In jedem Monitor schlummert ungenutztes Potenzial, das ihr leicht freisetzen könnt – wenn die Hardware passt

Es ist erstaunlich, wie stark sich die Optik von Spielen sowohl mit Grafikkarten von AMD als auch von Nvidia dank Downsampling mit wenigen Klicks verbessern lässt - eine passende Grafikkarte vorausgesetzt.

Man könnte meinen, um von der hohen 4K-Auflösung zu profitieren, braucht es zwingend einen 4K-Monitor (oder Fernseher). Auf dem PC lässt sich die Optik von Spielen aber auch dann entscheidend durch eine höhere Auflösung verbessern, wenn euer Bildschirm sie gar nicht unterstützt. Das Zauberwort heißt Downsampling.

Das Beste daran: Downsampling lässt sich auf jedem Monitor und selbst mit älteren Grafikkarten in verschiedenen Abstufungen nutzen. Die optische Verbesserung dadurch kann unserer Meinung nach sehr deutlich sein, wie wir in einem Video und anhand von Screenshots noch zeigen. Allerdings gibt es dabei einen Haken: Euer PC muss schnell genug sein, um mit der Downsampling-Auflösung umzugehen, was insbesondere eine schnelle Grafikkarte voraussetzen kann.

Hier kommen die verschiedenen Abstufungen ins Spiel, die es euch ermöglichen, Downsampling an eure Bedürfnisse und die Leistungsfähigkeit eurer Hardware anzupassen. Die optischen Verbesserungen fallen dann zwar geringer aus, aber sie sind immer noch vorhanden. Oder ihr greift auf Techniken wie DLSS und FSR zurück, worauf wir am Ende des Artikels noch näher eingehen.

Bevor wir aber zunächst klären, was es mit Downsampling auf sich hat, noch ein Hinweis auf unseren aktuellen Tech-Podcast, der sich samt praktischer Kapitelmarken mit dem Thema Monitore beschäftigt. Falls ihr also doch auf der Suche nach einem neuen Modell seid, hört gerne mal rein:

Link zum Podcast-Inhalt

Was Downsampling ist und wie einfach ihr es aktiviert

Die Technik des Downsamplings an sich gibt es schon seit Ewigkeiten. Bekanntheit hat sie zunächst unter dem Begriff Supersampling und als Option zur Kantenglättung in Spielen erlangt. Mittlerweile könnt ihr sie aber ohne extra Tools oder Umsetzung der Spieleentwickler per Treiber in jedem Spiel nutzen.

Das geht sogar soweit, dass sich Spiele per Downsampling in 8K zocken lassen, wie wir erst kürzlich am Beispiel von Cyberpunk 2077 ausprobiert haben. Aufgrund des extrem hohen Hardware-Anspruchs ist es aber deutlich empfehlenswerter, maximal auf die 4K-Auflösung zu setzen.

Die Grundidee hinter dem Downsampling ist simpel: Um die Farbgebung für jeden einzelnen Pixel zu optimieren, werden Spiele dabei intern in einer möglichst hohen Auflösung berechnet und anschließend auf die Zielauflösung herunterskaliert.

Besitzt ihr beispielsweise einen der immer noch weit verbreiteten Full-HD-Monitore, könnt ihr Spiele stattdessen intern in 4K berechnen lassen. Das Bild sieht dadurch schärfer und ruhiger aus und es sind mehr Details erkennbar, wie wir unten noch sehen werden. Der Weg dorthin ist gleichzeitig sehr simpel:

Anleitung für AMD-Grafikkarten

  • Klickt mit der rechten Maustaste auf den Desktop und öffnet die AMD Software.
  • Aktiviert wie im folgenden Bild zu sehen in den Anzeigenoptionen (auch erreichbar über Gaming/Globale Anzeige) die Einstellung Virtual Super Resolution. Nach einem kurzen Aufflackern des Monitors sollte das Downsampling aktiviert sein.

Anleitung für Nvidia-Grafikkarten

  • Klickt mit der rechten Maustaste auf den Desktop und öffnet die Nvidia Systemsteuerung.
  • Wählt unter dem Punkt 3D-Einstellungen verwalten/Globale Einstellungen die Option DSR-Faktoren aus und aktiviert per Haken die höheren Auflösungen, die ihr freischalten wollt (siehe auch das Bild unten). Klickt danach noch unten rechts auf Übernehmen .
  • Optional könnt ihr das Bild über die Option DSR-Glättung (direkt unter den DSR-Faktoren zu finden) weicher zeichnen lassen, der Standardwert liegt bei 33 Prozent. wir empfehlen zum Start eher, die Glättung auszuschalten, letztlich ist das aber Geschmackssache.

Habt ihr diese Schritte vorgenommen, gelingt die Aktivierung in Spielen bei AMD und bei Nvidia auf die gleiche, simple Weise: Einfach im Spielmenü die neu frei geschaltete Wunschauflösung einstellen und schon seid ihr fertig!

Funktioniert das auch mit Breitbild-Formaten wie 21:9 und 32:9? Ja, auch mit solchen Monitoren könnt ihr die intern berechnete Auflösung per Downsampling erhöhen. Auf einem 32:10-TFT mit nativer Auflösung von 3840x1200 stehen dann etwa Auflösungen wie 5120x1600 (Faktor 1,78), 5760x1800 (Faktor 2,25) und maximal 7680x2400 (Faktor 4) zur Wahl.

Was Downsampling bringt: Vergleichsvideo und Screenshots

Auf einem 4K-Monitor nativ in 3840x2160 zu spielen, sieht immer noch am besten aus. Aber auch auf einem Full-HD-Gerät kann sich 4K-Downsampling äußerst lohnen. Das gilt vor allem für kleinteilige, flimmernde Objekte in Bewegung.

Um zu verdeutlichen, was wir damit meinen, seht ihr unten einen kurzen Videoclip aus Cyberpunk 2077. Wir haben unseren Full-HD-Bildschirm einmal beim Spielen in nativer Auflösung von 1920x1080 und einmal beim Spielen mit 4K-Downsampling abgefilmt:

Full HD gegen 4K-Downsampling - Cyberpunk 2077 Video starten 0:09 Full HD gegen 4K-Downsampling - Cyberpunk 2077

Während die Bewegungen und Überlappungen der Vegetation ohne Downsampling für ein ständig flimmerndes Bild sorgen, wirkt die Szene mit 4K-Downsampling wesentlich ruhiger (im Vollbild am besten zu erkennen).

Das Bild gewinnt gleichzeitig an Schärfe und kleine Details, die in Full HD nicht gut zu erkennen sind, treten deutlicher hervor. Das zeigen die folgenden Screenshots beispielhaft, die wir per Capture-Card auf einem zweiten PC erstellt haben:

Full HD Full HD
4K via Downsampling 4K via Downsampling

Mit Downsampling wirken die Kanten etwas weicher, die Oberfläche des Autos gleichmäßiger und die Linien in der Spiegelung auf der Rückscheibe sind gut zu sehen.

Full HD Full HD
4K via Downsampling 4K via Downsampling

Die Beleuchtung am Rand oberhalb dieser Garage ist erst mit Downsampling wieder zu erkennen. Die Treppchenbildung an den vielen einzelnen Elementen der Pflanze unten links tritt außerdem weniger stark sichtbar hervor.

Full HD Full HD
4K via Downsampling 4K via Downsampling

In diesem Bild müsst ihr vor allem auf die Mitte achten: Ist Downsampling deaktiviert, sind die Räucherstäbchen rechts neben der Hand kaum wahrzunehmen, mit Downsampling ändert sich das dagegen deutlich.

Wie stark man diese Unterschiede wahrnimmt, ist zwar auch eine subjektive Frage. Wir empfinden aber insbesondere das reduzierte Flimmern von Objekten und die damit einhergehende Beruhigung des Bildes als einen großen Gewinn. Das gilt umso mehr, wenn Spiele zu einem solchen Flimmern neigen.

Was Downsampling kostet: Benchmarks und FPS-Boost per DLSS

Für die Performance zählt primär die Auflösung, in der euer Spiel intern berechnet wird. Wenn ihr also 4K-Downsampling auf einem Full-HD-Monitor nutzt, stellt das praktisch den gleichen Anspruch an eure Hardware wie das Spielen auf einem 4K-Monitor in seiner nativen Auflösung von 3840x2160 Pixeln.

Entsprechend geringer ist der Anspruch, wenn ihr Downsampling mit der niedrigeren Auflösung von 2560x1440 Pixeln nutzt. Gleichzeitig verbessert sich die Optik dann jedoch auch in geringerem Maß. Folgende FPS-Werte haben wir in unseren Tests mit Cyberpunk 2077 gemessen:

Full HDca. 130 FPS
WQHD-Downsamplingca. 90 FPS
4K-Downsamplingca. 40 FPS
Radeon RX 6900 XT, Ryzen 5 5600X, Detailstufe Ultra

Dabei wichtig zu wissen: Je niedriger die Auflösung, desto eher limitiert der Prozessor die Leistung statt der GPU. Wie stark das der Fall ist, variiert von Spiel zu Spiel und je nach eurer Hardware. Besitzt ihr aber eine vergleichsweise schnelle GPU und spielt nur in Full HD, ist es gut möglich, dass ihr Leistungspotenzial liegen lasst. Per Downsampling könnt ihr es auch ohne den Kauf eines neuen Monitors zumindest teilweise wieder nutzen.

Falls ihr euch nicht sicher seid, für welche Auflösung eure Grafikkarte genug Performance bietet, werft am besten einen Blick in unsere große GPU-Rangliste. Sie enthält für jede Leistungsklasse eine grobe Einordnung, für welche Auflösung, Detailstufe und Bildwiederholrate sie sich eignet:

Grafikkarten 2022 im Vergleich: Über 60 GPUs im großen Leistungs-Ranking

Was ist mit dem Stromverbrauch?

Ob und wie stark die Leistungsaufnahme ansteigt, hängt primär davon ab, wie sehr die Grafikkarte ohne Downsampling ausgelastet wurde. In unseren Tests lag die RX 6900 XT beispielweise unter Full HD etwa bei 60 bis 70 Prozent und mit 4K-Downsampling bei fast 100 Prozent. Die Leistungsaufnahme des gesamten PCs stieg gleichzeitig um etwa 50 Watt.

Die genauen Differenzen hängen aber nicht nur von der GPU, sondern auch von der CPU und dem jeweiligen Spiel ab, da der Prozessor in höheren Auflösungen weniger belastet wird und Spiele nicht immer gleichermaßen mit der heutzutage immer höheren Zahl an Kernen umzugehen wissen.

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Upscaling-Verfahren können auch beim Downsampling helfen

Zu guter Letzt noch ein paar Worte zu den Techniken FSR (AMD) und DLSS (Nvidia). Im besten Fall bringen sie ähnliche optische Verbesserungen wie das Downsampling mit sich (auch in Bezug auf das störende Flimmern von Objekten), aber bei potenziell deutlich höheren FPS-Werten.

Um das zu erreichen, werden Spiele mit FSR und DLSS im Gegensatz zum Downsampling intern nicht in einer höheren, sondern in einer niedrigeren Auflösung berechnet, was für mehr Bilder pro Sekunde sorgt. Anschließend skaliert ein KI-Algorithmus das Bild für möglichst gute Qualität wieder auf die Zielauflösung hoch.

Guter Full-HD-Monitor für Spieler

Das lässt sich auch mit Downsampling kombinieren und kann zu sehr guten Ergebnissen führen. Allerdings kommt es bei DLSS und FSR unserer Erfahrung nach eher zu gewissen Bildfehlern als beim reinen Downsampling.

Der deutlich größere Haken von DLSS und FSR besteht darin, dass Spiele diese Techniken explizit unterstützen müssen, während Downsampling sich in jedem Spiel verwenden lässt. Außerdem setzen sie recht aktuelle GPUs voraus, während Downsampling auch bei älteren Grafikkarten funktioniert.

Mehr zu DLSS und FSR sowie zu anderen Verfahren mit kryptischen Abkürzungen wie DLDSR und XESS und welche Grafikkarten ihr dafür braucht, erfahrt ihr im Artikel DLDSR, FSR, RSR, XeSS und Co.: Wofür stehen die Abkürzungen bei den Grafikkarten?.

Am Ende gilt: Welche dieser Einstellungen inklusive Downsampling und Co für euch die beste Mischung aus schicker Optik und ausreichend FPS bedeuten, variiert je nach eurem Geschmack, eurer Hardware und den von euch bevorzugten Spielen. Mit ausreichend flotter Hardware ist Downsampling unserer Meinung nach aber mehr als einen Blick wert.

Wie sehen eure bisherigen Erfahrungen mit Downsampling aus? Habt ihr es noch nie genutzt, bereits erste Gehversuche damit gewagt oder verwendet es sogar regelmäßig? Schreibt es gerne in die Kommentare!

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