Intel hat gerade seine allerersten Ultra-Prozessoren gezeigt - die sind mehr als nur ein neuer Name

Mit Meteor Lake will Intel ein neues Kapitel aufschlagen. Denn mit den neuen Laptop-CPUs ändert sich längst nicht nur der Name der Prozessoren.

Meteor Lake ist der Codename für die ersten Intel-Ultra-Prozessoren. Meteor Lake ist der Codename für die ersten Intel-Ultra-Prozessoren.

Intel hat seine neuen Notebook-Prozessoren gezeigt - und das ist vor allem auch für Spieler relevant. Denn der Hersteller will mit seinen neuen Modellen nicht nur bei der Grafikleistung ordentlich anziehen.

Unter der Haube tut sich auch so viel, wie lange nicht (vielleicht sogar noch nie) - und das könnte am Ende auch Auswirkungen auf den Desktop-PC haben.

Kein Wunder also, dass Intel den Moment nutzt und Meteor Lake, wie die Prozessoren intern genannt wurden, ein neues Namensschema gibt: Die CPUs heißen nicht mehr Core i, sondern Core Ultra.

Entscheidend sind aber letztlich die Neuerungen bei der Technik. Wir gehen mit euch Stück für Stück durch, was sich genau ändert.

Intel Meteor Lake: Alle Modelle in der Übersicht

Zum Start sind acht verschiedene Prozessoren geplant. Diese reichen vom Core Ultra 7 165H an der Spitze bis zum Core Ultra 5 125U am unteren Ende. Im ersten Quartal 2024 sollen dann noch drei weitere Modelle folgen, darunter auch das Topmodell Core Ultra 9 185H.

Erste Notebooks mit den neuen Prozessoren soll es bereits heute geben - der Großteil der Modelle wird aber erst zur CES im Januar 2024 erwartet.

Das neue Namensschema funktioniert folgendermaßen:

  • Mit Ultra werden Prozessoren der neuesten Generation bezeichnet, Zwischengenerationen wie der Raptor-Lake-Refresh für Desktop-PCs diesen Herbst bekommen künftig kein Ultra mehr spendiert.
  • Mit den Reihen 3, 5, 7 und 9 wird die grobe Leistungsklasse des Prozessors angegeben, wie man es bereits von Core i kannte.
  • Die erste Ziffer der Zahlenfolge gibt die Generation des Prozessors an
  • Die zweite Ziffer gibt die Leistung des Prozessors genauer an
  • Die letzte Ziffer und das Suffix am Ende (H/U) geben Auskunft darüber, wie viel Leistung der Prozessor verwenden darf

Intel: Doppelte Grafikleistung mit Meteor Lake

Die Grafikleistung der internen GPU soll sich mit Meteor Lake verdoppeln. Außerdem will man bei der gebotenen Technologie der iGPU ordentlich nachlegen und mit den hauseigenen dedizierten Arc-Grafikkarten gleichziehen.

Das bedeutet: In den Ultra-Prozessoren der H-Reihe kommen lediglich iGPUs vom Typ Intel Arc vor, die auf die neue Xe-LPG-Architektur setzen. Laut Intel soll das im Bestfall für eine Verdoppelung der Performance und der Performance pro Watt führen.

Dazu gesellen sich die Unterstützung von DirectX 12 und aktuellen Codecs wie AV1. Für Spieler aber wohl vor allem relevant: der neu hinzugekommene Support von Intel XeSS.

Zur Erinnerung: Bei XeSS handelt es sich um Intels Upscaling-Verfahren, also einem Pendant zu Nvidias DLSS oder AMDs FSR. Dabei werden Bildinhalte, die zuvor in einer niedrigeren Auflösung von den Grafikkernen berechnet wurden, nachträglich auf eine höhere Auflösung hochgerechnet.

Einsetzen lässt sich das auf zweierlei Weise: Entweder, um bei gleicher Belastung der Kerne eine höhere Auflösung zu erhalten, oder - vor allem bei iGPUs relevant - um bei gleicher Zielauflösung die Belastung zu reduzieren, was am Ende zu mehr FPS führt.

Intel nennt hier sogar eine Reihe von Zahlen - deren endgültige Aussagekraft müssen aber unabhängige Tests noch bestätigen.

In Full HD können wir damit bei mittleren Grafikeinstellungen laut Intel Folgendes erwarten:

  • 60+ FPS ohne XeSS bei: Deceive Inc., Chorus, Anvil, F1 2023, Chivalry 2, Ghostrunner 2, Hitman 3 - Dubai
  • 60+ FPS mit XeSS bei: Like a Dragon: Gaiden
  • 30+ FPS mit XeSS bei: Call of Duty: Modern Warfare 2, Death Stranding Director's Cut, Spider-Man Remastered, Dying Light 2 Stay Human, Shadow of the Tomb Raider, The Witcher 3: Wild Hunt, Cyberpunk 2077

Die meisten aktuellen dedizierten Grafikkarten liefern immer noch mehr Performance, für kürzere Sessions unterwegs dürfte es aber zumindest häufig ausreichen. Wie es bei den vielen nicht genannten aktuellen Titeln mit der Leistung aussieht, bleibt indes abzuwarten.

Neue Architektur: Unter der Haube tut sich viel

Meteor Lake ist Intels erste CPU-Generation, die auf die neue Intel-4-Architektur setzt - zumindest teilweise.

Denn Meteor Lake wendet sich ab von einem monolithischen Design, bei dem ein Chip für alles zuständig ist. Stattdessen besteht der Prozessor jetzt aus vier verschiedenen Chips mit einzelnen Spezialisierungen, die alle auf einer Basisplatte platziert werden:

  • Compute Tile
  • Graphics Tile
  • SoC Tile
  • IO-Tile

Lediglich der Compute Tile wird bei Intel selbst im Intel-4-Verfahren gefertigt. Das ist dafür das erste Verfahren des Herstellers, das auf EUV-Lithografie setzt. Was das ist, erklärt dieser Artikel von Alex:

Auf dem Compute Tile ist dann auch der Großteil der CPU-Kerne untergebracht, die sich wie bereits von aktuellen Desktop-Modellen bekannt in effiziente E-Kerne und stärkere P-Kerne aufteilen.

Maximal kommen im Compute Tile sechs P-Kerne vom Typ Redwood Cove und 8 E-Kerne vom Typ Crestmont zum Einsatz.

Dazu finden sich auf dem SoC Tile zwei weitere E-Kerne. Die werden verwendet, wenn die CPU nur kleine Aufgaben zu erledigen hat, etwa das Abspielen von Videos. In Summe sind so bis zu 22 Threads geboten.

Intel will an der Effizienz drehen

Bemerkbar machen soll sich all das vor allem bei der Effizienz des Prozessors. Intel selbst spricht von einer Steigerung von 20 Prozent. Neben den Optimierungen bei der Hardware soll das auch an Software-Verbesserungen liegen.

Intel spricht etwa davon, den Thread Director verbessert zu haben. Der entscheidet, ob eine Aufgabe besser für die großen P-Kerne oder die kleinen, aber sparsameren E-Kerne geeignet ist. Je öfter er sich korrekt für letztere entscheidet, desto sparsamer die CPU.

Einen besonderen Einfluss auf die Effizienz soll auch haben, was Intel als Low Power Island bezeichnet. Damit ist ein Teilbereich des oben bereits erwähnten SoC Tiles gemeint. Auf diesem befinden sich die zusätzlichen Low Power E-Kerne sowie die NPU - dazu gleich mehr.

Wird der Prozessor wenig gefordert, können alle Teilbereiche bis auf die Low Power Island abgeschaltet werden, die dann besonders sparsam den Minimalbetrieb übernimmt.

In der Praxis heißt das laut Intel etwa: Beim Netflix schauen verbrauchte das Vorgängermodell Core i7-1370P rund 1.540 mW. Der neue, vergleichbare Core Ultra 7 165H braucht nur noch 1.150 mW.

Wie immer müssen diese Zahlen von Herstellerseite mit Vorsicht genossen werden - Intel wird sich hier vermutlich die Rosinen herausgepickt haben.

Überall und auch bei Intel: KI

Wie ginge es ohne: Auch KI steht im Fokus von Intel, vor allem die Zusammenarbeit mit Softwareentwicklern. Man will bis Juni 2024 mit mehr als 100 Partnern zusammenarbeiten, um KI-Anwendungen für Endnutzer möglichst optimal auf Meteor-Lake-Prozessoren laufen zu lassen.

Als Beispiele für solche Partner nennt Intel Adobe, Microsoft, Dolby oder Zoom.

Zur lokalen Ausführung von KI-Anwendungen kommt je nach Aufgabe einer von drei Teilen zum Einsatz:

  • Bei besonders hohem Durchsatz, etwa der Erstellung von KI-generierten Bildinhalten, darf die GPU ran.
  • Bei Berechnungen, die vor allem auf Schnelligkeit setzen, wird die CPU verwendet.
  • KI-Aufgaben, die besonders sparsam ausgeführt werden sollen, verwenden die NPU.

NPU steht für Neural Processing Unit. Intel ist nicht das erste Unternehmen, das eine solche verwendet. Verschiedene Smartphones verbauten einen solchen auf KI-Inhalte spezialisierten Chip bereits in der Vergangenheit.

Die wohl bisher bekannteste NPU dürfte Apples Neural Engine sein, die etwa in iPhones oder MacBooks zum Einsatz kommt.

Am Ende soll das etwa beim Core Ultra 7 165H gegenüber dem Core i7-1370P zu einer Steigerung von rund 70 Prozent beim KI-Tool Stable Diffusion für die Erschaffung von Bildern führen.

Ausblick: Kommt das alles auch für den Desktop?

Was Intel für seine internen GPUs geplant hat, kennt man auf dem Desktop ja bereits - hier dürfen wir kaum erwarten, dass sich die dedizierten Arc-Grafikkarten von ihren kleinen Laptop-Geschwistern inspirieren lassen.

Der nächste große CPU-Aufschlag, Arrow Lake, hingegen wird durchaus Konzepte übernehmen, die gerade mit den neuen Prozessoren der ersten Ultra-Generation bei Notebooks eingeführt werden.

So wird etwa erwartet, dass auch beim Desktop für Intel vor allem die Effizienz im Fokus stehen wird, nachdem man in den letzten Jahren eher die Performance-Brechstange geschwungen hatte.

Auch Arrow Lake wird über eine iGPU verfügen - die durchaus das übernehmen soll, was man mit Core Ultra aktuell einführt, wie etwa Igor's Lab berichtet. Und natürlich wird auch KI eine größere Rolle bei den anstehenden Desktop-Chips spielen.

Erwartet werden die neuen Prozessoren der Generation Arrow Lake bereits in der zweiten Jahreshälfte 2024.

Mehr zum Thema: Welche Desktop-CPU von Intel ist die beste? Unsere Kaufberatung kann weiterhelfen

Was meint ihr? Findet ihr die von Intel vorgestellten Änderungen spannend? Geht man damit die richtigen Schritte bei Notebook-Prozessoren? Oder schlägt Intel an einer Stelle den falschen Weg ein? Hättet ihr euch gewünscht, die neuen Prozessoren würden auch gleich für den Desktop erscheinen - oder seid ihr gar nicht traurig darum, erst später ein ausgereifteres Konzept zu erhalten? Schreibt es uns in die Kommentare!

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