Was Intel für Hörgeräte gezeigt hat, wünsche ich mir für meine In-Ear-Kopfhörer

Meinung: Das faszinierendste, was Intel gestern gezeigt hat, war ein Hörgerät. Das hat mich so sehr vom Hocker gerissen, dass ich mir das jetzt auch für meine Kopfhörer wünsche.

Meinen Star der Show hätte ich so nicht erwartet. Meinen Star der Show hätte ich so nicht erwartet.

Ganze 90 Minuten hat Intel gestern der Vorstellung neuer Produkte und Technologien gewidmet. Im Fokus standen dabei unter anderem auch neue Prozessoren, die laut Intel den größten Wechsel seit 40 Jahren darstellen. Aber abseits dessen waren konkrete Hardware-Ankündigungen für Spieler eher mau.

Das heißt natürlich nicht, dass es nichts zu sehen gab. Denn einen großen Teil des Events hat - wie könnte es anders sein - Künstliche Intelligenz eingenommen.

Auch mein heimlicher Star der Show setzt auf KI - und kommt zum Teil gar nicht von Intel: Denn gleich mehrere Segmente waren Hörgeräten mit künstlicher Intelligenz gewidmet. Und die haben mich vom Hocker gehauen, obwohl ich mich eher als KI-Muffel bezeichnen würde.

Intel zeigt KI, die sogar mich beeindruckt

Den Anfang machte das Start-up Rewind.ai. Deren Produkt ist ein personalisierter KI-Chatbot, der auch lokal betrieben werden kann. Er speichert Daten wie Mails, Meeting-Aufzeichnungen oder Screenshots auf eurem Rechner ab - und verwendet sie, um auf euch zugeschnittene Antworten zu geben.

Allein das klingt schon nach etwas, das ich als Productivity-Nerd gerne einmal selbst ausprobieren möchte. Vom Hocker gehauen hat mich dann aber, was auf der Bühne präsentiert wurde.

Denn nicht nur schafft es der Chatbot, die Keynote ohne WLAN-Verbindung sinnvoll zusammenzufassen. Er antwortet auch auf folgende Frage korrekt: Was ist Pat Gelsingers liebstes Geräusch.

Bei Pat Gelsinger handelt es sich natürlich um Intels CEO, der die Keynote vorträgt. Zuvor hatte er auf der Bühne erzählt, dass es für ihn kein schöneres Geräusch gäbe, als die Stimme seiner Enkelin, die ihn Papa nennt - im Englischen kommt das etwa dem deutschen Opa gleich.

Rewind.ai (1) Der Chatbot scheint die Informationen hier direkt aus der eigenen Browserhistorie zu ziehen.

Rewind.ai (2) Die Zusammenfassung funktioniert ohne Internetverbindung.

Rewind.ai (3) Mein Highlight: Die Information stammt aus dem Hörgerät.

Der Chatbot hat für seine Antwort also auf Aussagen zurückgegriffen, die das Hörgerät aufgezeichnet hat.

Möglich gemacht wird das durch einen neuen, Anfang des Jahres erschienenen Bluetooth-Standard namens Low Energy Audio. Der ermöglicht es, auch größere Datenraten zwischen Hörgerät und Computer auszutauschen.

Allein zu diesem Zeitpunkt saß ich bereits mit offener Kinnlade vor dem Rechner - eine KI, die alles zusammenfassen kann, was wir an einem Tag gehört, bald vielleicht auch gesehen, gefühlt, geschmeckt haben? Das klingt nach Science Fiction, nicht nach etwas, was schon bald möglich sein soll.

Superkraft Hörgerät: Es gibt noch mehr

Aber damit nicht genug - es geht noch weiter. CEO Gelsinger startet einen Videoanruf, um weitere, sich bereits in der Entwicklung befindende Funktionen zu präsentieren.

Während des Anrufs lässt sich das Hörgerät von Fokus- auf Ambiente-Modus umschalten, um Umgebungsgeräusche aus- oder einzublenden. Das kommt mir bereits von In-Ear-Lautsprechern bekannt vor.

Spannender wird es, als im Fokus-Modus erkannt wird, wenn jemand an der Tür klopft oder die Person direkt anspricht. Dann erscheint eine entsprechende Meldung direkt auf dem Rechner-Bildschirm.

Die Meldung macht darauf aufmerksam, dass die Person gerade angesprochen wird. Die Meldung macht darauf aufmerksam, dass die Person gerade angesprochen wird.

Zieht man sich daraufhin aus dem Call zurück, wird automatisch in den Ambiente-Modus geschaltet, um das Gegenüber verstehen zu können.

Nach dem Gespräch wendet sich Gelsinger wieder dem Bildschirm zu und erhält eine schriftliche Zusammenfassung von allem, was er währenddessen in dem Anruf verpasst hat - und das, obwohl sein Gesprächspartner währenddessen vom Englischen ins Französische gewechselt ist.

Die Zusammenfassung erscheint auf dem Bildschirm. Die Zusammenfassung erscheint auf dem Bildschirm.

Die Vorstellung, so etwas vielleicht irgendwann nicht nur in Hörgeräten, sondern auch in meinen In-Ear-Kopfhörern zu finden, klang schon sehr verlockend.

Und Hörgeräte mit KI-Funktionen sind ja nur der erste Schritt. AR-Brillen gibt es als Konzept bereits seit Jahren, andere Sinne wie Geruch, Geschmack oder Gefühl mit künstlicher Intelligenz auszustatten, erscheint da auch nur die logische Folge zu sein.

Und für einen kleinen Moment siegte die Begeisterung über die Skepsis - mit KI augmentierte Sinne kamen mir kurzfristig ziemlich cool vor. Denn dass die hier gezeigte Demo, einmal zur Serienreife gebracht, tatsächlichen Mehrwert im Alltag bieten könnte, scheint mir sonnenklar - sowohl im Home Office als auch im ganz normalen Alltag.

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Datenschutz und Autonomie: Es ist nicht alles Sonnenschein

Aber wie bereits erwähnt: Am Ende bin ich ein KI-Muffel und der Gedanke, meine ganz persönlichen Sinne an eine KI auszulagern, gefällt mir überhaupt nicht. Von Datenschutz-Bedenken habe ich da noch gar nicht angefangen. Wildfremde Menschen aufnehmen, um ihre Aussagen in meine lokale KI einfließen zu lassen? Die DSGVO lässt grüßen.

Aber ich glaube nicht, dass wir uns dieser Entwicklung wirklich langfristig verwehren können. Existenz und Mehrwert dieser Technologien sind nun einmal Realität - und wir müssen lernen, damit umzugehen.

Trotz ChatGPT: Deshalb verdienen Programmier-Einsteiger über 50.000 Euro im Jahr

Was meint ihr? Könnt ihr meine erste Begeisterung über die neuen Entwicklungen verstehen? Glaubt ihr auch, dass wir mit KI bald alle Superkräfte haben? Oder überwiegt bei euch die Angst vor dem, was da noch kommen mag? Wie nutzt ihr KI bereits in eurem Alltag? Ich freue mich über eure Meinungen und spannende Diskussionen in den Kommentaren!

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