Jahrzehntelang Pflicht: Es ist Zeit, einem Stück PC-Hardware Lebewohl zu sagen

Peters neuer Rechner hat keinen Platz mehr für ein CD- oder DVD-Laufwerk. Zeit, sich von einem einstmals essenziellen Stück PC-Technik zu verabschieden.

Für Peter hieß es Abschied nehmen von einem Stück PC-Hardware, das ihn jahrzehntelang begleitet hat: seinem DVD-Laufwerk. Denn in seinem neuen PC ist schlicht kein Platz mehr dafür vorgesehen. Für Peter hieß es Abschied nehmen von einem Stück PC-Hardware, das ihn jahrzehntelang begleitet hat: seinem DVD-Laufwerk. Denn in seinem neuen PC ist schlicht kein Platz mehr dafür vorgesehen.

Mein PC will nicht mehr. Blockadehaltung, könnte man sagen. Ich kann's ihm nicht verübeln. Ich habe es ja selbst schon seit Jahren nur noch sporadisch genutzt. Einmal im Jahr vielleicht. Wofür auch? Die Zeit der Laufwerke ist einfach vorbei.

Als Sony eine Digital-only-Edition für seine PlayStation 5 ankündigte, war ich nicht geschockt. Ich nickte nur wissend: »Ah ja, du jetzt auch. So weit ist es also gekommen.« Und dann seufzte ich auf diese weltmüde und mit dem Leben abgeschlossene Art und Weise, die vorbeigehende wildfremde Menschen dazu bringt, sich nach meiner Verfassung zu erkundigen. »Ist bei Ihnen alles in Ordnung?«

Nein, nichts in Ordnung.

Alles ist in Ordnung.

Die Zeit, sie vergeht, und ich muss wie jeder damit klarkommen. Das geht nicht ohne Abschiede. Einen davon habe ich in diesem Kommentar dokumentiert.

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Kein Platz für meine Vergangenheit

2023 habe ich mir einen neuen PC gekauft. Man muss mit der Zeit gehen, sonst geht man mit der Zeit. So wie mein alter Rechner. Die neue Grafikkarte ging nicht, sie kam, sie sah und sie vereinnahmte absurd viel Platz im Gehäuse.

Zu viel Platz? Vielleicht. Vielleicht sind Grafikkarten über die letzten Jahre aber auch einfach nur deshalb in die Länge und Breite gewachsen, um ein anderes Vakuum in unseren Rechnern zu füllen, wie eine Schnecke es sich in ihrem Haus einrichtet oder eine Blume Richtung Sonne wächst, quasi eine Art natürlicher GPU-Evolution.

Bei meinem neuen PC-Gehäuse ist es nicht vorgesehen, dass man vorne Zugriff auf die Laufwerke hat. Logisch, wer benutzt die heute schon noch am Rechner? Bei meinem neuen PC-Gehäuse ist es nicht vorgesehen, dass man vorne Zugriff auf die Laufwerke hat. Logisch, wer benutzt die heute schon noch am Rechner?

Ich rede natürlich von dem rechteckigen Kasten vorn im Gehäuse, der Silberlinge schluckt wie Faschingsfeiernde den Inhalt dieser kleinen Schnapsflaschen mit Bildern bunter Früchte drauf. Heutzutage vermisst ihn niemand mehr. Ja, nicht einmal die Hersteller von PC-Gehäusen!

Denn die bauen teils (wie bei meinem) gar keine Klappe an der Vorderseite mehr ein, um Zugang zu dem ermöglichen, was ich früher™ ständig auf- und zugemacht habe: das Laufwerk für CDs und DVDs. Die Disketten erwähne ich hier lieber nicht, sonst fragt mich die jüngere Generation noch, ob ich auch schon bei Stalingrad dabei war (nur in Call of Duty, ich schwöre) ...

Liebevolle Erinnerungen

Wenn ich an all die Laufwerke denke, die über mehrere Jahrzehnte hinweg Silberscheiben in hoher Geschwindigkeit in meinen PCs rotieren ließen wie Pizzateige auf der Fingerspitze eines napoleotanischen Pizzaiolos!

CDs und DVDs wurden auf 8-, 16- oder 32-fache Geschwindigkeit (von was eigentlich?) beschleunigt und manchmal musste ich mit einem weichen Tuch drüberwischen, damit der Computer die Daten richtig lesen konnte, so ähnlich wie der Mensch, der beim Boxen dem Sportler während der Pause im Ring den Schweiß aus der Stirn wischt. »Los, das schaffst du, nur noch 200 Megabyte zu kopieren! Bereit für Runde 2?« Zur Not reichten auch der gehauchte Atem und ein Ärmel meines Pullovers.

2018 sang ich noch ein anderes Lied: Die Retail-DVD gehört abgeschafft! Video starten PLUS 10:52 2018 sang ich noch ein anderes Lied: Die Retail-DVD gehört abgeschafft!

In meiner Brennerphase habe ich dann sogar selbst Daten auf CDs geschrieben und kam mir plötzlich ganz wichtig und auch irgendwie ein bisschen kriminell vor, aber das währte nicht lange. Meist war ich lediglich passiver Nutzer. Mein Antrieb waren die Spiele, die mittels der runden Datenträger ihren Weg auf meine Festplatten fanden.

An einige kann ich mich bis heute ungewöhnlich gut erinnern, an die Reflexionen auf den regenbogenfarbigen Unterseiten der Discs, an das Klackgeräusch, mit dem sie in ihr Jewel Case einrasteten. Age of Empires 2, Star Trek: Voyager - Elite Force, Baldur's Gate 2, Warcraft 3 (als Raubkopie mit dem Spieletitel in blauem Edding!), die ganze Budget-Kollektion der Play the Games Volume 3, ich fühlte mich wie ein DJ vor der Erfindung des USB-Sticks.

Aus dem Leben gedreht

Das ist längst vorbei, die Zeit kommt nicht wieder. Blu-rays haben sich am PC nie durchgesetzt, auf Konsolen schon. Bei meiner PS4 Pro habe ich gelegentlich die Disc gewechselt, das stimmt. Aber Day-One-Patches sind nun auch schon längst keine neue Erfindung mehr, Spiele-Downloads der Usus.

Wer geht heute noch ins Elektronikfachgeschäft, um sich neue Spiele in schmalen Plastikboxen zu kaufen? Mit Disc, deren Inhalt schon vor Release veraltet ist? Vielleicht sogar nur mit einem kleinen Zettel in der Packung: Hier ist dein Key, die Disc haben wir uns gespart, der Rest ist Luft (als ob es heute noch gedruckte Handbücher geben würde!).

Ich weiß schon, ich erzähle euch hier nichts Neues. Wie könnte ich? Wahrscheinlich habt ihr selbst seit Ewigkeiten kein Disc-Laufwerk mehr in eurem PC, spielt auf der Konsole nur Spiele, die ihr online gekauft habt, nutzt Steam & Co. wie ich früher den örtlichen Media Markt.

Schon vor zehn Jahren hätte ich einer von euch werden können, hip, modern, Download-only. Aber bei meinem letzten großen Hardware-Upgrade habe ich damals das alte Laufwerk rübergerettet.

Hauptsächlich aus Nostalgiegründen, das gebe ich zu. Und weil ich noch irgendeine alte Photoshop-DVD hatte, die ich brauchte, oder weil ich zu faul war, um einen Boot-Stick für Windows zu erstellen. Was man halt so macht, wenn man älter und immer sturer in seinem Verhalten wird.

Doch jetzt ist endgültig Schluss, mein neuer PC hat keine Verwendung mehr für dich, Laufwerk. Verschwinde! Du bist ungewollt. Unnütz. Nächster Halt: Elektroschrott und nein, ich weine nicht, das ist nur der Regen.

Mein PC brummt selbstgefällig. Er ist jung, er ahnt von all dem nichts, von den Erinnerungen, die an diesem Stück Hardware hängen. Beneidenswert.

Ich wünschte manchmal, ich könnte zurückgehen und wieder CDs mit meinem Ärmel polieren.

Aber es gibt kein Zurück. Es dreht sich alles weiter.

Das Leben. Die Technik. Die Welt.

Nur die Disc nicht.

Die darf endlich in Frieden ruhen.

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