Ein Absturz-Problem mit dem PC hat mich viele Nerven gekostet - das ist die überraschende Lösung

Redakteur Alex hat schon fast keine Haare mehr auf dem Kopf, so sehr haben ihn Abstürze gestresst. Dabei war die Lösung so simpel.

(Bildquelle: PixabayIgorShubin) (Bildquelle: Pixabay/IgorShubin)

Kennt ihr das? Euer Rechner stürzt aus unerfindlichen Gründen ab und ihr habt vor lauter Haare ausraufen kaum mehr welche auf dem Kopf? Ungefähr so erging es mir letzte Woche beim Testen der beiden neuen Grafikkarten von AMD.

Nach zwei nervenaufreibenden Tagen mit unzähligen Abstürzen fand ich endlich die Lösung. Obwohl, eigentlich war es anders herum: die Lösung fand mich – per Mail. Ein Ansatz, von dem ich davor noch nie gehört hatte. Und auf den ich selbst vielleicht niemals oder erst in Wochen oder gar Monaten gekommen wäre. Man lernt doch nie aus, selbst als Hardware-Redakteur.

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Was war geschehen?

Ich packte also voller Vorfreude AMDs neues Grafikkarten-Flaggschiff Radeon RX 7900 XTX aus und verpflanzte es direkt in mein Testsystem. Hochfahren, den Beta-Treiber installieren und ab geht die Post mit dem synthetischen Benchmark 3DMark Time Spy Extreme, dachte ich. So weit, so optimistisch. Denn anstatt die Hufe der Postkutschenpferde Staub aufwirbeln zu sehen, sah ich schwarz. Nein, nicht das sprichwörtliche Schwarz, sondern echtes Schwarz. Mein Bildschirm war auf einmal dunkel wie die Nacht finster. Und nicht nur der: Auch auf dem Mainboard waren sämtliche Lichter ausgegangen.

Nachdem ich meine anfängliche Panik unterdrücken und durch das Ziehen und erneute Anschließen des Netzsteckers den Rechner wieder starten konnte, fuhr ich mit dem Test wie gewohnt fort. Ein PC kann ja schließlich mal abstürzen. Zunächst gab es auch keine Probleme mehr. Und meine Sorgen waren schnell vergessen.

Doch als ich mit dem Testparcours beinahe durch war: Tschakbumm, wieder alles schwarz. Keine Vorwarnung, kein Bluescreen of death (BSOD), einfach alles aus. Jetzt heulten sämtliche Alarmsirenen auf einmal in mir auf. Was sollte ich tun? Ein Plan musste her!

So debugge ich

In solchen Fällen versuche ich, Ruhe zu bewahren, mich erst einmal zurückzunehmen und zu sortieren. Nachdem ich mir einen Plan zurechtgelegt hatte, wanderte mein Blick daher direkt auf die Hardware:

  • Sitzt die Grafikkarte richtig im PCIe-Slot?
  • Sind die Kabel ordnungsgemäß angeschlossen?
  • Habe ich aus Versehen die PCIe-Stromkabel, genauer gesagt die 6+2-Pin-Anschlüsse, überkreuzt?
  • Gibt es offensichtliche Schäden an der Grafikkarte?
  • Ist überhaupt der richtige Treiber installiert?

Nachdem ich das alles mit einem Nein oder Ja beantworten konnte und es weiterhin zu Abstürzen kam, ging ich auch softwareseitig methodisch vor:

  • Sämtliche Grafiktreiber mit DDU (Display Driver Uninstaller) sauber deinstalliert und neu installiert
  • Ingame-Overlay des Radeon-Treibers deaktiviert
  • Das Übertaktungsprofil des Arbeitsspeichers deaktiviert
  • SAM (Smart Access Memory) deaktiviert
  • Sämtliche Sicherheitsfunktionen deaktiviert
  • Das BIOS auf Standardwerte zurückgesetzt
  • Windows auf Fehler überprüft und sämtliche Treiber aktualisiert
  • Windows komplett neu aufgesetzt

Aber auch das half nicht. Um Fehler am Rechner auszuschließen, präparierte ich daher kurzerhand ein zweites System mit völlig anderen Komponenten. Doch auch hier kam es zu den heftigen Abstürzen. Schön langsam musste ich mich daran gewöhnen, dass vielleicht doch ein Schaden an der Grafikkarte vorlag. Was ein handfestes Problem gewesen wäre, weil der Test in nicht einmal einer Woche veröffentlicht werden sollte. Was ich zum Glück dann auch hinbekam:

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Keine Lösung, aber dafür um einige Erkenntnisse reicher

Doch so weit, aufzugeben, war ich noch nicht. Einen letzten Pfeil hatte ich noch im Köcher – die Radeon RX 7900 XT. Falls hier keine Probleme aufträten, wäre die Sache klar und eine Defekt läge vor. Aber auch der kleine Bruder der RX 7900 XTX stürzte in schöner Regelmäßigkeit ab. Zwar nicht ganz so häufig, aber dennoch. Ich war mit meinem Latein am Ende. Klar war mir nur Folgendes:

  • Es konnte praktisch kein Hardwareschaden an den Grafikkarten sein, denn dass gleich zwei neue GPUs defekt sind, ist extrem unwahrscheinlich.
  • Alles deutete daher auf ein Problem mit dem Videobios oder dem Grafiktreiber hin. Mit einer Ausnahme: So massive Abstürze wegen eines BIOS- oder Treiberproblems habe ich bislang noch nicht erlebt.

Ich wandte mich also an AMD. Nach einem intensiven Mail-Wechsel flatterte zwei Tage später eine Lösung direkt aus den USA in mein Postfach. Ich sollte versuchen, an meinen Netzteilen auf 1x 12 Volt Rail umzuschalten. Davon habt ihr noch nicht gehört?

Auf die feinen Details kommt es an

Ich zwar schon, nur nicht in diesem Zusammenhang. Denn bei der Überprüfung der PCIe-Stromanschlüsse hatte ich durchaus darauf geachtet, dass ich jeweils die ersten beiden Ausgänge verwende. Vielleicht kennt ihr das:

Auf manchen Netzteilen steht bei den Anschlüssen 12V1, 12V2 und vielleicht sogar 12V3. Damit ist die interne Anbindung gemeint. Das heißt, alle Stromanschlüsse, die mit 12V1 gekennzeichnet sind, werden aus derselben internen Quelle gespeist. Gleiches gilt für 12V2, und so weiter. Es kann unter Umständen von Bedeutung für die Stabilität eines Systems sein, wenn ein Gerät wie eine Grafikkarte explizit aus einer Quelle mit Strom versorgt und nicht kreuz und quer angeschlossen wird.

Single- und Multi-Rail lassen sich oftmals in der Software umschalten. Hier am Beispiel eines Corsair RM850i. Single- und Multi-Rail lassen sich oftmals in der Software umschalten. Hier am Beispiel eines Corsair RM850i.

Im Falle der von mir verwendeten Netzteile (be quiet! Dark Power Pro 12 1200 Watt und Corsair HX 1200), gibt es eine solche Unterteilung allerdings nicht. Stattdessen lassen sie sich per Software (HX1200) respektive mitgeliefertem Jumper oder Schalter (Dark Power Pro 12) vom sogenannten Multi- auf Single-Rail-Betrieb (Mehrspur- oder Einzel-OCP) umschalten. Gerne ist in diesem Zusammenhang auch die Rede von Overclocking.

Dabei geschieht im Wesentlichen Folgendes: Anstatt alle PCIe-8-Pin-Stromanschlüsse separat mit Strom zu versorgen (Multi-Rail), werden alle über eine einzige Spur (Single-Rail) versorgt. Und genau das hat mein Absturzproblem letztlich gelöst. Offenbar kann der Single-Rail-Betrieb die beiden Radeons stabiler mit der benötigten Strommenge und Spannung beliefern.

Und was soll euch das nun bringen?

Ich weiß, das war jetzt viel Text. Aber vielleicht kann euch das Beispiel meiner Absturz-Problematik ja irgendwann einmal wertvolle Dienste erweisen. Meinen Standardweg zum Debuggen hat es zumindest um einen Punkt erweitert. Rückblickend betrachtet, könnte sogar mancher Systemabsturz in der Vergangenheit genau damit erklärt werden.

Was beim PC-Selbstbau alles schiefgehen kann, verrate ich im Podcast mit GameStar-Redakteur Michael Graf:

Link zum Podcast-Inhalt

Hattet ihr schon ähnliche Probleme? Und wusstet ihr, dass es einen so dramatischen Unterschied machen kann, Single- statt den Multi-Rail zu verwenden? Und habt ihr überhaupt schon einmal davon gehört, dass es das gibt? Schreibt es mir gerne in die Kommentare!

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