Microsofts einst recht übersichtliche Surface-Produktpalette ist längst unübersichtlicher geworden - das getestete Microsoft Laptop Studio 2 ist die zweite Generation des Nachfolgers vom Surface Book. Dass der Name den Begriff Studio enthält, ist aber bereits ein Hinweis auf die angepeilte Zielgruppe: Kreative, die ein flexibles Gerät für neuen Content benötigen.
Aber auch wenn die angesprochenen Kreativen gelegentlich zocken wollen oder eine dedizierte Nvidia-GPU für lokale KI-Spielereien, Videobeschleunigung oder andere Anwendungsbereiche benötigen, ist das Surface Laptop Studio 2 nicht aus dem Rennen: Unser Testmuster ist mit einer Nvidia Geforce RTX 4060 ausgestattet. Die GPU treibt aber auch den, sogar bei der Grundausstattung nicht geringen, Preis stark nach oben.
So ist das getestete Surface Laptop Studio 2 ausgestattet
Microsoft hat uns testweise das Topmodell mit Intel Core i7-13700H, 64 Gigabyte DDR5-RAM, einer 1,0 TByte großen SSD sowie der Nvidia RTX 4060 zur Verfügung gestellt. Gegenüber dem auf CPU-Seite etwas schwächelnden Vorgänger bedeutet das deutlich mehr Rechenleistung: Das erste Modell setzte nur auf einen Quadcore, der i7-13700H bietet sechs Performance- und acht Effizienz-Kerne.
Für diese Konfiguration ruft Microsoft 3.799 Euro auf. Unflexibel: Wer die RTX 4060 haben möchte, muss auch gleich 64 Gigabyte DDR5 mitbezahlen. Die Variante mit heute gut ausreichenden 32 Gigabyte gibt es nur mit der schwächeren RTX 4050. Diese GPU gibt es auch noch kombiniert mit 16 Gigabyte RAM und nur 512 MByte SSD, genauso wie das Surface Laptop Studio 2 mit Intels iGPU Xe Graphics G7.
Bei allen Modellen gleich ist hingegen das Display, das den von Microsoft inzwischen gewohnten 3:2-Faktor bietet. Es bietet eine Diagonale von 14,4 Zoll mit einer Auflösung von 2.400x1.600 Pixeln bei 120 Hz.
- CPU: Intel Core i5-13700H (6P+8E-Cores, bis 5,0 GHz)
- RAM: 64 GByte DDR5 (fest verlötet)
- Grafik: Nvidia Geforce RTX 4060 mit 8 GByte (80 Watt)
- SSD: 1 TByte M.2-SSD
- Display: 14,4 Zoll IPS-Display, 3:2 mit 2.400x1.600 Pixeln und 120 Hz
Für wen ist das eigentlich?
Eines lässt sich schnell feststellen: Ein typisches Gaming-Notebook ist das Surface nicht. Ihr zahlt einen Aufpreis für Features, die euch keine zusätzlichen FPS oder ein schöneres Spielerlebnis bieten. Trotzdem eignet sich das Laptop auch für Gamer, da die generelle Leistung, zumindest bei der Variante mit RTX 4060, fürs Zocken meist ausreicht.
Angesprochen werden kreativ arbeitende Menschen, die von den Convertible-Funktionen und der Option auf Stiftbedienung profitieren. Stationär laufende KI-Anwendungen, beispielsweise für Grafik, wissen die RTX 4060 ebenfalls gut auszulasten, auch wenn deren 8 Gigabyte VRAM eigentlich zu schmal bemessen sind.
Verdient ihr also euren Lebensunterhalt mit Tätigkeiten, die von einem leistungsstarken Convertible mit edler Ausstattung profitieren und seid ihr auch einem feierabendlichen Spiel gegenüber aufgeschlossen: Ihr seid Zielgruppe! Als reines Gaming-Notebook würden wir das Surface Laptop Studio 2 aber eher nicht anschaffen, Perlen und Säue, ihr wisst.
Erstaunlich schwer, erfreulich hochwertig
Wo Hersteller wie Razer auch handliche Laptops in flache Gehäuse quetschen, setzt Microsoft auf Bauhöhe. Mit 15 mm ist das Surface Laptop Studio 2 erstaunlich hoch für ein 14-Zoll-Gerät. Der untere Teil der Basiseinheit ist allerdings etwas schmaler gehalten, was das Notebook kleiner wirken lässt. Ein flüchtiger Blick lässt diesen unteren Teil wie einen Standfuß wirken obwohl hier der spannende Teil der Hardware steckt.
Eine weitere Überraschung haben wir beim ersten Anheben des Laptops erlebt: Holla, ist das Ding schwer! Mit gut 2 Kilogramm erinnert das Gewicht eher an 16-Zoll-Modelle. Hier zeigt sich dann doch, dass einiges an Technik im dicklichen Inneren steckt.
Unterwegs kommen dann noch etwa 450 Gramm für das Netzteil hinzu. Der Anschluss des Netzteils haftet magnetisch am Laptop, nimmt aber unzeitgemäß viel Platz an der Gehäuseseite ein. Traditionell bietet das Netzteil noch einen USB-A-Port, an dem ihr Smartphones laden könnt.
Das flexible Display wird der Zielgruppe nicht gerecht
Das 14,4 Zoll große Display nutzt ein IPS-Panel, das den sRGB-Farbraum zu 99% abdeckt und dazu ausreichend hell leuchtet. Mit 2.400x1.600 Pixeln bietet die Auflösung eine gute Pixeldichte von 200 ppi. Nicht nur beim Gaming sondern auch im Alltag erweisen sich zudem die 120 Hz Refreshrate als sehr praktisch, wenn auch auf Kosten der Akkulaufzeit.
Flexibel ist das Display: Es lässt sich, ideal um Filme zu schauen, so anwinkeln, dass es vor der Tastatur sitzt und das Touchpad frei lässt aber auch komplett umklappen, so dass ein unförmiges Tablet entsteht.
Das 3:2-Format kennen ältere GameStar-Leser noch aus den Anfangszeiten des Heftes, Microsoft hat das Bildformat mit den Surface-Geräten wieder salonfähig gemacht. Bei Filmen resultiert es zwar in etwas breiteren Umrandungen oben und unten, bei der Arbeit weiß das Format aber oft zu überzeugen.
Touchfunktionen bietet das Display ebenfalls, optional bietet Microsoft auch einen Stift dafür an. Der war nicht Bestandteil unseres Testmusters, weshalb wir ihn nicht ausprobieren konnten. Grafiker können das Laptop aber bequem in ein (schweres) Tablet verwandeln und mit hoher Genauigkeit zeichnen.
Ein Nachteil der Touchoberfläche: Der Bildschirm spiegelt. Das hat sich im Test in hellen Innenräumen bereits negativ ausgewirkt, im sonnigen Äußeren störten die starken Spiegelungen noch mehr.
Nehmen wir als Zielgruppe des Surface Laptop Studio 2 einen Content Creator an, fällt aber negativ auf, dass Microsoft beim Display nicht auf die höchste Qualität gesetzt hat. Der Kontrast leidet etwas unter den geringen Schwarzwerten im Vergleich zu einem OLED oder Micro-LED-Display, störender ist aber, dass eben nur der sRGB-Farbraum gut unterstützt wird. Das reicht für Privatnutzer meist aus, den für professionelle Arbeit wichtigeren AdobeRGB-Farbraum deckt das Panel aber nur zu 69% ab.
Die Leistung überzeugt
Zwar ist das Surface nicht so schnell wie ein ebenso teures Gaming-Notebook, in dem bei einem Preispunkt von gut 4.000 Euro eher eine RTX 4090 statt einer 4060 stecken dürfte. Angesichts seines handlicheren Formfaktors liefert es aber eine erwartbar gute Leistung ab.
Dennoch lässt es sich mit dem Surface Laptop Studio 2 in der nativen Displayauflösung gut zocken, mitunter müsst ihr bei leistungshungrigen AAA-Titeln aber etwas an den Details schrauben. Von Raytracing würden wir aber in vielen Games eher abraten. Reicht euch die Leistung nicht, könnt ihr das RTX-4000-exklusive Feature Frame Generation bei einigen supportenden Spielen hinzuschalten und euch über teils fast verdoppelte FPS-Werte freuen.
Bei der CPU gibt es mit dem Core i5-13700H sechs schnelle Performance-Kerne und acht langsamere Effizienz-Kerne mit insgesamt 20 parallelen Threads. Erwartet keine Rekord-Boost-Taktraten, insgesamt muss das Notebook mit den 130 Watt seines Netzteiles auskommen.
Trotzdem reicht die Performance für Gaming- und Kreativarbeiten, zumindest abseits von eher nach Workstations rufenden Lasten. Apropos Workstation: Microsoft verkauft das Surface Laptop Studio 2 auch mit RTX 2000 Ada, also der für professionelle Zwecke gedachten RTX 4060 mit ECC-Fehlerkorrektur.
Webcam, KI-Zusatzchip und Akkulaufzeit
Für Videomeetings bringt das Laptop eine 1080p-Webcam, die auch zum Einloggen via Hello genutzt werden kann. Ein von Microsoft hervorgehobener KI-Zusatzchip soll unter anderem helfen, der Cam Effekte wie automatisches Folgen des Nutzers oder Unschärfe im Hintergrund hinzuzufügen. Dazu können wir wenig sagen, wir haben keinen Unterschied bemerkt.
Die Qualität der Kamera ist bei ausreichendem Licht gut, in dunkleren Umgebungen aber verrauscht und weniger scharf. Andere Notebooks machen es nicht besser, wir würden uns trotzdem einmal mehr als nur Durchschnitt wünschen.
Der Akku ist auf einen durchschnittlichen Büro-Arbeitstag ohne allzu viel Last ausgelegt: Bei leichter Last reicht er für etwas mehr als acht Stunden. Zusätzliche Minuten gewinnt ihr, wenn ihr mit 60 statt 120 Hz arbeitet. Wird dabei aber öfter an Grafik- oder Videomaterial gearbeitet, muss das Surface schon nach gut fünf Stunden an die Steckdose.
Insgesamt ist die Akkulaufzeit etwas schwach, vor allem angesichts der Preisklasse.
Fazit: Edel aber zu teuer
Es ist nicht schwer, ein 3.800 Euro teures Notebook als zu teuer zu bezeichnen, es gibt aber Fälle, wo der Preis zumindest gerechtfertigt ist. Beim Surface Laptop Studio 2 ist das nur bedingt der Fall: Eine vergleichbare Leistung in dünneren Gehäusen bieten andere Hersteller ebenfalls. So kostet das Razer Blade 14 mit RTX 4070 und AMD-Achtkern-CPU sogar nur 3.299 Euro und ist zudem mit einem noch besseren Display ausgestattet und wiegt weniger.
Als Convertible mit Schwenkdisplay und Stiftbedienung ist das Surface allerdings ein Sonderfall, der auf dem Markt recht einmalig ist. Wer aber regelmäßig im Tabletmodus professionell Bilder bearbeitet, würde sich wohl ein besseres Display wünschen. Wäre Microsoft hier etwas mutiger gewesen, hätte das Studio-Laptop seine Nische perfekt ausgefüllt, so würden wir den meisten Lesern zu den geforderten Preisen aber eher vom Kauf abraten.
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