Es kommt nicht nur auf die Größe an - der neue, gigantische BenQ-OLED-Monitor im Test

Groß, größer, Mobiuz EX480UZ. Mit seinen 48 Zoll überschattet BenQs neuester OLED-Monitor die Konkurrenz. Aber ist das auch zweckmäßig?

Was für ein Gigant. Dieser 48-Zoll-Bildschirm nimmt die volle Breite eines typischen Schreibtischs sein Was für ein Gigant. Dieser 48-Zoll-Bildschirm nimmt die volle Breite eines typischen Schreibtischs sein

Uff, ist das ein Riesending! Was BenQ uns als OLED-PC-Monitor zum Testen zur Verfügung stellt, würden viele wahrscheinlich nicht als solchen wahrnehmen. Im nächstbesten Technikmarkt ausgestellt, ginge der Mobiuz EX480UZ mit seinen 48 Zoll problemlos als Fernseher durch.

Das wäre nicht einmal ein grobes Vergehen an dem stylisch geformten Gerät, schließlich stammt dessen Paneel von LG Display. Weil OLED-Computermonitore in letzter Zeit immer mehr an Popularität gewinnen, versuchen Hersteller mit dieser Technik immer öfter spezielle Zielgruppen zu bedienen. Dieses Monster von einem Monitor ist also nicht für jeden gedacht.

Aber ob der Ottonormalverbraucher erkennt, was BenQ hier in petto hat, ist unklar. Was unterscheidet diesen Monitor von einem LG-OLED-Fernseher, und womit rechtfertigt er seinen Kaufpreis von 1799 Euro? Das wollen wir gleich klären.

BenQ Mobiuz EX480UZ
BenQ Mobiuz EX480UZ
Mein Erlebnis mit dem Mobiuz ist ein zwiespältiges. Einerseits bringt er alles mit, was meinen Augen Freude bereitet: sattes Schwarz, schöne Farben, klare Kontraste, blitzschnelle Reaktionszeit und Sperenzchen wie Gsync. Andererseits ist er zu groß, um in allen Bereichen zweckdienlich zu sein. Auch wird mir nicht klar, welche Zielgruppe BenQ mit diesem Monitor ansprechen will. Wer einen reinen Spiele-Monitor sucht, findet einen helleren OLED-Fernseher gleicher Größe problemlos unter 1.000 Euro.
  • schöne Farben
  • schnelle Reaktionszeit
  • sattes Schwarz
  • Fernbedienung
  • USB-Anschlüsse mit viel Power
  • zu groß für eine Nutzung am Schreibtisch
  • nur 450 Nits Maximalhelligkeit
  • kein eARC
  • teuer
Bei Alternate

Ein Gigant für Spiele

Bei so einer Stange Geld muss selbst ein OLED-Monitor starke Argumente auffahren, schließlich gibt es vergleichbare Fernseher schon für knapp unter 1.000 Euro. Warum sollte man fast 800 Euro mehr ausgeben (oder knapp über 600, wenn man ein wenig recherchiert)?

Eine eindeutige Antwort auf diese Frage liefert das Gerät nicht. Unterm Strich geht es nämlich nur um einen besonders großen, aber doch handelsüblichen dedizierten PC-Monitor mit gängigen Anschlüssen.

Auf der linken Seite findet man zwei HDMI-2.1-Schnittstellen und einen Display Port 1.4, die den Anschluss von PCs und Konsolen bei einer Auflösung von 3.840 x 2.180 Pixeln (UHD) und bis zu 120 Hz ermöglichen - inklusive HDR 10. Dank Unterstützung für NVidia Gsync und AMD FreeSync sowie einer Reaktionszeit von blitzschnellen 0,1 Millisekunden ist er in jeder erdenklichen Hinsicht spieletauglich.

Egal ob PC- oder Konsolenspiel, die Grafik ist stets lebhaft und farbenfroh. Vor allem in HDR Egal ob PC- oder Konsolenspiel, die Grafik ist stets lebhaft und farbenfroh. Vor allem in HDR

Ein Satz interner Stereolautsprecher, deren Bass-Fundament auf einen zentral platzierten Mini-Subwoofer zurückgreift, ist für den Klang zuständig. Der Sound ist allerdings trotz des Subwoofers erstaunlich dünn und saftlos. Selbst ein paar halbwegs taugliche Schreibtischboxen haben mehr Punch.

Die verbauten Lautsprecher sind somit nur als Notlösung zu verstehen, für den Fall, dass gerade keine andere Ausgabemöglichkeit bereitsteht.   

Soll dafür eine Surroundanlage herhalten, muss man das HDMI-Signal mangels eARC -Unterstützung vorher durch den Verstärker schleifen oder auf den digitalen Koaxial-SPDIF-Audioausgang des Monitors zurückgreifen, der komprimierte Surround-Sound Formate weitergibt. Für Dolby Atmos genügt das leider nicht. Reicht ein Kopfhörer, so tut es die entsprechende Headphone-Buchse in Stereo.

Konsolentauglich

Egal für welche Soundlösung man sich entscheidet, Xbox Series und Playstation 5 sind ruckzuck angeschlossen und machen auf dem Bildschirm eine richtig gute Figur, zumal man dank einer kleinen Fernbedienung mühelos zwischen den Anschlüssen umschalten kann, ohne am internen Menü herumfummeln zu müssen. Der Vergleich mit einem OLED-Fernseher ist verführerisch.

Einen Display Port für PCs haben Fernseher allerdings nicht auf Lager, wodurch BenQs Großer sein erstes echtes Unterscheidungsmerkmal hervorbringt.

Das zweite Merkmal findet man direkt auf der Oberfläche. Während OLED-TVs versuchen, mithilfe glatter Screens möglichst brillant zu wirken, dadurch aber stark spiegeln, bleibt der Mobiuz EX480UZ matt. Zwar nur so weit, wie es möglich ist, ohne die dargestellten Grafiken stumpf wirken zu lassen, aber allemal besser als bei einem üblichen OLED-Fernseher.

Alle Anschlüsse befinden sich fein säuberlich sortiert auf der linken Seite. Auf der rechten Seite ist nur die Steckerbuchse für das intern verbaute Netzteil. Alle Anschlüsse befinden sich fein säuberlich sortiert auf der linken Seite. Auf der rechten Seite ist nur die Steckerbuchse für das intern verbaute Netzteil.

Unterscheidungsmerkmal Nummer drei sind ein USB-C-Port beziehungsweise zwei USB 3.2-Buchsen die maximal 90 Watt in ein externes Gerät einspeisen. Bei so viel Power wird das Ladegerät für einen Laptop obsolet (sofern er sich über USB laden lässt). Praktisch!

Zukunftsorientiert?

Solche Specs klingen auf den ersten Blick ordentlich. Für PC-Gamer mit Ambitionen stellt sich jedoch die Frage einer zukunftsorientierten Ausrichtung. Display Port 1.4 ist nur deswegen noch aktuell, weil Nvidia-Grafikkarten mangels Kompatibilität den Sprung auf Version 2.1 verzögern.

Das könnte in zwei Jahren aber schon ganz anders aussehen, schließlich kommen Radeons schon jetzt mit der moderneren Anschlussvariante daher.

Nicht, dass dieser Sprung beim Display-Port-Standard zwingend erforderlich wäre, schließlich bringt der verbaute Screen nicht mehr als 120 Hz, aber bei einem so großen und teuren Gerät gehören Überlegungen wie diese dazu. Nur eine sehr kleine Zielgruppe dürfte sich nach der Anschaffung überlegen, das Gerät in zwei Jahren gegen ein Besseres auszutauschen. Obendrein geben nur Enthusiasten so viel Geld für einen Monitor aus.

Womöglich hätte BenQ nicht nur sich selbst, sondern auch potenziellen Käufern mit ein wenig mehr Geduld für eine spätere Veröffentlichung samt modernerem Screen und Display Port einen Gefallen getan.

Sei es drum: Der verbaute Bildschirm reizt die maximale Übertragungsrate der vorhandenen Anschlüsse voll aus und tut das, was von ihm erwartet wird: Er zaubert die für OLED-Screens üblichen leuchtenden Farben auf die Mattscheibe, deren Kontraste dank exzellenter Schwarzwerte hervorstechen. Ordentliche 98 Prozent des DCI-P3 Farbraums werden abgedeckt.

Das sollte theoretisch gut genug für Photoshop-Künstler sein, sofern sie den Monitor kalibrieren lassen.

Ein Zwerg für Profi-Anwendungen

So die Theorie. Die Praxis widerspricht dem jedoch, denn mit gerade mal 450 Nits Maximalhelligkeit gehört er in Sachen Strahlkraft nicht zur Spitzenklasse. Bei mehr als 50 Prozent Abdeckung mit einer hellen Fläche dimmt er sogar so weit herunter, dass jegliches Weiß zu einem schleierhaften Grau wird. Das ist alles andere als ideal für Grafikarbeiten.  

Leider sieht es bei dunklen Flächen ähnlich mau aus. Wie für OLEDs üblich beherrscht der Mobiuz EX480UZ zwar perfekte Schwarztöne, doch neigt er aufgrund seiner allgemein recht niedrigen Strahlkraft zum Black-Crushing. Er verschmilzt also dunkle Flächen so weit miteinander, dass man deren dunkle Farbnuancen nicht mehr voneinander unterscheiden kann.

Die Farbkraft dieses Monitors ist bei hellen Farben wunderbar, wenn auch nicht auf Spitzenniveau für einen OLED-Screen Die Farbkraft dieses Monitors ist bei hellen Farben wunderbar, wenn auch nicht auf Spitzenniveau für einen OLED-Screen

Als Praxistest für eine Untermauerung dieser Feststellung diente uns das Videoschnittprogramm DaVinci Resolve und eine Konzertaufnahme, die mit drei unterschiedlichen Kameras bei stark abweichenden Farbtemperaturen bearbeitet wurde. Wir waren auf dem Mobiuz EX480UZ nicht in der Lage, die Schwarzwerte aller Kameras händisch anzugleichen, ohne Hilfsgrafiken zurate zu ziehen.

Zu groß, zu nah

Dabei spielte nicht nur die Leuchtkraft des Monitors eine Rolle, sondern auch der Blickwinkel auf den Screen. 48 Zoll sind schlichtweg zu viel für einen Monitor, den man direkt vor der Nase auf einem Schreibtisch platziert. Man schaut ständig hinauf, beziehungsweise in steilem Winkel in die Ecken des Bildschirms.

Obwohl die Farbwerte beim Mobiuz EX480UZ auch von der Seite betrachtet recht stabil bleiben, gehen bei derart naher Betrachtung Details verloren.

Jobs bei GS Tech Jobs bei GS Tech

Das lässt nur eine Schlussfolgerung zu: BenQs Mobiuz EX480UZ ist nur als reiner Spiele-Monitor empfehlenswert und sollte möglichst nicht als typischer PC-Monitor auf dem Schreibtisch platziert werden.

Alternativ würde sich die Montierung an einem schwenkbaren Arm anbieten, was allerdings kein leichtes Unterfangen darstellt. Eine Verschraubung auf VESA 200 x 200 ist zwar möglich, allerdings liegen die Gewindelöcher aufgrund der bauchigen Rückseite sehr tief, sodass dafür ein Besuch im Baumarkt zwecks Anschaffung besonders langer Schrauben nötig wird.

Fazit der Redaktion

Denis Brown
@Denis_Brown_

Mein Erlebnis mit dem Mobiuz EX480UZ ist ein Zwiespältiges. Einerseits bringt er mit seiner OLED-Technik alles mit, was meinen Augen Freude bereitet: sattes Schwarz, schöne Farben, klare Kontraste bei hellen Tönen, blitzschnelle Reaktionszeit und Sperenzchen wie Gsync.

Andererseits ist er zu groß, um in allen Bereichen zweckdienlich zu sein. Was nützen zwei USB-Anschlüsse, die einen Laptop ohne Netzteil in Betrieb halten könnten, wenn man diesen Laptop nicht davor platzieren kann? Erst bei rund einem Meter Abstand hatte ich das Gefühl, den Bildschirm ordentlich überblicken zu können.

Für Spiele, die man mit einem Controller oder einer Funk-Tastatur bedient, mag das brauchbar sein. Zum Arbeiten ist dieser Abstand denkbar schlecht, zumal die 4K-Auflösung damit ins Unkenntliche abdriftet und es für professionelles Arbeiten mit Grafik an Leuchtkraft fehlt.

Dass seine integrierten Lautsprecher trotz Mini-Subwoofer dünn rüberkommen, spricht auch nicht gerade für den hohen Anschaffungspreis von mindestens 1.600 Euro, wenn nicht sogar bis zu 200 Euro mehr.

Daher wird mir nicht klar, welche Zielgruppe BenQ mit diesem Monitor ansprechen will. Wer einen reinen Spiele-Monitor sucht, findet einen helleren OLED-Fernseher gleicher Größe problemlos unter 1.000 Euro. Der spiegelt dann etwas mehr, hat keinen Display Port und kommt mit einer etwas längeren Reaktionszeit daher.

Angesichts der faktischen Leistungsgrenzen des Mobiuz EX480UZ bei 120 Hz und 450 Nits sind diese Unterschiede aber kaum der Rede wert. Mit dieser Aussage möchte ich die Leistung dieses Monitors keineswegs kleinreden. Er ist nur zu teuer für das, was er leisten soll.

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