Eine Hochzeitstorte, die leuchtet und sich bewegt. Was eher nach dem neuesten Streich von Cake Artists auf Instagram aussieht, ist tatsächlich ernsthafte Forschung. Ein interdisziplinäres Forschungsprojekt hat mit dem RoboCake erste essbare Technik entwickelt.
Und das hat durchaus einen ernsten Hintergrund.
Eine Hochzeitstorte aus dem Forschungslabor
Die Schweizer Universität École polytechnique fédérale de Lausanne
(EPFL) hat auf ihrem YouTube-Kanal ein Video veröffentlicht, das weniger nach technischer Forschung, als mehr nach Backen aussieht.
Zu sehen sind Konditoren, die an einer mehrstöckigen Hochzeitstorte bauen. Die wird garniert mit leuchtenden LED-Kerzen, und auf der Spitze steht kein steifes Plastikbrautpaar, sondern zwei große rote Gummibärchen, die gemeinsam hin und her wippen.
Link zum YouTube-Inhalt
Das Video zeigt den RoboCake
, ein erstes Ergebnis für essbare Technik des EU-finanzierten Projekts RoboFood.
An der interdisziplinären Forschung sind neben der Schweizer EPFL auch das Instituto Italiano di Tecnologia
und Konditoren und Lebensmittelforscher der Schweizer Hotelfachschule École hôtelière de Lausanne
beteiligt.
Technik als Kuchen-Dekoration
Laut Angaben auf der EPFL-Webseite haben die Forscher zwei Komponenten essbarer Technik integriert:
Die leuchtenden Kerzen an der Basis des Kuchens sind kleine LED-Kerzen, die mit Batterien betrieben werden. Letztere bestehen vollständig aus essbaren Einzelteilen.
- dunkle Schokolade: Batteriegehäuse
- Vitamin B2 (Riboflavin): Anode (in einem vergleichbaren Paper belegt)
- Quercetin (pflanzlicher Naturfarbstoff): Kathode
- Aktiviertes Kohlenstoffmaterial als Stabilisator und für die elektrische Leitfähigkeit
Diese Schoko-Batterie
erzeugt eine Spannung im Bereich von ca. 0,65 Volt – das sei laut den Forschern sicher zum Verzehr und reicht, um eine kleine LED-Leuchte für etwa 10 Minuten zu betreiben.
Zuerst schmecke sie schokoladig, gefolgt von einem überraschend säuerlichen Kick, der durch den essbaren Elektrolyten im Inneren verursacht wird
.
Das tanzende Bärchen-Pärchen an der Spitze der Torte sind bewegliche Figuren. Die werden von den Forschern selbst als Roboter
bezeichnet. Sie können ihren Kopf und ihre Arme bewegen und bestehen komplett aus verzehrfähigem Material:
- Gelatine, Zuckersirup und Lebensmittelfarben: Körper
- Pneumatisches System:
Wird Luft durch spezielle Kanäle gepumpt, bewegen sich Arme und Kopf.
Die Gummibärchen auf der Torte schmecken nach Granatapfel.
Deswegen wird an essbaren Robotern geforscht
Die Entwickler der essbaren Technik sind sich durchaus um die Kuriosität ihrer Entwicklung bewusst: Robotik und Essen sind zwei separate Welten
, sagt Dario Floreano, Koordinator des RoboFood-Projekts auf deren Webseite.
In der Verbindung der beiden Bereiche sieht er aber einige Vorteile:
- Müllvermeidung, sowohl von Lebensmitteln, als auch Elektronikteilen
- Nahrungsmittellieferung in gefährdete Gebiete
- Verabreichung von Medikamenten an Patienten mit Schluckbeschwerden (von Pillen etwa) oder Tiere
- Überwachung der Frische von Lebensmitteln mit essbaren Sensoren
RoboFood arbeitet also nicht an dem nächsten Food-Trend, sondern an potenziell zukunftsweisenden Innovationen. Denn im Kern geht es darum, nicht-zersetzbare Teile ess- und kompostierbar zu machen.
Gerade in einer Welt, in der immer mehr Technik den Alltag beherrscht, drängen sich Fragen nach deren Entsorgung auf. Denn pro Jahr entstehen laut RoboFood allein 40 Millionen Tonnen Batterie-Müll.
Und wer weiß, vielleicht werden wir in ferner Zukunft den Kauf eines neuen Handys mit dem Verspeisen des alten zelebrieren.
Was denkt ihr darüber? Haltet ihr RoboFood für ein spannendes Projekt? Oder könnt ihr euch beim besten Willen nicht vorstellen, dass man tatsächlich signifikante Teile von Elektronik ess- bzw. kompostierbar machen kann? Schreibt uns eure Meinung in die Kommentare!
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