Als es Nintendo vor 11 Jahren schlecht ging, halbierte der Chef sein Gehalt und rettete so Arbeitsplätze

Satoru Iwata war ein beliebter Chef und sah es in seiner Verantwortung, für seine Mitarbeiter zu sorgen.

Satoru Iwata war Nintendos CEO von 2002 bis 2015. (Bild: Nintendo) Satoru Iwata war Nintendos CEO von 2002 bis 2015. (Bild: Nintendo)

Wer in letzter Zeit nicht unter einem Stein gelebt hat, der wird die vielen Entlassungen in Tech-Firmen mitbekommen haben. Beispielsweise hat Microsoft im Zuge des Kaufs von Activision-Blizzard 1.900 Menschen aus seiner Spiele-Sparte entlassen.

Darüber hinaus haben sich auch andere Riesen wie Amazon, SAP und Google von zahlreichen Mitarbeitern getrennt. Gemäß einer Liste von TechCrunch gab es allein im Januar 2024 in Tech-Unternehmen 19.350 Entlassungen.

Im Zuge der Nachricht des League of Legends-Entwicklers Riot, der im Januar 2024 ein Zehntel seiner Belegschaft freigestellt hatte, kam eine ehrenhafte Tat des ehemaligen Nintendo-CEO Satoru Iwata wieder an die Oberfläche.

Ausgerechnet Nintendo zeigte vor elf Jahren, dass es auch andere Lösungen gibt, als massenweise Mitarbeiter zu entlassen.

2013: Traditionsunternehmen Nintendo in Schieflage

Wir erinnern uns: Die 2013 veröffentlichte Wii U war im Gegensatz zur Wii ein finanzielles Desaster. Die Wii setzte 2006 bis 2013 rund 101 Millionen Einheiten um, die Nachfolgekonsole Wii U im Zeitraum von 2012 bis 2017 gerade mal 13,5 Millionen - also knapp ein Siebtel.

Nintendo war in Zugzwang.

Um Entlassungen zu vermeiden, verzichtete der damalige Chef Satoru Iwata, der das Unternehmen von 2002 bis 2015 bis zu seinem Tod leitete, auf die Hälfte seines Gehalts.

Das war Iwata-sans Überzeugung

Der damalige CEO von Nintendo war der Auffassung, dass sich seine Firma nur bei vollem Personalstand finanziell erholen könnte. Game Developer zitiert den Mann aus einem Artikel von 2013 wie folgt:

Wenn wir die Zahl der Mitarbeiter reduzieren, um kurzfristig bessere finanzielle Ergebnisse zu erzielen, wird die Arbeitsmoral sinken. Ich bezweifle ernsthaft, dass Mitarbeiter, die befürchten, entlassen zu werden, in der Lage sein werden, Softwaretitel zu entwickeln, die Menschen auf der ganzen Welt beeindrucken könnten.

Dem Nintendo-Chef war also wichtig, nicht kurzfristig Erfolge durch Entlassungen zu erzielen, sondern das Unternehmen langfristig aus der Krise zu steuern.

Schlussendlich sollte sich Iwatas Opfer auszahlen, denn Nintendo bekam aufgrund seiner Entscheidung wieder Aufwind und konnte 2017 erfolgreich die Switch auf den Markt bringen. Heute steht sie mit 139 Millionen abgesetzten Einheiten auf Platz 3 der meistverkauften Konsolen aller Zeiten. Diesen Erfolg erlebte Satoru Iwata leider nicht mehr mit, denn er verstarb 2015 an Krebs.

Wenn ihr mehr zum beliebten Nintendo-Chef lesen möchtet, legen wir euch unseren damaligen Nachruf ans Herz.

Das große Ganze: Die Entscheidung, bei sich selbst anzufangen, anstatt Mitarbeiter zu entlassen, fällt auch in einen kulturellen Aspekt Japans. 

Dort hat sich »Hansei« im Management durchgesetzt. Es bedeutet Reflexion und meint damit das Auseinandersetzen mit eigenen guten und schlechten Eigenschaften und dem Verhalten gegenüber anstehenden Situationen und Problemen.

Iwata war übrigens nicht der einzige Chef, der im Laufe der Geschichte auf einen Teil seines Gehalts verzichtete. Als Steve Jobs 1997 zu Apple zurückkehrte, arbeitete er zunächst für 1 US-Dollar, um seinen eigentlichen monetären Verdienst wieder in die Firma einspeisen zu können, und diese so zu stärken.

Gehaltskürzungen bei Führungskräften sind nicht immer die Lösung

CNBC setzt Iwatas Gehaltskürzung in Kontext. Im Rahmen dieses Themas hat das Portal einen Coach für Führungskräfte um Meinung gebeten:

Gehaltskürzungen bei Führungskräften sind relativ selten, weil sie einige der zugrunde liegenden Probleme, die zu Entlassungen führen, nicht wirklich angehen, z. B. wenn die Produktstrategie nicht aufgeht, die Markteinführungsstrategie nicht funktioniert oder die Preisgestaltung falsch ist.

Der Experte fügt hinzu, dass es nicht unüblich ist, dass CEOs eine Klausel in ihrem Vertrag haben, der sie vor Gehaltskürzungen schützt und kommentiert: »Das kann ein falsches Signal senden, wenn ein Unternehmen seinen CEO und seine Führungskräfte behalten will oder wenn ein neuer CEO übernehmen möchte«.

Die Aussage belegen die folgenden beiden Beispiele. So titelte Bloomberg während des Schauspieler- und Autorenstreiks in Hollywood im Sommer 2023: »Hollywood-CEOs verdienten mehr als 1 Milliarde Dollar und feuerten Tausende«. Auch bei Alphabet und Microsoft seien die Gehälter der CEOs zunächst gestiegen, bevor Mitarbeiter entlassen wurden, schreibt ABC News

Für Nintendo hat sich Satoru Iwatas Praktik jedenfalls ausgezahlt. Mit der erfolgreichen Nintendo Switch im Rücken konzentriert sich das Unternehmen derzeit auf die Entwicklung des Nachfolgers, dessen Ankündigung wir bald erwarten.

Übrigens: Satoru Iwata war erst der vierte Chef von Nintendo in seiner über hundertjährigen Firmengeschichte. Vorher war er CEO von HAL Laboratory, dem Spieleentwickler, der vor allem bekannt durch seine Arbeit an Super Smash Bros. wurde.

Kanntet ihr die Story rund um Satoru Iwata? Schreibt es gerne in die Kommentare.

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