Gelegenheitsfotografen greifen heute zum Smartphone und Profis zu spiegellosen Systemkameras. Dazu kommt, dass Canon, Nikon und Sony keine Spiegelreflexkameras mehr produzieren. Lohnt es sich also 2024 dennoch eine solche Kamera zu kaufen oder ist es Zeit Abschied zu nehmen?
Spiegellose Kameras und Handys dominieren den Markt
In den letzten zehn Jahren haben die Verkaufszahlen von DSLRs, bei uns auch besser bekannt als Spiegelreflexkamera, stetig abgenommen.
Das liegt nicht nur an der immer stärkeren Verbreitung von spiegellosen Systemkameras, sondern vor allem an den technischen Fortschritten bei Smartphone-Kameras. Beide haben offensichtliche Vorteile gegenüber den großen schwarzen Spiegelkästen.
Die spiegellosen Systemkameras haben hochauflösende elektronische Sucher, können kompakter gebaut werden und schießen Fotos ohne lauten Spiegelschlag. Dazu kommt wegen der geringen Distanz von Objektiv zum Sensor die Möglichkeit, unzählige Objektive von anderen Herstellern zu adaptieren.
Handys bieten inzwischen genau wie Systemkameras unterschiedliche Brennweiten und liefern dank der »Computational Photography« (inzwischen auch KI-gestützt) äußerst gute Bilder. Die Qualität ist für die meisten Menschen ausreichend - eine Extra-Kamera wird nicht mehr gekauft.
Große Hersteller wie Sony, Nikon und Canon haben deswegen bekannt gegeben, keine weiteren DSLRs mehr zu produzieren.
Spiegel haben aber dennoch einen Platz
Und trotzdem: Die Spiegelreflexkamera bleibt weiterhin in den Herzen von vielen erhalten - und dazu zählt auch der japanische Kamerahersteller Pentax.
Pentax ist der letzte große Hersteller von neuen digitalen Spiegelreflexkameras. Wie der deutsche Hersteller Leica, der als einziger noch digitale Messsucherkameras herstellt, kann Pentax diese Gelegenheit nutzen, um die Nische der DSLRs zu belegen.
Spiegelreflexkameras haben immer noch Vorteile gegenüber spiegellosen und es gibt auch 2024 noch immer gute Gründe, die für den Kauf einer neuen oder gebrauchten DSLR sprechen:
- Riesige Auswahl an Objektiven verfügbar zu günstigen Gebrauchtpreisen
- Sehr große Auswahl an gebrauchten Kameras
- Optischer Sucher
- Deutlich längere Akkulaufzeit als spiegellose Kameras
- Bildqualität ist auf demselben Niveau, wie bei den meisten Spiegellosen Kameras
Gerade das Fotografieren mit einem optischen Sucher ist für viele Fotografen ein unverzichtbares Feature. Mit einem solchen seht ihr die Szene mit euren eigenen Augen durch das Objektiv - dafür ist der namensgebende Spiegel in der Kamera zuständig.
Mit dem elektronischen Sucher einer spiegellosen Kamera blickt ihr durch diesen auf einen Bildschirm (die heute allerdings schon ziemlich gut sind).
Wer sich also 2024 für eine Spiegelreflexkamera entscheidet, begeht keinen Fehler. Euch sollte nur vorher bewusst sein, welche Kompromisse man damit eingeht und ob einem die Vorteile es wert sind.
Das sagt der Experte
Duy Linh Dinh: Ich liebe die Spiegelreflexkamera. Meine aktuelle Hauptkamera ist sogar eine - wobei ich ergänzen muss, dass es sich dabei um eine analoge Pentax MX handelt. Alleine die Kamera in die Hand zu nehmen oder durch den riesigen optischen Sucher zu blicken, inspiriert mich zum Fotografieren, wie es kaum eine andere Kamera getan hat.
Eine digitale SLR hatte ich hingegen schon lange nicht mehr. Als die erste spiegellose Systemkamera auf den Markt kam, die Panasonic Lumix G1, war ich schon einer der ersten, die auf den Zug aufgesprungen sind. Ich habe damals die Zukunft gesehen und wusste: Das wird die DSLR ersetzen.
Inzwischen ist es genauso gekommen, allerdings ist sie alles andere als ein digitaler Dinosaurier. Sie ist nicht ausgestorben, sondern hat sich zu einer Nische entwickelt, für jene, die die Qualitäten von Spiegelreflexkameras schätzen.
Tatsächlich liebäugle ich aktuell selbst mit einer Pentax K3 III Monochrom: eine Vollformat-Spiegelreflexkamera mit Schwarz-Weiß-Sensor - ja, ich weiß - nischiger geht es kaum. Allerdings besitze ich schon einige Pentax-Objektive und die großen optischen Sucher sind einfach ein Traum zum Fotografieren. Dazu kommt, dass Schwarz-Weiß-Sensoren Vorteile bei Lichtempfindlichkeit und Schärfe haben - und weil ich diese Art von Fotos liebe.
Meine Empfehlungen
Wenn ihr euch selbst für eine Spiegelreflexkamera interessiert, könnte die Canon EOS 2000D ein guter Einstieg sein. Sie kostet aktuell mit einem Standardzoom nur etwa 500 Euro. Dazu bekommt ihr eine riesige Auswahl an guten Objektiven für das Canon EF-System.
Eine weitere günstige Alternative findet ihr mit der Pentax K70. Sie besitzt einen größeren Sucher und ist sogar gegen Feuchtigkeit abgedichtet. Für einen Preis von 650 Euro könnt ihr nicht viel falsch machen.
Eine noch bessere Entscheidung wäre der Kauf einer gebrauchten Vollformat-DSLR. Die damals bei Profis sehr beliebte Nikon D800 kostet inzwischen nur noch etwa 600 Euro. Als sie 2012 erschien, lag sie bei 2.900 Euro. Mit einer solchen Kamera erhaltet ihr für wenig Geld einen 36 Megapixel-Vollformatsensor, der eine ausgezeichnete Bildqualität liefert.
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