Führt wirklich kein Weg am Steam Deck vorbei? Ich habe die spannende Alternative Ayaneo Air getestet

Der Handheld aus Fernost lockt mit starker Hardware im mobilen Format, offenbart aber bei Ergonomie und Software Macken, die mich dann doch lieber zum Steam Deck greifen lassen.

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Das Ayaneo Air genießt den Ruf als ernstzunehmende Alternative zum Steam Deck. Kein Wunder, immerhin haben die beiden Gaming-Handhelds einige Gemeinsamkeiten, etwa die verbaute AMD-APU und das mit der Leistungsfähigkeit einhergehende Versprechen, auch anspruchsvollere PC-Titel unterwegs flüssig spielen zu können. Grund genug für mich, das Ayaneo Air ausgiebig unter die Lupe zu nehmen.

Sören Diedrich
Sören Diedrich

Hardware-Redakteur Sören zockt bereits seit zwei Jahren nur noch auf einem Gaming-Notebook und an der Konsole. Ihm ist das Sitzen am Schreibtisch einfach zu unbequem geworden und er fläzt sich beim Daddeln lieber auf seiner großen Couch. Manche Titel kann er aber nicht genießen, wenn ein 3-Kilo-Koloss auf seinen Oberschenkeln liegt und ihm die Haut an den Oberschenkeln verbrennt. Das Aufkommen der Gaming-Handhelds, angeführt von Valves Steam Deck, ist deshalb ideal für ihn.

Der chinesische Hersteller hat mir ein Testgerät des Ayaneo Air in Form des Pro-Modells zur Verfügung gestellt. Ich habe das Gerät zwei Wochen lang intensiv genutzt und dabei im Kopf auch stets mit meinem ebenfalls daheim liegenden Steam Deck verglichen. Welchen Handheld ich am Ende des Tages eher empfehle, erfahrt ihr, wenn ihr weiterlest - oder direkt einen Blick auf das Fazit werft:

Ayaneo Air Pro
Ayaneo Air Pro
Das Ayaneo Air Pro ist ein sehr guter Handheld für alle, die experimentierfreudig sind und denen das Steam Deck zu eingeschränkt ist. Dank Windows 11 genießt ihr hier volle Kompatibilität, was Spiele und Anwendungen angeht. Das OLED-Display sorgt für tolle Bilder, stellt sich jedoch auch als Leistungs- und Akkufresser heraus. Zudem kann der Bezug aus China ein Thema werden, solltet ihr aus irgendwelchen Gründen den Support in Anspruch nehmen müssen.
  • OLED-Display
  • leistungsstarke Hardware...
  • hohe Kompatibilität dank Windows 11
  • gute Verarbeitung
  • RGB-Beleuchtung als nettes Gimmick
  • nicht für große Hände geeignet
  • ...die aber durch die hohe Auflösung ausgebremst wird
  • Hersteller-Software ist unausgereift
  • lauter Lüfter
  • maue Akkulaufzeit

Gute Hardware, aber hoher Preis mit Zoll-Aufschlag

Sowohl das Ayaneo Air Pro als auch das Steam Deck gibt es in mehreren Varianten, die sich hinsichtlich der verbauten Hardware und des Preises voneinander unterscheiden. Da dieser Artikel ein persönlicher Erfahrungsbericht ist, vergleiche ich nur meine beiden Varianten miteinander.

Während in meinem Ayaneo Air Pro ein AMD Ryzen 7 5825U auf Zen-3-Basis mit 8 Kernen/16 Threads arbeitet, kommt im Steam Deck ein Custom-Modell zum Einsatz, das noch auf Zen 2 setzt und nur 4 Kerne/8 Threads stemmt. Auf dem Papier ein Nachteil und ich komme später noch darauf zu sprechen, ob sich dieser Umstand im Alltag bemerkbar macht. Das Steam Deck beherbergt 16 GB LPDDR5-RAM, beim Ayaneo Air sind es hingegen 16 GB LPDDR4-RAM.

Bei der Grafikeinheit setzt das Ayaneo Air Pro auf eine Radeon Vega 8, das Steam Deck tauft diesen Part seines Chipsatzes auf den Namen Van Gogh. Leistungstechnisch sind beide Varianten gleichauf, insbesondere da die Leistungsaufnahme zugunsten der Portabilität stark eingeschränkt wird. Das Steam Deck genehmigt sich je nach Nutzungsszenario zwischen 15 bis 25 Watt, beim Ayaneo Air Pro sind es maximal 18 Watt, die ich im Pro-Modus manuell einstellen kann.

Die Hardware im Ayaneo ist potent und braucht sich nicht vor dem Steam Deck zu verstecken. Die Hardware im Ayaneo ist potent und braucht sich nicht vor dem Steam Deck zu verstecken.

Beim Speicher hat das Ayaneo Air Pro die Nase vorn. 1 TB Speicher werden hier in Form einer NVMe-SSD verbaut. Beim Steam Deck sind es 512 GB. Für mich sind beide Kapazitäten ausreichend, aber wenn ihr viele Spiele gleichzeitig installiert haben möchtet, könnte das ein entscheidender Kauffaktor sein.

Geladen wird das Ayaneo Air über USB-C, von dem gleich zwei Ports verbaut sind - einmal am oberen, einmal am unteren Ende des Geräts. Das ist praktisch, denn so kann man selbst entscheiden, wie das Ladekabel hängen soll, ohne dass es einen beim Zocken stört.

Preislich kostet das Ayaneo Air Pro in meiner Ausführung stolze 1.099 US-Dollar, was zum Zeitpunkt dieses Artikels rund 1100 Euro sind. Beim Steam Deck habe ich mich im September 2022 ebenfalls für die teuerste Variante entschieden, was meine Brieftasche um 679 Euro erleichtert hat.

Beim Ayaneo Air Pro kommen jedoch noch Zollgebühren für den Import aus China hinzu, wodurch wir uns unterm Strich bei etwa 1135 Euro bewegen und damit ein gutes Stück oberhalb des Steam Decks. Und so viel kann ich schon mal verraten: Diesen Aufpreis wäre mir das Ayaneo dann doch nicht wert.

Über das Für und Wider rund um Ayaneo, Steam Deck, Logitech G Cloud und Nintendo Switch haben wir uns erst kürzlich im GameStar-Tech-Podcast unterhalten. Wenn ihr also eine Lesepause braucht, hört gerne mal rein:

Link zum Podcast-Inhalt

Ich liebe es, das Ayaneo anzuschauen

Was mir beim Ayaneo Air Pro immer wieder ins Auge sticht, ist seine schöne Optik. Wo das Steam Deck mit seinem schwarzen Kunststoffkleid eher bieder daherkommt, erinnert mich das Ayaneo mit seiner abgerundeten Form und den blauen Farbakzenten am anthrazitfarbenen Gehäuse im positiven Sinne an eine Art High-End-Gameboy für Erwachsene.

Dafür sorgen vor allem die beleuchteten Analogsticks. Ja, ich weiß, RGB-Spielereien treffen nicht jeden Geschmack, meinen aber schon, solange sie es nicht übertreiben. Beim Ayaneo sind die beiden Leuchtringe um die Analogsticks angenehm dezent und können mit verschiedenen Effekten angepasst, in der Helligkeit justiert oder auf Wunsch auch ganz deaktiviert werden.

Design Handheld-Feeling pur: Das Ayaneo Air Pro ist ein echt hübsches Gerät!

Shortcuts An der Oberseite dient die blaue Leiste dazu, noch weitere Tasten für Befehle anzubieten.

RGB Die RGB-Beleuchtung ist Geschmackssache, mir gefällt sie außerordentlich gut.

Neben den beiden Schultertasten befindet sich am oberen Gehäuserand noch eine Leiste, die man glatt für Zierde halten könnte. In Wahrheit verbergen sich darunter jedoch zwei weitere Schaltflächen, die ihr mit eigenen Befehlen belegen könnt. Standardmäßig ruft ein Druck die On-Screen-Tastatur auf, was ich im Alltag als sehr praktisch empfunden habe.

Bei der Verarbeitung schlägt das Ayaneo in meinen Augen sogar das Steam Deck. Ich weiß ja nicht, wie es bei euch aussieht, aber mein Deck hat ein, zwei sehr unansehnliche Lichthöfe an den Rändern seines LCD-Displays und das Gehäuse knarzt durchaus schon mal leicht, wenn man es etwas härter anpackt. Teilweise wirkt das Steam Deck auf mich noch immer wie ein Prototyp.

Das Ayaneo Air Pro hingegen wirkt solide wie ein Stein. Alles sitzt bombenfest, selbst bei testweise härterem Zupacken, und dank des verbauten OLED-Panels muss ich mich hier auch nicht mit Backlight Bleeding herumschlagen. Einzig der Ein/Aus-Schalter ragt etwas unschön aus dem Gehäuse heraus und fühlt sich für die Finger unangenehm scharfkantig an.

Ein Makel der ansonsten guten Verarbeitung ist der herausragende und unangenehme Startknopf. Ein Makel der ansonsten guten Verarbeitung ist der herausragende und unangenehme Startknopf.

Womit wir bei der Ergonomie angekommen wären. Hier mache ich es kurz, denn da ist die Sachlage für mich glasklar: Das Ayaneo Air Pro ist nichts für große Patschen wie meine. Wo sich das Steam Deck harmonisch in meine Hände schmiegt und ich gefühlt fast schon zu viel Platz habe, muss ich beim Ayaneo schauen, wo ich meine Finger parke.

Vor allem den rechten Daumen muss ich unangenehm umknicken, um den rechten Analogstick bedienen zu können. Auch andere Buttons erreiche ich ab und zu nur mittels Fingerakrobatik. Das Problem habe ich bereits bei der ähnlich großen Nintendo Switch Lite und voller Neid schaue ich auf die zarten Pfoten meiner Frau, für die das Ayaneo wie maßgeschneidert zu sein scheint.

Ayaneo Bedienung Beim Ayaneo Air muss ich den rechten Daumen unangenehm abknicken und meine Finger wissen kaum, wo sie hin sollen.

Steam Deck Bedienung Das Steam Deck kommt meinen großen Händen deutlich mehr entgegen.

Größenvergleich Noch einmal der direkte Vergleich: Das Ayaneo schmiegt sich vor allem in kleine Hände.

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