unter der Überschrift »Nachrichtenübermittlung« Schieberegler zu »Lesebestätigung« und »Tipp-Indikatoren« findet.

Links: Zuerst wählt ihr »Datenschutz«. Rechts: danach könnt ihr die gewünschten Einstellungen vornehmen. Links: Zuerst wählt ihr »Datenschutz«. Rechts: danach könnt ihr die gewünschten Einstellungen vornehmen.

➡️ Telegram: Einerseits müsst ihr bei Telegram eure Telefonnummer mit dem Dienst verknüpfen, andererseits möchte die App euren Vornamen wissen. Auch hier könnt ihr jedoch auf ein Pseudonym zurückgreifen.

Wie nehme ich die Einstellungen zur Privatsphäre bei Telegram vor? In den Einstellungen könnt ihr definieren, welche Chat-Partner eure Rufnummer sehen dürfen und welche nicht. Dazu geht ihr in die Einstellungen, danach wählt ihr die Option »Privatsphäre und Sicherheit« aus.

In diesem Menü entscheidet ihr euch nun für die Auswahlmöglichkeit »Telefonnummern«. Dort könnt ihr nun einstellen, wer eure Rufnummer (nicht) sehen darf. Praktisch: Wahlweise könnt ihr Ausnahmen definieren, also festlegen, welchen Personen ihr die Ansicht eurer Rufnummer »Immer erlauben« wollt und welchen »Niemals erlauben«.

Rufnummern-Transparenz Signal (1 von 2) Zuerst müsst ihr zu »Privatsphäre und Sicherheit«, hernach zu »Telefonnummern«.

Rufnummern-Transparenz Signal (1 von 2) Jetzt dürft ihr bestimmen, wer eure Nummer sehen soll.

Was die Status-Meldungen anbelangt, verzückt mich Telegram nicht ganz gar so haushoch, wie der Mitbewerber Signal. Denn weder die Lesebestätigung noch die Info, ob mein Gesprächspartner gerade tippt, lässt sich abschalten.

Dafür könnt ihr euren Online-Status offenlegen oder verbergen, was mir - um ehrlich zu sein - bis zur Recherche für diesen Artikel unbekannt war.

Wie bei den Punkten oben auch könnt ihr die notwendige Einstellung sehr einfach vornehmen.

Wie stelle ich ein, ob mein Online-Status bei Telegram angezeigt wird? Zuerst tippt ihr auf der Kopfleiste oben auf das »Hamburger-Symbol« mit den drei horizontalen Strichen links. Nun sollte sich linksbündig ein Menü aufschieben, wo ihr »Einstellungen« auswählt. Danach geht ihr wieder zu »Privatsphäre und Sicherheit«. Hier wählt ihr unter dem Punkt »Privatssphäre« die Option »Zuletzt gesehen« aus.

Jetzt endlich dürft ihr festlegen, wem ihr Einsicht zu eurem Online-Status gewährt.

Patrick Poti
Patrick Poti

Die Myriaden an Messaging-Apps auf meinem Mobilteil, sie ist zum Haareraufen.

Bei WhatsApp, Telegram und Signal endet das Schaulaufen der Chat-Apps leiderdings nicht. Der Gamer-Dunstkreis kommuniziert über Discord, der Facebook-Messenger dümpelt ungeliebt auf dem Homescreen herum, gleich daneben bettelt das vernachlässigte Skype-Icon nach Aufmerksamkeit.

Während meines Auslandsstudiums bin ich sogar über Kommilitoninnen mit dem chinesischen WeChat in Berührung gekommen, hatte es aber niemals selbst in Gebrauch.

Insgesamt habe ich aktuell mindestens sechs unterschiedliche Messaging-Apps auf meinem Mobilteil installiert, wobei ich WhatsApp mit großem Abstand am häufigsten verwende - wie viele von euch vermutlich auch.

Mal ehrlich: WhatsApp, Telegram und Signal nutze ich täglich. Und ich gönne es jedem ursympathischen App-Entwickler, in der sozialdarwinistischen Marktwirtschaft die Ellenbogen auszufahren, ums augenzwinkernd zu sagen.

Manchmal setzt aber auch bei mir die Veroperung ein (»Oper« wie »alter Mann«) und ich wünsche mich zurück in eine Zeit, als es noch SMS gab - und nichts weiter. Andererseits, dass heutzutage Kurznachrichten kostenfrei millionen- und milliardenfach verschickt werden, ist natürlich ein nicht mehr wegzudenkender Luxus.

Abschließende Gedanken zu den Privatsphäre-Einstellungen

Klar, das Studium dessen, was bei WhatsApp, Signal und Telegram in der Datenschutzerklärung steht, können mir eine Handvoll Komfort-Einstellungen zu meiner Privatsphäre mitnichten ersetzen. Da ist schon eher eine Übersicht zum Datenschatz der unterschiedlichen Messenger zielführend.

Und doch geben mir die oben beschriebenen Einstellungen eine Messerspitze des Kontrollgefühls darüber zurück, welche Infos ich bei den heutzutage unumgehbaren Messaging-Diensten preisgeben möchte. Also, an meine Chat-Partner. Welche meiner Daten zu Werbezwecken weitergegeben werden, das ist wieder ein anderes Thema für einen anderen Artikel.

Bis ich den tippe, bleibe ich die unnahbare Diva in der Messenger-Kommunikation, ziehe meine Privatsphäre-Einstellungen bis zum Hals hoch. Nicht, weil ich einen Aluhut trage, sondern weil Privatsphäre geil ist. Meine Meinung, aus dem Bauch gefühlt. Alles andere ist WeeChat.

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Empfandet ihr diesen Artikel als hilfreich, oder kanntet ihr die hier vorgestellten Einstellungen zur Privatsphäre längst? Und überhaupt: Auf welche Messaging-App setzt ihr persönlich, oder auch eure Familienangehörigen, Partner und Freunde - und weswegen? Wie sähe eine Chat-App in einer idealen Welt für euch aus? Schreibt uns dazu gerne in die Kommentare.

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