ChatGPT überholt George R.R. Martin und schreibt Game of Thrones fertig

Müde vom Warten? Ein unabhängiger Entwickler auch, deshalb hat er ChatGPT die letzten beiden Bücher der Buchreihe zu Ende schreiben lassen.

Wenn man nicht alles selber macht ... (Bild: HBO HStrongART - adobe.stock.com) Wenn man nicht alles selber macht ... (Bild: HBO / HStrongART - adobe.stock.com)

Seit ChatGPT im vergangenen Herbst der breiten Masse zugänglich gemacht wurde, versuchen Menschen, die KI zu monetarisieren. Ein Buch schreiben ist da die einfachste und zweckdienlichste Methode, was seltsame Blüten treiben lässt.

Manchmal ist aber nicht Kapitalismus Mutter des Gedanken, sondern ein blutendes Fanherz, wie es bei Liam Swayne der Fall war. Der Entwickler hat mittels ChatGPT die beiden fehlenden Bücher The Winds of Winter und A Dream of Spring geschrieben.

Und George R.R. Martin? Der Autor kommt nicht in die Puschen. 2011 erschien der bis dato fünfte und letzte Band A Dance with Dragons, Band 6 sollte Martin bis Oktober 2015 einreichen. Fans warten also bereits zwölf Jahre auf eine Fortsetzung.

Zu lang für manche.

So sind die beiden Bücher entstanden

Im Gespräch mit IGN verrät Swayne, wie er vorgegangen ist. 

Alles begann mit einem Kapitel. Via eines Prompts ließ Swayne ChatGPT eine Gliederung in Aufzählungspunkten für das erste Kapitel generieren. Diesen Vorgang wiederholte er, bis er mittels KI 45 Kapitel erstellt hatte.

Anschließend fütterte der Fan die Kapitel-Outlines erneut an ChatGPT und bat die KI darum, die Gliederungen mit weiteren Details zu füllen.

Schließlich nutzte er die ausdefinierten Outlines als eigene Prompts und bat ChatGPT, die Kapitel selbst zu schreiben und jeden Bullet Point in eine eigene Szene zu verwandeln.

Swayne stellt die Bücher kostenfrei zur Verfügung. Lest (auf Englisch) The Winds of Winter und A Dream of Spring und macht euch selbst ein Bild davon, wie gut die KI Game of Thrones fortgeführt hat.

Eiichiro Oda, der Schöpfer von One Piece, hat ChatGPT gebeten, seinen Magnum Opus weiterzuschreiben - und er war vom Ergebnis durchaus angetan:

Ergeben die Geschichten Sinn?

Swayne war überrascht, wie konsistent ChatGPT beim Schreiben von Geschichten und Charakteren ist. Selbst bei einem komplexen Figurennetz wie bei Game of Thrones hat sich die KI an Kontinuitäten gehalten, die sie selbst erschaffen hat.

In den ersten paar Absätzen baut ChatGPT etwa die Figur Illyrio ein, die dann für über hunderttausend Wörter verschwindet, bevor sie für eine einzige Szene mit Varys zurückkehrt und dann wieder für einen weiteren großen Zeitabschnitt verschwindet.

Die KI war in der Lage, sich an Illyrio zu erinnern und ihn dort wieder einzuführen, wo es Sinn ergab, was die beeindruckende Fähigkeit von ChatGPT unterstreicht, sich Informationen zu merken und sie bei Bedarf wieder aufzurufen.

Darüber hinaus erschuf die KI einige Twists, die nicht nur Swayne überraschten, sondern auch narrativ Sinn ergaben:

  • Lord Jon Connington stellt sich als Verräter heraus und fällt Daenerys Targaryen in den Rücken.
  • Bran Stark stellt fest, dass die Mauer nicht nur eine physische Blockade ist, sondern auch eine Art mystischer Schild, der den Nachtkönig in Schach hält.

Wie ist dieses Projekt einzuordnen?

IGN fragte Swayne, welche Schlüsse er aus diesem Projekt zieht, und seine Antwort dürfte Autorinnen und Autoren sowie Fans von von Menschen geschaffener Literatur beruhigen.

Swayne sagt, dass Modelle wie ChatGPT, die selbst über hunderte von Seiten narrative Entscheidungen treffen können, eine gute Hilfe für Schriftstellerinnen und Schriftsteller sind, um Logiklöcher zu stopfen.

Er ist davon überzeugt, dass KIs Menschen beim Schreiben von Büchern aber nicht ersetzen werden und er nennt einen bestimmten Grund, wieso.

Ich glaube, dass die KI Schwierigkeiten hatte, den Tod einer Figur zu schreiben, weil die meisten Autoren (und folglich auch die meisten Trainingsdaten) zögern, wichtige Figuren zu töten. Das ist ein Teil dessen, was George R. R. Martin von anderen Schriftstellern unterscheidet: Seine Geschichten treffen unkonventionelle, überraschende Entscheidungen.

Die KI kann nur tun, was am häufigsten getan wird. Sie hat Probleme, Geschichten zu erfinden, die es noch nicht gibt. 

Ich habe mich selbst an KI-Schreibtools gewagt und komme zu einem ähnlichen Ergebnis:

Künstliche Intelligenzen als Autor? Um aktuelle Neuigkeiten zu schreiben, könnte das gelingen, aber um komplexe Geschichten mit Wendungen und Charakterentwicklungen zu schreiben, braucht es mehr. Glaubt ihr daran, dass Bücher irgendwann nicht mehr vom Menschen stammen? Und glaubt ihr, dass die letzten beiden Bücher der Game of Thrones-Reihe noch erscheinen werden?

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