400 Millionen Bücher verkauft, 30.500 Seiten geschrieben: Was hält der weltberühmte Autor von ChatGPT & Co.?

Einer der berühmtesten Autoren der Welt sagt: Mit KI generierte Bücher kommen »nicht mal in die Nähe« von echten Autoren.

Einer der berühmtesten Autoren der Gegenwart äußert sich zu Sprachgeneratoren wie GPT. (Bild-Quellen: Store Norske Leksikon über Creative Commons, Shuo über Adobe Stock) Einer der berühmtesten Autoren der Gegenwart äußert sich zu Sprachgeneratoren wie GPT. (Bild-Quellen: Store Norske Leksikon über Creative Commons, Shuo über Adobe Stock)

Künstliche Intelligenz weckt Hoffnung und Zukunftsängste gleichermaßen – etwa in Form des Chatbots ChatGPT und des neuronalen Netzwerkmodells dahinter.

In Hollywood streiken aktuell Autoren und Schauspieler gegen den zunehmenden Einsatz Künstlicher Intelligenz im Kreativsektor. Aber auch GameStar-Redakteure machen ihre ambivalenten Erfahrungen mit »Generative Pretrained Transformer«.

Jetzt meldet sich einer der berühmtesten Schriftsteller unserer Zeit zu Wort, und sagt, was er von Sprachmodellen wie GPT hält: Stephen King.

Welche Ansage nun macht der ungekrönte König der Horror-Literatur, der weltweit über 400 Millionen Bücher verkauft und im Laufe seiner Karriere fast 30.500 Seiten geschrieben hat?

Was sagt Stephen King zu Künstlicher Intelligenz?

Was denkt der Autor solcher Gruselklassiker wie »Es«, Friedhof der Kuscheltiere« oder »Der Dunkle Turm« über KI - und speziell durch Künstliche Intelligenz generierte Bücher?

Er sagt in einem Interview mit Rolling Stone:

»Die Sorge über Künstliche Intelligenz in Bezug auf Drehbuchautoren, die fürs Fernsehen schreiben, kann ich nachvollziehen. Es besteht die oft unausgesprochene Befürchtung, dass KI schon die ganze Zeit Sitcoms und auch einige der Drama-Serien schreibt, weil diese Formate oft formelhaft sind. Ziemlich häufig sind diese Serien nach Schema F aufgebaut.«

King unterstreicht weiter seinen Standpunkt, indem er sagt:

»Was können wir gegen KI und von KI-geschriebene Bücher schon ausrichten? Es ist, als wärst du Canute der Große, und würdest versuchen, die Flut aufzuhalten.«

King bezieht sich mit seinem Vergleich auf eine Geschichte, nach der Canute der Große seinen Thron am Meer aufgestellt und bei aufkommender Flut das Meer angeherrscht haben soll, sich von ihm fernzuhalten – was nicht klappte. Die Flut stieg über Füße, Beine und Robe des Königs. Die Geschichte von Canute der Große wird gerne zitiert, um die Machtlosigkeit gegenüber größeren Ereignissen zu verdeutlichen.

Aber Stephen King hat noch mehr zum Thema »Künstliche Intelligenz in der Literatur« zu verkünden.

Selbst der größte Lesemuffel dürfte einen Kingschen Schmöker in seinem Regel stehen haben. (Bild-Quelle: Mirco VaccaWirestock Creators über Adobe Stock) Selbst der größte Lesemuffel dürfte einen King'schen Schmöker in seinem Regel stehen haben. (Bild-Quelle: Mirco Vacca/Wirestock Creators über Adobe Stock)

Stephen King meint: Künstliche Intelligenz imitiert nur?

Der Autor solcher gefeierten Romane wie »The Shining«, »Christine oder »Carrie« bemüht einen weiteren Vergleich, um den Unterschied zwischen mensch- und maschinengemachter Literatur zu veranschaulichen – und stützt sich dabei auf das populäre Gerstensaftgetränk Bier. Er sagt:

»Ich finde es sehr, sehr schwierig zu glauben, dass eine Künstliche Intelligenz irgendetwas [von Bedeutung] schreiben kann, bis sie nicht empfindungsfähig ist. Sowas liegt noch in weiter Ferne. Ich habe von KI-geschriebene Gedichte gelesen, die beispielsweise im Stil von William Blake verfasst waren. Diese Gedichte hatten den ganzen Gott-Kram und das ganze Lamm-Gedöns, aber es war nicht dasselbe. Nicht mal annähernd. Es ist wie der Unterschied zwischen Budweiser und irgendeinem x-beliebigen Bier. Beide verpassen dir einen Rausch, aber es ist einfach nicht dasselbe.«

Budweiser ist eine beliebte, US-amerikanische Biermarke.

Mit »Gott-Kram« und »Lamm-Gedöns« bezieht sich King auf das Gedicht »Das Lamm« des irischen Dichters William Blake. Das Werk des Dichters Blake ist vom Christentum durchzogen. In dem von King angesprochenem Gedicht werden die Formulierungen »Gottes Lamm« und »Lamm Gottes« als Metaphern für Jesus Christus herangezogen.

Der populäre Autor von Gruselstoffen traut der aktuellen Version des Textgenerators nicht zu, in direkte Konkurrenz mit dem Menschen zu treten.

Aber wie reagiert King mit einer entscheidenden Tatsache konfrontiert. Nämlich der, dass auch seine Romane herangezogen wurden, um die Künstliche Intelligenz hinter GPT zu trainieren?

Im Rahmen eines Essays, im August veröffentlicht im Magazin The Atlantic, bezog King Stellung dazu, dass die KI hinter GPT auch mit seinen Werken gefüttert wurde.

In seinem Text sagte King, er betrachte KI nicht als unmittelbare Bedrohung, macht seinen Standpunkt aber wieder anhand eines originellen Vergleichs sichtbar.

Er schreibt:

»Ob mich das nervös macht? Ob ich mich eingeschüchtert fühle? Bislang nicht, aber vermutlich deshalb, weil ich ein recht fortgeschrittenes Alter erreicht habe [Stephen King ist 75 Jahre alt]. Bei diesem Thema denke ich immer an den vorausschauenden Roman Colossus von D. F. Jones. In dem Roman wird ein die ganze Welt umspannender Computer empfindungsfähig. Er sagt seinem Schöpfer Forbin, die Menschheit würde ihn mit der Zeit lieben und respektieren lernen. Ähnlich, wie bereits heute viele ihr Handy lieben und respektieren, nehme ich an.«

»Colossus« ist der wichtigste Roman des britischen Science-Fiction-Schriftstellers Dennis Feltham Jones, in dem sowohl die US-Regierung als auch die Sowjetunion einen Supercomputer gebaut haben. Im Verlauf der Romanhandlung erlangen beide Computer ein Bewusstsein und schließen sich in dem Einvernehmen zusammen, sie können die Welt gemeinsam besser regieren als jeder Mensch.

Ein fiktionales Szenario, welches später so ähnlich im Film »The Terminator« mit Arnold Schwarzenegger aufgegriffen wurde.

Nach Kings Dafürhalten bräuchte Künstliche Intelligenz also als erst Bewusstsein und Empfindsamkeit, um Werke von Bedeutung zu schaffen. Bis es mal so weit ist, bedienen Fans von George R.R. Martin und Game of Thrones sich der Künstlichen Intelligenz, um sich die ausstehenden Teile von »Das Lied von Eis und Feuer« schreiben zu lassen.

Übrigens: Nicht nur die Welt der Unterhaltungsliteratur könnten GPT und Co. bald umkrempeln, auch Marvel-Regisseure sagen komplett von KI generierte Filme voraus.

Was haltet ihr von den Statements des »Hohepriesters der Horrorliteratur«? Wird der Autor, dessen Werk als Vorlage für Verfilmungen wie »The Shining«, »Stand by Me« oder »The Shawshank Redemption« diente, auch künftig Recht behalten, oder wie die KI praktisch morgen schreibenden Menschen den Füllfederhalter aus den Händen reißen. Oder werden GPT und Konsorten einfache hilfreiche Assistenten sein und bleiben? Schreibt uns eure Meinung dazu gerne in die Kommentare.

zu den Kommentaren (46)

Kommentare(40)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.