Es ist kein Geheimnis: Hardware-technisch ist die Nintendo Switch nicht allererster Güte. Das war sie schon bei Release nicht. Was liegt also näher, als Peripherie zu erfinden, die grafisch noch mehr aus der Konsole kitzelt?
Das dachte sich auch Hersteller Marseille und hat mit dem mClassic-HDMI-Stick genau das beabsichtigt. Beworben wird das Gerät vor allem für den Handheld.
Das verspricht der Stick: Die Rückseite der Schachtel wirbt mit Algorithmen, die jedes Pixel analysieren und in Echtzeit ein »scharfes, wundervoll ausgewogenes Bild mit erweiterten Details, genau wie es der Spieleentwickler erdacht hat – mit null Lag« bieten.
Kurz gesagt bedeutet das:
- Upscaling
- Imagine Sharpening
- Depth of Field
- Anti-Aliasing
Natürlich ist die Peripherie nicht nur für Nintendo Switch gedacht, doch bei der Konsole ist die meiste Luft nach oben, also habe ich den mClassic damit getestet.
Hält das Gadget, was Marseille verspricht?
Der Marseille mClassic-HDMI-Stick wurde uns für einen Test zugeschickt. Der Hersteller hatte keinen Einfluss auf das Ergebnis.
mClassic: Lieferumfang und Anschluss
Wenn ihr die Verpackung öffnet, dann findet ihr nebst der Anleitung auf Englisch den HDMI-Stick selbst, ein Micro-USB-Kabel sowie einen HDMI-Adapter von weiblichen auf männlichen Stecker.
Der mClassic selbst hat ungefähr die Größe eines Amazon Fire TV-Sticks und einen ungewöhnlichen Formfaktor, weswegen er nicht direkt in die Dockingstation der Switch passt. Ihr braucht in diesem Fall den Adapter also unbedingt.
Wenn ihr den kleinen Grafikbooster samt Adapter an die Station eurer Switch gesteckt habt, sieht das so aus:
Das grüne Licht (das gleichzeitig ein Schalter ist, clever) signalisiert übrigens, dass das Gadget eingeschaltet ist. Insgesamt hat der mClassic zwei Modi:
- Grüne LED: Sämtliche Bildverbesserer sind eingeschaltet
- Blaue LED: Angepasster Modus für Retro-Konsolen
- LED aus: Stick arbeitet nicht
Hinweis: Ich konnte den Stick nicht mit einer alten Konsole testen, da ich keinen HDMI-Adapter zur Hand hatte, um die an meinem TV anzuschließen.
Macht der mClassic das Bild wirklich besser?
Diese Frage wird der kommende Abschnitt beantworten. Getestet habe ich den Stick mit meiner Nintendo Switch der ersten Generation auf einem Philips OLED807-Fernseher in 48 Zoll.
Ich lasse zunächst mal die Bilder für sich sprechen, bevor ich meinen Eindruck schildere.
Als Erstes habe ich mich an »The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom« versucht. Im Anfangsdorf ist relativ viel los, da sollte man Unterschiede sehen können.
Dann habe ich die Kamera auf Link gedreht und gezoomt, um die Details abzufragen.
Als Nächstes habe ich mein Glück mit »Shin Megami Tensei 5« versucht. Die vielen Details in der Grafik sollten gemäß dem Versprechen ja noch besser herausgearbeitet werden, oder?
Zu guter Letzt habe ich für den Bildvergleich noch »Dragon Quest Monster: The Dark Prince« gestartet.
Um es mit den Worten von Hans-Joachim Kuhlenkampff zu sagen: Wie Sie sehen, sehen Sie nichts. Die grafischen Unterschiede sind kaum erkennbar, wenn man nicht mit dem Augapfel am Bildschirm klebt.
Erst, wenn man nah genug hinzoomt, sieht man, dass der Stick eben doch etwas macht. Vor allem die Kantenglättung kommt da ganz gut zur Geltung. Nachstehend habe ich das für euch getan.
Das Versprechen von »beeindruckender Grafik« wird schon mal nicht erfüllt. Ja, der Treppenffekt wird geglättet, für meinen Geschmack macht es die Bilder gerade im Zoom aber auch manchmal unscharf. Zu Erkennen am Helden von Dragon Quest Monsters und dem Gras bei The Legend of Zelda.
Upscaling kann ich hier nicht erkennen. Wobei der Hersteller angibt, dass dieses auch besser von 720p auf 1.440p funktioniert als 1.080p auf 1.440p.
Die Farben sehen für mein Dafürhalten ein wenig satter aus. Ob einem das aber ohne direkten Vergleich auffällt? Ich wage es zu bezweifeln.
Sicher, der mClassic verbessert das Bild, aber auf einem so feingranularen Level, dass man zurecht die Frage stellen darf: Lohnen sich die 120 Euro?
Auf Standbildern und herangezoomt bemerkt man den Unterschied, doch wie ist es beim Spielen?
Mein Eindruck beim Zocken: Ich hab ehrlicherweise kaum etwas bemerkt – und das, obwohl ich sehr nah am Bildschirm saß. Von Schreibtischstuhl zu TV sind es vielleicht 50 bis 60 Zentimeter, doch bei einer schnellen Runde Mario Kart fiel mir keine deutliche Verbesserung ins Auge. Schade.
Fazit der Redaktion
Maxe Schwind
Ich war gespannt auf den mClassic, denn obwohl ich kein Grafik-Geier bin, der stets 4K und 120 FPS braucht, so ist auch mir klar, dass bei der Nintendo Switch noch viel Luft nach oben ist.
Marseilles mClassic nutzt diese Luft leider nicht aus.
Der HDMI-Stick funktioniert, klar, aber die Verbesserungen fallen zu niedrig aus, als dass das die 120 Euro wirklich rechtfertigt. Zumindest nicht, wenn ihr sowieso zwei, drei Meter entfernt vom TV auf der Couch sitzt.
Der mClassic ist für euch geeignet, wenn ihr wirklich nach jedem Strohhalm greift, um die Grafik der Switch aufbrezeln und euch 120 Tacken nicht zu viel sind. Für PS4 (Pro), PS5 oder XBox Series S/X braucht ihr ihn nicht.
Erwartet aber nicht mehr als einen Quantensprung an Qualität. Der Rest von uns spielt weiterhin im normalen Docking-Modus und ist auch zufrieden.
Ich glaube, der Stick beeindruckt mehr im Einsatz mit Retro-Konsolen, das zeigen zumindest Tests anderer Quellen. Einen zweiten Blick wäre mir das jedenfalls wert, sobald ich einen Adapter besitze.
Was Nintendo meiner Meinung nach richtig gut hinbekommen hat: Den GameCube-Controller, der auch heute noch mein Lieblingsdrücker ist.
Grundsätzlich sehe ich einen Markt für Spiele-Peripherie, die mehr aus den Konsolen kitzelt. Die muss dann aber auch spürbar mehr aus den Kisten herausholen. Unterm Strich macht der mClassic da zu wenig. Mein Lieblingsgadget für die Switch hat ohnehin nicht mit Spielen zu tun, vielleicht wäre das ja mal einen Artikel (und eine Empfehlung wert).
Was glaubt: Gibt es einen Markt für solche Peripherie? Oder sollte man am besten gleich zum Gaming-PC greifen? Schreibt eure Meinung gerne in die Kommentare.
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