Es ist bezeichnend, was zum Launch mit der neuen Shooter-Hoffnung passiert – und genau richtig!

Meinung: Ausgerechnet das Raytracing-Vorzeigespiel Atomic Heart verzichtet zum Start stillschweigend darauf. Aber das ist sogar gut so, findet unser Autor Nils Raettig.

Atomic Heart - Nach fast 5 Jahren RTX-Werbung fehlt plötzlich das Raytracing Video starten 10:52 Atomic Heart - Nach fast 5 Jahren RTX-Werbung fehlt plötzlich das Raytracing

Fast sechs Jahre ist es her, dass wir das erste Video zu Atomic Heart auf unserer Webseite hochgeladen haben. Das Spiel beeindruckte früh mit toller Grafik und einem bemerkenswerten Gegner-Design, so dass Atomic Heart für viele zu einem Shooter-Hoffnungsträger wurde.

Etwa ein Jahr später gehörte das Spiel beim RTX-2000-Release zu Nvidias Vorzeigetiteln, als der neue, alte heiligen Gral der Spielegrafik in den Vordergrund gerückt wurde: Raytacing. Und was fehlt in unserer Testversion nun etwa fünf Jahre später? Das Raytracing.

Ich vermute mal, dass das für viele Spieler kein großer Verlust sein wird. Schließlich sieht das Spiel auch ohne Raytracing gut aus und es läuft auf unseren Test-PCs bisher noch dazu sehr rund (siehe auch das Video oben).

Genau dieser Knackpunkt macht das Beispiel von Atomic Heart aber so bezeichnend für den Stand der Technik insgesamt. Und das über vier Jahre, nachdem Nvidia die RTX-Grafikbombe hat platzen lassen.

Falls ihr genauer wissen wollt, worum es bei Raytracing überhaupt geht und wie die Technik funktioniert, sei euch vorab der folgende Artikel ans Herz gelegt:

Strahlen vs. rasterisierung

Ist das Raytracing oder kann das weg?

Versteht mich nicht falsch: Ich persönlich liebe es, wenn die Grafik von Spielen möglichst realistisch aussieht, selbst wenn das nicht direkt ins Auge springt.

Genau dazu kann Raytracing einen großen Beitrag leisten, allerdings nicht ohne gleich mehrere Haken:

  • Der offensichtlichste Haken: Die Performance kann darunter stark leiden, auch auf aktuellen Grafikkarten mit spezialisierten Rechenkernen. Das lässt sich zwar durch Upscaling-Verfahren wie DLSS und FSR wieder etwas ausgleichen. Aber auch wenn die CPU mitmacht, liegen die FPS ohne Raytracing meist klar höher als mit.
  • Der zweite Haken: Raytracing ist nicht gleich Raytracing. Globale Beleuchtung, Schatten und/oder Reflexionen: Je nachdem, für welchen Bereich die Technik eingesetzt wird, wirkt sie sich sehr unterschiedlich auf die Optik und die Performance aus - von der genauen Form der Implementierung durch die Entwickler mal ganz abgesehen. Dass ein Spiel Raytracing unterstützt, lässt daher alleine erstmal wenig Rückschlüsse auf die tatsächlichen Auswirkungen davon zu.
  • Der dritte Haken: Im normalen Spielgeschehen nimmt man die optischen Unterschiede durch Raytracing häufig maximal subtil wahr. Es sei denn, die Entwickler übertreiben es und lassen gefühlt jede Oberfläche möglichst stark reflektieren (hat da jemand Watch Dogs Legion gesagt?). Dadurch lohnt es sich mit Blick auf den FPS-Verlust oft nur bedingt, Raytracing zu nutzen.

Raytracing in Watch Dogs 3 und Co. - So tricksen Entwickler in Open Worlds Video starten 11:55 Raytracing in Watch Dogs 3 und Co. - So tricksen Entwickler in Open Worlds

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Lieber ein Ende ohne Raytracing als ein Ruckeln ohne Ende

Wir haben sowohl die Entwickler von Atomic Heart als auch Nvidia gefragt, warum Raytracing nach aktuellem Stand mehr oder weniger kommentarlos aus dem Spiel gestrichen wurde und ob es später per Patch nachgereicht wird. Eine erklärende Antwort gibt es uns gegenüber bislang nicht, aber laut Rock Paper Shotgun soll Raytracing später noch nachgereicht werden.

Unabhängig davon muss man kein Prophet sein, um erahnen zu können, dass eine Mischung aus schlechter Performance und optisch nicht genug überzeugenden Ergebnissen der Grund für die bislang geltende Streichung ist.

Ich finde es deshalb nicht schlimm, dass Raytracing erstmal kurzerhand gestrichen wurde, sondern zu Gunsten der Performance sogar gut - auch wenn ich mir einen offeneren Umgang damit gewünscht hätte.

Bedenkt man allerdings, wie lange sich das Spiel bereits in der Mache befindet und dass Raytracing schon früh in der Entwicklung mitgedacht wurde, dann ist es sehr bezeichnend, dass die Render-Technik nun zum Release komplett und weitgehend kommentarlos fehlt.

Aus It just works! wird so viele Jahre später ein It's just not there! In Anbetracht der eher mauen Performance so mancher frisch erschienener Spiele mit Raytracing ist das vorerst kein allzu großer Verlust.

Die entscheidende Frage lautet aber, ob daraus jemals wirklich ein reibungsloses It just works! werden kann. Ich bin vorsichtig optimistisch und sage Ja. Wir werden aber immer noch sehr viele Jahre Geduld brauchen, bis es wirklich soweit ist.

Wie steht ihr zu der überraschenden Streichung von Raytracing in Atomic Heart im Speziellen und zu der Render-Technik ganz allgemein? Schaltet ihr Raytracing in Spielen stets an, wenn es verfügbar ist oder könnt ihr nicht nur bislang, sondern auch in Zukunft gut darauf verzichten? Schreibt es gerne in die Kommentare!

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