Vor 10 Jahren stellte Google ein Handykonzept vor, das Wellen durch die Tech-Community schlug: Ein Smartphone, bei dem man die Hardware selbst zusammenstellen und bei Bedarf aufrüsten kann: Project Ara.
Nur drei Jahre später wurde es, wie viele andere Google-Projekte, auf den Friedhof der Google-Produkte befördert.
Ich glaube Google oder gerne auch ein anderes Unternehmen sollte die Mission von modularen Smartphones wieder aufnehmen - heute ist sie relevanter denn je.
Was war Project Ara?
Mit Project Ara hat sich Google das sehr ambitionierte Ziel vorgenommen, Smartphones modular und aufrüstbar zu machen.
Das Prinzip dahinter war simpel: Beim Kauf eines neuen Handys, könnt ihr es individuell zusammenstellen, wie ein Selbstbau-PC zum Beispiel und anstatt neue Handys kaufen zu müssen, könnt ihr einfach Einzelteile kaufen, die ihr bei eurem jetzigen aufrüsten wollt.
Das Auswechseln der Bauteile sollte dabei so einfach wie möglich gemacht werden: Alle Teile sind in Blöcke unterteilt, die man in Sekundenschnelle ein- und ausstecken kann.
Kleine Planänderung auf dem Weg: Später gab Google bekannt, dass in jedem Rahmen einige Hardwarekomponenten fest verbaut sein werden: Akku, Display, CPU, GPU und das Funk-Modul. Als Grund für diese Entscheidung nannte Google mangelndes Interesse der Nutzer, diese Teile austauschen zu wollen. Zumindest beim Akku wäre ich mir da nicht so sicher.
Stattdessen sollten nur noch, aber immerhin, Kamera, Lautsprecher, Speicher und andere Spezialkomponenten zur Verfügung stehen. Sogar ein nachrüstbares E-Ink-Display war im Gespräch, das auf dem Teaserbild von diesem Artikel zu sehen ist.
Wie bei vielen anderen Google-Projekten wurden sehr viele Ressourcen in die Entwicklung von Project Ara gesteckt. Mit Motorola, das zu dem Zeitpunkt noch zum Hause Google gehörte, konnten sogar erste Handys und Module hergestellt werden.
2016 wurde das Project Ara dennoch eingestellt. Einen Grund dafür hat Google nie genannt. Nur wenig später, im selben Jahr, erschien das erste Pixel-Smartphone.
Die US-Kollegen von CNET haben einen dreiminütigen Clip einer Google-Präsentation von 2016 gespeichert, in der Rafa Camargo, der damalige Lead-Ingenieur des Unternehmens, sehr stolz und motiviert einen Prototypen von Project Ara vorstellt und das Wechseln der Module demonstriert.
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Warum halte ich das heute für wichtig?
Ich glaube zwar nicht, dass Project Ara zurückkehren wird, jedoch halte ich die Idee von modularen Smartphones dennoch für interessant und sinnvoll - vor allem für unsere heutige Zeit.
Handys werden länger mit Updates versorgt: In diesem Jahr haben immer mehr Hersteller längere Update-Unterstützung für ihre Smartphones angekündigt:
- Samsung: 5 Jahre
- Apple: 5 bis 6 Jahre
- Xiaomi: 5 Jahre
- Google: 7 Jahre
- Fairphone: 8 Jahre
Smartphones von heute können deswegen über viele Jahre verwendet werden und ganz ehrlich: ein iPhone 15 oder Galaxy S23 wird auch in 5 Jahren noch ein gutes Handy sein.
Aufrüstbare Hardware würde jedem erlauben, ein altes Handy wieder auf Vordermann zu bringen und die Schwächen auszugleichen, die es gegenüber neueren hat. Somit bleiben sowohl Soft- als auch Hardware auf dem aktuellen Stand.
Reparierbarkeit spielt heute eine größere Rolle: Zusätzlich ist die Repairability von Handys (also wie leicht sie reparierbar sind) immer wichtiger und ein einfacher Austausch von defekten Komponenten wäre mit einem Project Ara-ähnlichem Handy unkompliziert und simpel.
Vielleicht werden wir sogar schon bald eine gewisse Modularität bei Handys erleben, wenn die EU das leichte Austauschen von Akkus verpflichtend machen wird.
Einen kleinen Ausblick in eine solche Zukunft gibt das Fairphone 5, bei dem fast alle Teile austauschbar sind. Zwar ist der Prozess nicht ganz Plug-and-play - man benötigt einen Schraubenzieher - wie es sich Google mit Project Ara vorgestellt hat, aber ein Schritt in diese Richtung.
Halte ich trotz dieser Argumente es für wahrscheinlich, dass sich modulare Handys durchsetzen werden? Ehrlich gesagt, eher nicht. Die meisten werden einfach ein Handy haben wollen, das funktioniert, das macht, was es soll, und sich nicht um die Hardware kümmern.
Ich denke nur, dass ein Konzept wie Project Ara vielleicht 10 Jahre zu früh dran war und heute eine bessere Chance gehabt hätte. Vielleicht wird das Thema ein anderer Hersteller aufgreifen. Oder vielleicht irre ich mich und alles bleibt so wie es ist.
Was haltet ihr von der Idee von modularen Smartphones? Nehmen wir an, Project Ara wäre in Serie gegangen: Hättet ihr euch so ein Handy gekauft? Würdet ihr euer Handy regelmäßig aufrüsten und so über viele Jahre verwenden oder kauft ihr gerne alle paar Jahre ein komplett neues Gerät? Schreibt uns eure Meinung zu diesem Thema in die Kommentare!
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