Fairphone 5 im Test: So schlägt es sich im Vergleich zum Samsung Galaxy A53

Klar kann das Fairphone 5 nicht mit anderen 600-Euro-Handys mithalten. Aber im Vergleich zu meinem Samsung Galaxy A53 zeigt es trotzdem, warum man das Smartphone endlich ernst nehmen sollte.

Ist das Fairphone 5 endlich ein Handy ohne Kompromisse? Ist das Fairphone 5 endlich ein Handy ohne Kompromisse?

Schon seit ziemlich genau zehn Jahren werden Fairphones verkauft. Die Handys aus den Niederlanden hatten schon damals einen einzigartigen Ansatz: mehr Fairness an allen Punkten der Produktionskette, sowohl für Menschen als auch für die Natur. Das Problem war lange nur, dass man dafür gehörige Kompromisse eingehen musste.

Mit dem aktuellen Fairphone 5 sind diese Kompromisse aber kleiner als je zuvor. Bereits auf der IFA im August konnte ich das Smartphone kurz ausprobieren und war begeistert davon, wie normal das Nachhaltigkeits-Handy mittlerweile geworden ist.

Jetzt habe ich das Smartphone endlich auch als Testmuster vorlegen und kann es mir ausgiebig anschauen. Die Einordnung gestaltet sich dabei schwierig: Wie bewertet man ein Handy, das weder im Flaggschiff-Rennen noch im Preiskampf mitspielen möchte?

Fairphone 5
Fairphone 5
Nach zehn Jahren Fairphone darf man erwarten, ein Handy ohne starke Kompromisse zu bekommen. Und meiner Ansicht nach liefert das Fairphone 5 - und beweist das im Duell. Trotzdem ist das Fairphone 5 nicht für jeden. Denn 600 Euro auf den Tisch zu legen, das muss man sich eben auch leisten können. Wer aber das nötige Geld hat und einen Beitrag zu Umwelt und gegen Ausbeutung leisten möchte, der darf ruhigen Gewissens zum Fairphone 5 greifen. Denn solange die Erwartungshaltung kein Flaggschiff-Gerät ist, kann das Handy überzeugen.
  • ein Fairphone, das endlich ohne schmerzhafte Kompromisse auskommt
  • längste Supportzeit überhaupt und einfach zu reparieren
  • cleane Android-Umgebung ohne Bloatware
  • starker Fokus auf Umwelt- und Sozialverträglichkeit
  • immer noch deutlich teurer als vergleichbare Smartphones
  • Lautsprecher könnten besser klingen
  • keine Unterstützung von Dual-SIM
  • gewinnt keinen Designpreis
bei Cyberport

Die Idee: Ich vergleiche das Fairphone 5 mit dem gerade einmal halb so teuren Samsung Galaxy A53. Das mag erstmal weit hergeholt klingen, hat aber drei Gründe:

  • Erstens bin ich mit dem A53 als meinem Daily Driver sehr gut vertraut, nutze es bereits seit seinem Release im März 2022.
  • Zweitens halte ich das A53 in nahezu allen Kategorien für ein ausreichend gutes Handy (der Chip ist die Ausnahme). Wenn das Fairphone 5 da mithalten kann, dann kann man es ohne merkliche Komforteinbußen nutzen.
  • Drittens bewegen sich beide Handys mit 300 bis 600 Euro in einem Rahmen, der weder übertrieben hoch ist noch die beiden Handys in die Ramschkiste verbannt.

Getestet habe ich in sieben Kategorien, die sich so ähnlich bereits in meinem Vergleich der Falt-Smartphones Galaxy Z Flip5 und Motorola Razr 40 Ultra bewährt haben. Auf einen Vergleich der Akkuleistung habe ich dabei verzichtet - immerhin hat das Galaxy A53 schon mehrere Monate auf dem Buckel. Durch einen ganzen Tag komme ich aber mit beiden ohne Probleme.

Design und Gehäuse

Zuerst die Fakten: Das Fairphone 5 ist mit 212 Gramm etwas schwerer als das A53 mit 189 Gramm. Außerdem ist es mit einem IP55-Rating geschützt gegen Staub und Strahlwasser, muss aber auch hier hinter dem IP67-Rating des Galaxy A53 zurückstehen. Auch bietet das Fairphone 5 einen dedizierten MicroSD-Slot, ist aber nicht Dual-SIM-tauglich.

Erhältlich ist das Fairphone 5 in den Farben Mattschwarz und Himmelblau sowie in einer transparenten Variante - damit hebt man sich von der Konkurrenz auf jeden Fall ab. Das Galaxy A53 bietet neben den Klassikern Schwarz und Weiß noch Varianten in Blau und Pfirsich.

Insgesamt ist das Galaxy A53 etwas größer als das Fairphone 5. Mir gefällt das, aber Nutzer mit kleineren Händen dürften das anders sehen. Die Bezel beider Handys sind nicht allzu unterschiedlich, das Fairphone 5 hat aber etwas dickere schwarze Balken, die nicht an allen Seiten gleich dick sind.

Beim Design muss das Fairphone 5 ebenfalls zurückstecken. Das A53 macht hier trotz Kunststoffrückseite fast schon einen Flaggschiff-Eindruck. Das Fairphone ist hingegen ein gutes Stück dicker und setzt seinen Aluminiumrahmen weniger gekonnt in Szene. Auch die Rückseite gewinnt keinen Designpreis - ist dafür aber wenigstens einzigartig mit dem durchsichtigen Panel, das unser Testmuster bietet.

Punkten kann das Fairphone dafür beim Fingerabdrucksensor. Der ist anders als beim A53 nicht unter dem Display, sondern auf dem Power-Button platziert - meiner Meinung nach gehört er auch genau da hin. Denn so entsperrt sich das Handy beim Anschalten automatisch mit. Im Vergleich reagiert der Sensor auch ein Stück schneller als der Samsung-Konkurrent, auch wenn beide Modelle hier nicht mit den Flaggschiff-Modellen mithalten können.

Am Ende geht der erste Punkt an das A53, das in Design, Ausstattung und Schutzrating gewinnt. Erster Zwischenstand:

Fairphone 5 0:1 Galaxy A53

Display

Auch beim Display muss das Fairphone 5 leider Federn lassen. Zwar sind beide Geräte durch Corning Gorilla Glass 5 recht gut geschützt und sind mit OLED ausgestattet (bei Samsung läuft das unter dem Markennamen Super-AMOLED). Bei der sonstigen Display-Ausstattung liefert man sich dann aber einen heftigen Schlagabtausch.

Zurückstecken muss das Fairphone 5 bei der Bildwiederholrate und der Größe. Erstere liegt bei 90 Hz, das A53 kommt auf 120 Hz. Die Displaygröße fällt mit 6,46 Zoll minimal kleiner aus als die 6,5 Zoll des Galaxy-Kontrahenten.

Punkten kann man dafür bei Auflösung und Helligkeit. Denn wo das A53 1.080 x 2.400 Pixel bietet, kommt das Fairphone 5 auf 1.224 x 2.700 Pixel. Und die maximale Helligkeit fällt mit 880 Nits Peak zehn Prozent höher aus als beim Samsung-Handy.

In der Verwendung ist die niedrigere Hertzzahl zwar spürbar, aber kein großes Problem. 90 Hertz dürften den meisten Anwendern vollkommen ausreichen. Und weil man dafür sowohl eine höhere Auflösung als auch eine bessere Helligkeit bietet, geht der Punkt in dieser Kategorie an das Fairphone 5.

Fairphone 5 1:1 Galaxy A53

Hardware

Es geht ans Eingemachte, sprich: an die Hardware. Und hier liegt meiner Meinung nach die größte Schwäche des Galaxy A53, denn der verbaute Exynos 1280 zeigt schon jetzt Alterserscheinungen. Das Fairphone 5 kann sich in dieser Kategorie also keine Niederlage erlauben.

Und tatsächlich liefert das Handy aus den Niederlanden - wenn auch nicht auf dem Niveau eines aktuellen Snapdragon-Prozessors.

Benchmarks
Durchschnittliche Leistung in 3DMark Wild Life und GeekBench 6

  • 3DMark Wild Life (Ø Punkte), GeekBench 6 CPU - Multi Core (Ø Punkte), GeekBench 6 CPU - Single Core (Ø Punkte)
Fairphone 5 Qualcomm QCM6490
3094
2955
1132
Samsung Galaxy A53 Exynos 1280
2329
1940
941
  • 0
  • 620
  • 1240
  • 1860
  • 2480
  • 3100

Was die Zahlen in der Praxis bedeuten? Die Bedienung des Handys kam mir immer zügig und responsiv vor. Apps öffnen sich ohne lange Ladezeit. Und auch grafisch anspruchsvollere Titel wie Honkai: Star Rail lassen sich ohne Probleme spielen.

Abseits des Chips herrscht zwischen der Top-Ausstattung des Galaxy A53 und dem Fairphone 5 ein Unentschieden. Beide erscheinen mit 256 GB Speicher und 8 GB RAM und verzichten auf einen Klinkenstecker. Am Ende holt sich so das Fairphone 5 den Punkt.

Fairphone 5 2:1 Galaxy A53

Software

Nach der Hardware-Niederlage fährt das Galaxy A53 bei der Software großes Geschütz auf. Kaum ein Betriebssystem bietet so viele Features und Zusatzoptionen wie Samsungs OneUI 5.1. Nicht nur punktet man mit weitreichenden Design-Optionen. Auch nützliche Features wie das Stapeln von Widgets auf dem Home-Bildschirm sind nur hier zu finden.

Das Fairphone spricht mit seinem FairphoneOS eher Puristen an - es ist schnell, responsiv und OpenSource. Klar verzichtet man hier auf das ein oder andere Feature. Aber wer Schnelligkeit schätzt, ist beim Fairphone besser aufgehoben. Nervige vorinstallierte Apps gibt es hier abseits der Google Suite auch nicht.

Aufgesetzt sind beide Betriebssysteme derzeit auf dem aktuellen Android 13.

Wirkliche Vorzeigehandys sind beide beim Software-Support. Samsung verspricht für das Galaxy A53 vier Jahre Software- und fünf Jahre Sicherheits-Updates. Damit wäre man bis 2027 auf der sicheren Seite.

Das Fairphone setzt dem noch einmal die Krone auf. Fünf Jahre Garantie, acht Jahre Software-Updates machen das Handy zum absoluten Marktführer, der sogar Apples iPhones alt aussehen lässt.

Auch wenn ich die vielen Features von OneUI sehr schätze, ist das am Ende eben doch Geschmackssache. Und beim Software-Support gibt es nun wirklich nicht viel zu diskutieren: Am Ende geht auch dieser Punkt an das Fairphone 5.

Fairphone 5 3:1 Galaxy A53

Sound

Auf dem Datenblatt bieten beide Handys Stereolautsprechen - aber das sagt uns ja erst einmal nichts über den Sound. Zeit also, selbst ein bisschen Musik zu hören.

Als Vergleichs-Songs kamen bei mir die Titel Repeat von Grinspoon, A Milli von Lil Wayne und You've got to have freedom von Pharoah Sanders zum Einsatz.

Natürlich können die Lautsprecher dabei mit keinem dedizierten Audiogerät mithalten. Aber beide machen ihren Job und bieten erträglichen Klang. Das Fairphone ist dabei etwas lauter, kam mir im Test aber auch ein Stück metallischer und matschiger vor. Den Punkt gebe ich daher dem Galaxy A53.

Fairphone 5 3:2 Galaxy A53

Fotos

Ausgestattet ist das Fairphone 5 mit einer 50-MP-Dualkamera auf der Rückseite. Neben der Hauptkamera (f/1.9) heißt das, dass es auch ein Ultraweitobjektiv (f/2.2) gibt. Dazu kommt eine Frontkamera (f/2.5) mit ebenfalls 50 MP.

Das Galaxy A53 fährt dem gegenüber gleich vier Linsen auf der Rückseite auf: eine 64-MP-Hauptkamera (f/1.8), eine 12-MP-Ultraweitkamera (f/2.2) und zwei 5-MP-Sensoren für Makrofotos und Tiefenschärfe (je f/2.4). Die Selfiekamera (f/2.2) auf der Vorderseite verfügt über 32 MP.

Verglichen habe ich beide Kameras mit ihren Standardeinstellungen. Gerade bei Samsung lassen sich über den Pro-Modus aber eine Reihe von Einstellungen treffen, um etwa Lichtmenge, Verschlusszeit und Weißabgleich anzupassen.

In der Praxis wirken die Bilder des Fairphones wärmer als die des A53. Gerade jetzt im Herbst ergibt das schönere Farben, wenn sich die Blätter bunt färben.

Fairphone 5 Samsung Galaxy A53 Fairphone 5 Samsung Galaxy A53

Gleichzeitig wirken die Bilder gerade beim Himmel für meinen Geschmack zu blaustichig. Dafür wirken die Erdbrocken rechts im Bild deutlich schärfer als beim A53.

Fairphone 5 Samsung Galaxy A53 Fairphone 5 Samsung Galaxy A53

Nah herangegangen habe ich es auf Biegen und Brechen nicht geschafft, dass das Fairphone die vordere Blüte fokussiert.

Fairphone 5 Samsung Galaxy A53 Fairphone 5 Samsung Galaxy A53

Ein echter Fotokracher ist keines der beiden Smartphones. Die hübschere Farbwahl und die etwas höhere Schärfe sorgen aber dafür, dass der Punkt hier an das Fairphone geht.

Fairphone 5 4:2 Galaxy A53

Preis

Das Fairphone 5 will vieles besser machen als die großen Konkurrenzen. Es hat aber eben auch seinen Preis, wenn man Wert auf Nachhaltigkeit, faire Produktionsketten und Gehälter und Open-Source-Software legt, statt an jeder Ecke auf Gewinn bedacht zu sein.

Obwohl sich die beiden Handys rein technisch auf Augenhöhe begegnen, muss man deshalb für das Fairphone 5 fast doppelt so viel zahlen. Während es das Galaxy A53 aktuell bereits für rund 300 Euro gibt, sind es beim Fairphone 5 nahezu 600 Euro.

Den Punkt für den besseren Preis müssen wir daher schweren Herzens an das Galaxy A53 vergeben.

Fairphone 5 4:3 Galaxy A53

Bonuspunkt: Reparierbarkeit

Weil uns das aber irgendwo sauer aufstößt und wir viele Vorteile des Fairphones innerhalb der Kategorien nicht richtig abbilden können, wird es Zeit für einen Bonuspunkt. Denn das Fairphone 5 sorgt nicht nur für ein gutes Gewissen - es bietet auch aus Kundensicht einen großen Vorteil.

Denn bei dem Handy lassen sich alle wichtigen Teile kinderleicht austauschen. Alles, was es dafür zwingend braucht, ist ein Schraubendreher und eines der Videotutorials, die Fairphone im Netz zur Verfügung stellt.

Ich habe das testweise mit dem Lautsprecher ausprobiert. Selbst mit wenig technischem Grundverständnis sind die Anleitungen dabei leicht zu befolgen und es ist kein technisches Vorwissen notwendig.

Fairphone 5 5:3 Galaxy A53

Fairphone 5: Das wohl nachhaltigste Handy im Trailer Video starten 0:58 Fairphone 5: Das wohl nachhaltigste Handy im Trailer

Fazit

Wer beim Fairphone 6 ein Handy erwartet, dass sich mit anderen gleichpreisigen Modellen messen kann, der setzt die falschen Erwartungen an. Denn irgendjemand muss am Ende zahlen und beim Fairphone sind das eben Kunden statt Umwelt und Arbeitern.

Gleichzeitig muss man nach zehn Jahren Fairphone aber auch erwarten dürfen, ein Handy ohne starke Kompromisse zu bekommen. Und meiner Ansicht nach schafft es das Fairphone 5 hier endlich, zu liefern.

Denn wie bereits erwähnt: Mein treues Galaxy A53 ist für mich bereits ein Smartphone ohne echte Abstriche, sieht man von dem schwachen Chip im Inneren ab. Und das Fairphone 5 schafft es, dieses im direkten Vergleich klar mit 5:3 zu schlagen.

Trotzdem ist das Fairphone 5 nicht für jeden. Denn 600 Euro auf den Tisch zu legen, dass muss man sich eben auch leisten können.

Wer aber das nötige Geld hat und bei seiner technischen Ausstattung auch einen Beitrag zu Umwelt und gegen Ausbeutung leisten möchte, der darf ruhigen Gewissens zum Fairphone 5 greifen. Denn solange die Erwartungshaltung kein Flaggschiff-Gerät ist, kann das Handy überzeugen.

Was ich mir für das Fairphone 6 wünsche? Kleinere Optimierungen wie ein 120-Hertz-Display, bessere Lautsprecher oder Dual-SIM wären schön. Vor allem aber wünsche ich mir, dass ein Nachfolger vielleicht doch noch ein Stück günstiger ausfällt, damit die Frage Sparen oder Gutes tun nächstes Mal noch leichter fällt.

Was meint ihr? Hat das Fairphone 5 endlich die gröbsten Kompromisse beseitigen können? Ist es damit endlich eine sinnvolle Wahl für alle, die beim Kauf nicht nur auf Specs, sondern auch auf Sozial- und Umweltverträglichkeit achten wollen? Oder zeigt allein schon unser Vergleich mit einem halb so teuren Handy, dass hier noch ganz viel passieren muss, damit das Fairphone ernst genommen werden kann?

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