Wenn der Wetterbericht Temperaturen über 30 Grad ansagt, klingt das erst einmal nach Freibad, Eiscreme und Urlaubsgefühlen. Wer aber in einer Dachgeschosswohnung lebt oder, naiv wie ich, sein Büro unter das Dach verlegt hat, sieht das mitunter etwas anders.
Ohne eine Klimaanlage ist es schwer, die Hitze aus dem Raum zu bekommen. Wärme steigt nach oben, das freut die Bewohner tiefer gelegener Stockwerke, ganz oben hingegen nervt die Physik in diesem Punkt extrem. Zudem heizen sich Wände und vor allem das Dach durch die Sonnenstrahlen stark auf und speichern die Wärme auch noch.
Das Leben im Backofen bietet Optimierungspotential
Toll, tagsüber Mordor, in der Nacht immer noch Backofen. Vom Dach selbst lässt sich die Sonne nicht fernhalten, aber das große Südfenster bietet mir zumindest Optimierungspotential, so meine Annahme. Von innen verdunkelt lässt sich zumindest die direkte Sonne aussperren, die Wärme dringt aber trotzdem durch das Fenster. Eine von außen angebrachte Jalousie hingegen sperrt die Strahlen des erdnahen Fusionsreaktors namens Sonne
effektiver aus.
Jetzt bin ich mir nicht ganz sicher, ob die kurze Besinnungslosigkeit nach der Preisrecherche dieser verlockenden Verdunklungsgeräte von der Wärme kam oder ihr Preis für einen kurzen Schock-Blackout sorgte, aber sonderlich motiviert war ich im Anschluss nicht mehr.
Da ich seit einiger Zeit aber zunehmend begeistert mit Photovoltaik experimentiere – ohne große Dachanlage, da das Domizil nur gemietet ist, aber dafür mit allen Möglichkeiten, die ein Balkonkraftwerk so bietet – kam mir ein Gedanke, der zumindest theoretisch nach win-win klingt: Ein flexibles Solarpanel auf dem Fenster als Abdunklung, das zudem auch noch Strom fürs Büro produziert.
Gar nicht so schwer: Solarpanel auf das Dachfenster
Zugegeben, der Sommer ist vorbei, die heißen Tage wohl auch, für euch wäre das also eher ein Projekt fürs kommende Jahr. Im Winter produziert das Panel kaum Energie und Herbststürme reißen so unangenehm am Panel, dass es bis zum Frühling abgenommen wird.
Ihr merkt, ich spoilere euch ein wenig: Mein Fensterumbau ist schon ein wenig her. Das hat allerdings den Vorteil einiger Erfahrungswerte. Beispielsweise, dass Sonne im Winter sehr praktisch ist, um den Raum etwas weniger nach Gothic-Wohnung aussehen zu lassen. Dass die winterliche Sonne zudem auch recht wenig Stromproduktion erlaubt, kommt erschwerend hinzu.
Als Energiequelle und Sonnenschutz habe ich ein flexibles Solarpanel, wie es sie zu tausenden als Campingzubehör im Handel gibt besorgt. Der Preis lag bei etwas unter 100 Euro für das Modell mit 100 Watt, heute gibt es vergleichbare für deutlich weniger Geld. Testweise habe ich aber auch noch Versuche unternommen, die Energieerzeugung mit einem weiteren Panel zu pushen. Das Jackery SolarSaga 200 und eine passende Powerstation habe ich mir vorher schon angeschafft, um damit im Sommer ein Zelt mit Strom zu versorgen. Jetzt durfte die Powerstation ins Büro umziehen.
Denn Solarpanels lassen sich nicht einfach so mit dem PC-Netzteil oder der Steckdose verbinden. Dazwischen braucht es entweder einen Mikro-Wechselrichter, um so etwas wie ein Mini-Balkonkraftwerk zu errichten oder eine Powerstation mit Solareingang. Vorteil der Powerstation: Sie speichert den Strom im Zweifel auch für Stunden mit weniger Sonne. Oder, wenn sie ausreichend Kapazität und Leistung bietet, um die Klimaanlage zu betreiben. Nimm das, garstige Sonne!
Abstand halten, sonst wird es teuer!
Ein wenig kniffliger ist das Anbringen des Panels im Außenbereich. Mein Fenster hat dankenswerterweise Belüftungsöffnungen, durch die sich zwei Kabelbinder winden lassen, um das Flex-PV-Modul mittels der oben im Panel integrierten Ösen zu befestigen.
Unten kommen die MC4-Solaranschlüsse heraus, diese ließen sich mittels spezieller Fensterdurchführungen problemlos ins Haus leiten und dann mit der Powerstation verbinden.
Wichtig: Das Panel darf nicht direkt auf dem Fenster aufliegen, da es sonst schnell zu einem Hitzestau kommen kann. Dieser verringert nicht nur den Solarertrag, die Wärme kann auch das Fenster springen lassen. Für den passenden Abstand sorgen daher einige Saugnäpfe, die sich ebenfalls mit den Ösen verbinden lassen. Die Konstruktion hat übrigens schon starke Stürme überstanden, ohne wegzufliegen.
Fazit: Was bringt das jetzt?
Tatsächlich ist die Temperatur im Raum durch das abgedunkelte Fenster ein wenig niedriger ausgefallen. Da sich durch das Dach und die Wände aber trotzdem viel Wärme ins Zimmer schleicht, ist das natürlich keine Lösung für dauerhaft angenehme Temperaturen. Dass die Sonne aber nicht mehr direkt auf meine bleiche Nerd-Haut scheint, ist ein definitiver Pluspunkt. Ok, das lässt sich auch mit einer Jalousie erreichen.
Aber die erzeugt eben auch keinen Strom. Unter Idealbedingungen produziert eines meiner Panels knapp 100 Watt, mein Fenster besteht allerdings aus zwei Elementen, die verdeckt werden wollten – ergibt im Idealfall gut 200 Watt. Da PV-Module bei Hitze (ganz wie ich) weniger leisten, waren es im Sommer aber eher 75 Watt pro Modul. Das reicht für den Office-PC, Monitor und weiteren elektronischen Kleinkram und sogar um noch ein paar Watt in den Akku zu speisen.
Mein Fazit ist daher positiv, auch wenn ein simples Rollo viel günstiger gewesen wäre. Dieses liegt aber auch nur innen und lässt etwas mehr Wärme durch. Ein Außenrollo inklusive Montage hingegen ist deutlich teurer (von der vorher schon vorhandenen Powerstation abgesehen), arbeitet aber effektiver und lässt sich beim Wunsch nach Sonne im Gegensatz zum immobilen Panel hochziehen.
Im Gegenzug erzeugt mein Dachfenster in den sonnigen Monaten genug Strom für das Homeoffice, was sich tatsächlich besser anfühlt, als es sich anhören mag. Die Kosten für die Powerstation bekomme ich aber trotzdem nicht mehr eingespielt, das Projekt lief aber auch eher unter Experimentierzwang
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