Blut im PC: Wie ich eine wichtige Lektion über mich und Hardware lernte

Hardware-Redakteur Alex ist es gelungen, mit Blut seinen Rechner zu schrotten. Dabei hat er viel über sich selbst und den Umgang mit Hardware gelernt.

Dass Wasser im PC, beziehungsweise auf elektrischen Komponenten, großen Schaden anrichten kann, ist wenig verwunderlich. Einen vergleichbar negativen Effekt kann auch menschliches Blut auf Computer-Hardware haben, wie ich vor - ich weiß es nicht mehr genau - etwa elf oder zwölf Jahren schmerzlich feststellen musste.

Damals hatte ich einen AMD Athlon 64 X2 6400+ Black Edition in meinem System verbaut. Welches Mainboard genau zum Einsatz kam, weiß ich gar nicht mehr, nur dass es eines von Asus war. Vielleicht weiß ich es auch nicht mehr, weil ich es aufgrund der in diesem Artikel beschriebenen Ereignisse verdrängt habe.

Mein ganzer Stolz waren damals übrigens vier ATI Radeon X1950 Pro in einem Quad-Crossfire-Verbund. Aber zurück zum Thema: In den PC bluten ist schlecht, ganz schlecht sogar.

Was mir genau passiert ist, was ich daraus über mich und den Umgang mit Hardware gelernt habe und was ihr daraus ziehen könnt, erfahrt ihr in diesem Erlebnisbericht.

Auch Hardware-Redakteur Nils Raettig kann ein Lied von Problemen mit Rechnern und Betriebssystemen singen. Zuletzt hatte er mit dem Systemstart von Windows 10 zu kämpfen:

Mein PC treibt mich in den Wahnsinn und Windows 10 ist schuld

Eigentlich hat alles mit Geduld zu tun

Also um genau zu sein mit Geduld, die ich vermissen ließ. Es war für mein damaliges Ich eine typische Aktion:

Ein hilfesuchender Kumpel kommt eines Abends überraschend vorbei. Er hat ein Problem mit seiner Festplatte. Irgendwo in meiner Wohnung liegt zwar sicher ein externes Gehäuse, aber ich bin zu faul, es zu suchen und hänge die Platte kurzerhand in meinen PC.

Der Rechner wiederum steht gut aufgeräumt hinter meiner Couch - vor allem deshalb vermutlich, weil es damals noch kein RGB-Bling-Bling gab, oder es zumindest nicht so verbreitet war. Naja, jedenfalls bin ich auch zu faul, den Rechner hervorzuheben, öffne das Gehäuse stattdessen einfach und pfriemle die Festplatte irgendwie hinein.

Was ich dabei nicht bemerke: Ich komme aus Versehen an die Befestigungsklammer des CPU-Kühlers und lockere sie. So wird der Kühler beinahe ausschließlich durch die Wärmeleitpaste gehalten, was natürlich nicht lange gutgeht. Denn urplötzlich hab ich ein schwarzes Bild, das System ist abgestürzt. Noch ist mir nicht klar, was eigentlich geschehen ist, kann ja ein Zufall sein.

Beim Blick in den PC breitet sich jedoch sehr schnell und tsunamiartig eine Welle des Unbehagens aus: Der schwere CPU-Kühler ist auf meine heiligen Grafikkarten gekracht. Auch wenn mir binnen weniger Sekunden klar ist, dass die GPUs noch heil sein und die CPU sich notfallmäßig abgeschaltet haben dürfte, breitet sich hirnzellenlähmende Panik in mir aus.

Der Kühler in meinem damaligen PC war etwas kleiner, sehr schwer und konnte auch ein Stück weiter fallen. Der Kühler in meinem damaligen PC war etwas kleiner, sehr schwer und konnte auch ein Stück weiter fallen.

Vermutlich war an dieser Stelle noch gar kein Schaden entstanden, Geduld und Sorgfalt hätten wohl geholfen. Doch es kam anders:

Die Katastrophe beginnt

In Selbstauflösung begriffen, hebe ich den Rechner noch immer nicht hinter der Couch hervor. Ich wurstle also mit stresszuckenden Fingern, bei fahlem Lavalampen-Licht, über mein Sofa gebeugt in meinem Kasten, baue die Grafikkarten aus und versuche den CPU-Kühler wieder zu montieren. Natürlich geht auch das nicht gut.

An den scharfkantigen Lamellen schneide ich mir nämlich unbemerkt in einen Finger, was mir jedoch gar nicht auffällt, weil meine Nebenniere total enthemmt das Stresshormon Noradrenalin durch meinen Körper pumpt.

Hätte ich mal Kollege Peters (ebenfalls schmerzhaft gelernte) Tipps zum PC-Upgrade beachtet:

Ein bisschen Pech kommt auch hinzu: Nicht nur, dass ich, ohne es zu bemerken, blute. Das Blut läuft noch dazu über ein Stromkabel in Richtung Platine. Und nicht nur irgendwo hin, sondern direkt in den obersten PCIe-Slot.

Vermutlich hat es bei einem Versuch, den PC zu starten, dann einen Kurzschluss gegeben. Feststeht lediglich, dass der Rechner nach der Aktion kein Mucks mehr von sich gegeben hat. Das Mainboard ließ sich nicht mehr in Betrieb nehmen und auch der Prozessor war unbrauchbar. Einzig Arbeitsspeicher, Grafikkarten und Netzteil überlebten die völlig sinnbefreite Aktion.

Und weil ich neben ungeduldig damals auch noch furchtbar impulsiv war, hab ich mir direkt ein neues AM3-Mainboard samt AMD Phenom II X4 965 Black Edition gegönnt und als Sahnehäubchen obendrauf die legendäre ATI Radeon HD 5970 mit zwei Grafikchips.

Ihr wollt einen Gaming-PC selber bauen? Im folgenden Artikel zeigen wir euch die besten Konfigurationen

Was hab ich daraus gelernt?

Neben der Erkenntnis, dass Blut offenbar elektrisch leitfähig ist und ein Blutbad im PC selbigen zu Fall bringen kann, hab ich im Nachgang viel über mich selbst gelernt. Sogar heute profitiere ich noch davon:

Egal was kommt, immer die Nerven bewahren! Gerade im Umgang mit sensiblen Geräten könnt ihr euch jede Menge (unnötigen) Ärger ersparen, wenn ihr erst einmal durchatmet, euch aus der angespannten Situation herausnehmt.

Ich mache das mittlerweile (meistens) so und konnte wahrscheinlich auch deshalb weitere größere Schäden an meinen PCs vermeiden. Nur was meine Impulsivität beim Hardware-Kauf angeht, muss ich noch an mir arbeiten, wie der völlig überstürzte Kauf eines Notebooks belegt.

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