Ich durfte schon einige Falt-Handys unter die Lupe nehmen, vorrangig die Ableger aus dem Hause Samsung. Ein Foldable von Google ließ bislang auf sich warten.
Jetzt aber ist es endlich so weit und das Pixel Fold liegt in meinen Händen. Selten hat mich ein Smartphone so hin- und hergerissen, denn: Es macht in meinen Augen zwar sehr viel richtig, aber eben nicht alles.
Warum? Das erkläre ich euch in meinem Test.
Was habe ich getestet?
Google hat mir das Google Pixel Fold für drei Wochen als Leihgabe zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme seitens des Herstellers auf den Artikel fand nicht statt. Ebenfalls gab es keine Verpflichtung, einen Testbericht zum Falt-Smartphone zu veröffentlichen.
1.900 Euro ohne Netzteil oder Zubehör
Ja, ich weiß: Ein Netzteil liegt inzwischen fast keinem Smartphone mehr bei. Bei Falt-Handys schmerzt es allerdings gleich doppelt und das verdient es in meinen Augen, kritisiert zu werden.
Bei Startpreisen von 1.900 Euro beim Fold 5 von Samsung sowie beim Pixel Fold von Google wäre etwas Zubehör wünschenswert - sei es nur eine Silikonhülle oder eine Displayfolie, die auf der Frontseite bereits aufgeklebt ist.
Andere Smartphone-Hersteller schaffen dies bei Preisen weit unter der 1.000-Euro-Marke schließlich auch. Ihr könnt also lediglich ein USB-C-Kabel sowie einen Adapter auf USB-A im Lieferumfang vorfinden.
Das Design: Das Pixel Fold ist handlich und unhandlich
Google verspricht, eines der robustesten Falt-Handys in petto zu haben. Und wenn ich das Smartphone in die Hand nehme, glaube ich es dem Tech-Riesen aufs Wort.
Das Pixel Fold wiegt stolze 283 Gramm und ist damit das schwerste Smartphone, das ich je getestet habe.
Es fühlt sich wirklich robust an, dank des Edelstahlrahmens und der matten Rückseite ebenso hochwertig. In meinen Augen hat diese Medaille allerdings eine große Kehrseite:
Trotz des handlichen 5,8-Zoll-OLED-Displays auf der Front fühlt es sich durch das Gewicht gleichzeitig unhandlich an und wirkt wie ein kleiner Klotz - besonders wenn ihr es in die Hosentasche gleiten lasst.
Trotzdem kann ich das Smartphone dank des kleinen Bildschirms nahezu mit einer Hand bedienen, was fast schon eine Seltenheit im Android-Bereich darstellt.
Erfreulicherweise lässt sich das Erstlingswerk von Google zusammenfalten, ohne eine Lücke zu hinterlassen, wie es bis zum Z Fold4 des direkten Konkurrenten Samsung noch der Fall war. Geschlossen heißt beim Google-Handy geschlossen. Samsung hat mit dem aktuellen Z Fold5 allerdings nachgezogen.
Das Pixel Fold kommt zugeklappt auf 12,1 Millimeter und sorgt dadurch für eine vergleichsweise flache Bauform (das Fold 4 kommt auf 15,9 Millimeter). Was erwartet euch, wenn ihr es aufklappt?
Vom kompakten Handy zum Mini-Tablet
Ein Foldable ist kein Foldable, wenn es sich nicht aufklappen lässt - logisch. Klappt ihr das Handy auf, erwartet euch ein 7,6 Zoll großes OLED-Display mit dicken, dicken Display-Rändern, die im Hochformat fehl am Platz wirken.
Egal ob Samsung- oder Google: Ein Kompromiss bleibt bei Falt-Handys also wohl leider letztlich immer.
Ein wesentlicher Unterschied zu Samsung lässt sich trotzdem ausmachen: Das Z Fold5 faltet sich zu einem großen Bildschirm, der höher als breit ist. Google hingegen geht mit seinem Foldable den Weg eines Mini-Tablets im Breitbildformat.
Wer sich an der Falz in der Mitte bei dieser Art von Smartphones stört, wird auch beim Pixel Fold nicht glücklich. Beim Ableger von Google ist die Falte leider nicht vollständig glatt gebügelt.
Dennoch kann ich es nicht häufig genug erwähnen: Mit wenig Eingewöhnungszeit wird die Falte nicht mehr wahrgenommen, je nach Bildinhalt verschwindet sie sogar nahezu sofort aus dem Gedächtnis.
Trotzdem ist es in meinen Augen verständlich, dass bei derartigen Mondpreisen ein solcher Umstand nur schwer hingenommen werden möchte.
Viel seltsamer empfinde ich allerdings ein anderes »Problem«, das wohl auf das Scharnier zurückzuführen ist: Das Handy klappt nicht zu 100 Prozent auf, solange man nicht ordentlich Kraft aufwendet. Andere Tester haben das Verhalten ebenfalls wahrgenommen.
Die Displays des Google Pixel Fold
Egal ob außen oder innen: Beide Displays unterstützen eine Bildwiederholrate von 1 bis 120 Hertz. Das vordere Display kommt wie im oberen Abschnitt erwähnt auf 5,8 Zoll bei einer Auflösung von 2.092 × 1.080 Pixel.
Laut Datenblatt kommt das mit Gorilla Glass Vitus geschützte Panel auf 1.550 Nits Spitzenhelligkeit. Trotz direkter Sonneneinstrahlung bleiben die Inhalte auf dem Bildschirm dadurch sehr gut ablesbar, was ich ebenfalls über das innere Display mit einer Spitzenhelligkeit von 1.450 Nits sagen kann.
Der 7,6 Zoll große Bildschirm kommt auf eine Auflösung von 2.208 × 1.840 Pixel und wird mit Ultra Thin Glass geschützt, was sich aufgrund des darüber angebrachten Materials aber nicht hochwertig anfühlt.
Über die empfindliche Glasschicht wird eine Kunststoffolie angebracht, die das Display vor Schäden bewahren soll. Leider wirkt diese Folie - wie auch bei der Konkurrenz - wie ein Magnet für Fingerabdrücke und Staub.
Gegen Staub in großen Mengen ist das Pixel Fold leider nicht geschützt, allerdings dank IPX8-Zertifizierung gegen das Eindringen von Wasser.
Mehr über die Schutzklassen erfahrt ihr in unserem Guide:
Google Pixel Fold: Die Software zeigt neue Stärken und alte Schwächen
Google hat zur I/O im Mai bereits angekündigt, zahlreiche (Google-)Apps für das Foldable zu optimieren. Dieses Versprechen haben sie eingelöst und die Optimierung zieht sich wie ein roter Faden durch das Betriebssystem.
Chrome liefert eine desktopähnliche Ansicht mit übersichtlichen Tabs. Gmail teilt das Foldable beim Öffnen von E-Mails in zwei Spalten auf, links die Nachrichten und rechts den Inhalt. Drittanbieter-Apps wie Spark öffnen die Mails leider für den gesamten Bildschirmbereich.
Andere Apps des Tech-Riesen wie Kalender oder YouTube wissen die 7,6 Zoll ebenfalls sinnvoll auszureizen. Es hinterlässt den Eindruck, als wolle Google jedes einzelne Pixel für sein Falt-Handy sinnvoll unterbringen und es macht durchaus Spaß, die optimierten Apps auf dem Falt-Smartphone zu nutzen.
Allerdings gibt es wie immer schwarze Schafe unter der App-Landschaft, die nach all der Zeit noch keine Optimierung für derartige Geräte anbieten, wie eben Instagram.
Hier macht es mehr Sinn, auf das kleinere Außendisplay zu wechseln - das ist aber kein Muss.
Multitasking auf dem Google Pixel Fold
Abseits Tablet-optimierter Apps bietet das Pixel Fold ein paar Multitasking-Features, die das Arbeiten auf dem Handy erleichtern sollen.
Seid ihr gerade im Internet unterwegs und möchtet nebenbei Notizen festhalten, lässt sich die entsprechende App parallel dazu öffnen. Mit einem kleinen (und kurzen!) Wisch am unteren Bildschirmrand nach oben zeigt sich das App-Dock mit bis zu 6 Anwendungen.
Was stört: Wischt ihr zu schnell, führt ihr die Zurück-Geste aus, was zumindest bei mir anfangs für Frust sorgte.
Sei’s drum. Habt ihr diesen Kniff verinnerlicht, könnt ihr somit eine zweite App auf den Bildschirm ziehen und »produktiv« werden.
Ebenfalls unterstützt das Handy die App-Kontinuität. Sprich: Habt ihr gerade eine App im Tablet-Modus geöffnet und klappt das Foldable zu, könnt ihr auf dem Außendisplay nahtlos weiter arbeiten.
Fünf Jahre Sicherheitsupdates
Wie bei allen anderen Pixel-Smartphones können sich Käufer über eine Supportlaufzeit von insgesamt fünf Jahren freuen, allerdings bekommt das Pixel Fold - wie der Rest der Pixel-Familie - nur 3 Jahre Android-Updates spendiert.
Samsung unterstützt derweil die hauseigenen Smartphones mit stolzen vier Jahren Systemupdates. In Anbetracht des Kaufpreises von rund 1.900 Euro schmerzt das gleich doppelt.
Immerhin profitieren Käuferinnen und Käufer von den Pixel Feature Drops, die Quartalsweise den Smartphones zugutekommen und in der Regel viele sinnvolle Funktionen im Gepäck haben.
Außerdem werden neue OS-Updates zuerst an die Google-eigenen Smartphones verteilt.
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