Mehr FPS sind nicht nur beim Gaming wichtig: Warum 8K und HDR bei Film und TV nicht reichen

Beim Zocken sind 60 FPS nicht mehr genug, aber bei Kinofilmen sehen wir immer noch dieselbe Bildanzahl wie vor 100 Jahren. Filme mit High Frame Rate, kurz HFR, sind nicht beliebt. Wieso?

Mehr FPS gilt natürlich nicht für diesen Sony-Fernseher, sondern für alle. Mehr FPS gilt natürlich nicht für diesen Sony-Fernseher, sondern für alle.

Alle Jahre wieder kommt es vor, dass Film-Regisseure einen Feldversuch mit mehr Bildern pro Sekunde starten. Der bekannteste war Peter Jackson, der seine Hobbit-Trilogie mit 48 FPS drehte. Doch bereits 1978 versuchte sich bereits Douglas Trumbull als erster daran. Ang Lee und Will Smith legten mit Gemini Man und 120 FPS 2018 die Latte hoch.

Mehr Frames per Second kamen allerdings nicht gut an. 

Technisch sind mehr Bilder pro Sekunde problemlos möglich, aber am Ende des Tages entscheidet die Gewohnheit, wieso Filme mit HFR (High Frame Rate) nicht gut ankommen.

Können Fernseher das leisten?

Kurz gesagt: Ja. Fernseher heutzutage besitzen in der Regel Displays mit mindestens 60 Hertz. Sendet eine Quelle mit 60 FPS, kann ein TV mit 60 Hertz diese verarbeiten. Top-Modelle wie der Sony A95K oder LG G2 unterstützen 120 Hertz, der Samsung-OLED S95B schafft 144 Hertz.

Sprich, moderne Fernseher können mehr Bilder pro Sekunde verarbeiten.

Wenn ich nur Filme schaue, lohnt sich ein Fernseher mit höheren Hertz? Durchaus, denn selbst wenn ihr Filme genießt, die mit 24 Bildern pro Sekunde gedreht sind, interpolieren die Geräte die Bilder besser. Es werden Zwischenbilder vom TV eingezogen. Besonders bei Sportübertragungen kommt das zum Tragen.

Daraus ergibt sich für einige Zuschauer allerdings ein möglicher Nebeneffekt: Der Soap-Opera-Effekt. Ob der euch auch stört, könnt ihr mit folgendem Video testen:

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Warum heißt das so? Soap Operas wurden früher kostengünstig produziert und nicht mit Filmkameras geschossen, sondern auf Videoband gedreht und bearbeitet - und die arbeiteten mit 30 FPS.

Durch die leicht erhöhte Frame-Anzahl, haben sich die Schauspielerinnen und Schauspieler gefühlt etwas schneller bewegt, was mehr Realismus suggeriert hat. Es suggerierte mehr Realismus. Weil Soap Operas allerdings verpönt waren, wird der gleichnamige Effekt mit einem billig gemachten Film gleichgesetzt.

Ob FPS im dreistelligen Bereich dem entgegenwirken? Meiner Erfahrung nach nicht. In der Vorführung von Gemini Man, der mit 120 FPS gezeigt wurde, haben sich die Leute bei mir im Saal ebenfalls über den Soap-Opera-Effekt beschwert.

Ist das der Grund, wieso wir Filme noch mit 24 Bildern pro Sekunde schauen?

Bis 1920 gab es keinen industrieweiten Standard, wie man Filme drehte. Während Stummfilme mit 16 FPS liefen, hat man sich irgendwann auf 24 Bilder pro Sekunde geeinigt - wegen der Mathematik.

24 ist eine leicht zu teilende Zahl, und in der Nachbearbeitung kann man die Frames problemlos aufteilen: Zwölf Bilder entsprechen einer halben Sekunde, sechs Bilder einer Viertelsekunde und so weiter. Außerdem hätte man damals für mehr Bilder pro Sekunde auch mehr Filmband gebraucht.

Es gibt einen Terminus, der sich Willentliche Aussetzung der Ungläubigkeit (engl.: suspension of disbelief) nennt. Der besagt im Grunde, dass wir uns absichtlich darauf einlassen, getäuscht zu werden. Wir wissen zwar, dass das, was wir sehen, das nur gespielt ist, aber wir geben uns diesem hin und bekommen Unterhaltung im Gegenzug.

Je gewöhnlicher die Szene, desto eher glauben wir der Illusion, wie etwa, wenn zwei Personen spazierengehen und sich unterhalten im Gegensatz zu einem außerirdischen Data aus Star Trek.

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Warum also suchen Spieler Möglichkeiten, die Frame per Second weiter in die Höhe zu treiben? Und wieso macht man das nicht bei Filmen?

Übrigens gibt es einen in unserer Redaktion, der sich auch in Spielen gegen (zu) hohe Frame Rates ausspricht. Mehr dazu erfahrt ihr im folgenden Artikel samt Guide zum Begrenzen der FPS:

Die Magie des Films

Unsere Fernseher können dank Panels mit viel Hertz Material mit hohen FPS darstellen, beim Gaming ist das auch gewollt. Wieso schauen wir dann Filme noch wie vor 100 Jahre mit 24 FPS, obwohl auch die mit bis 120 Bildern pro Sekunde gedreht werden können?

Ein Wort: Gewohnheit.

Auch wenn es Freunde von HFR gibt, so waren die meisten Kritiken hinsichtlich der erhöhten Bildanzahl beim Hobbit vernichtend. Leuten wurde schlecht, sie fühlten sich nicht in den Film gezogen.

Durch die 24 FPS werden wir subtil daran erinnert, dass wir gerade einen Film schauen.

Vielen Zuschauern waren die 48 FPS beim Hobbit zu real, die Filme entwickelten für sie keine Sogwirkung, keine Immersion. Stattdessen wirkte für sie Mittelerde wie aus einer Soap.

Die Magie des Films ging verloren.

Warum ich mehr FPS für Filme und Serien fordere

4K, 8K, Milliarden Farben durch HDR: Man könnte die Zahlenspielchen ewig weit treiben, doch der Vorteil für die Zuschauer und Zuschauerinnen wird irgendwann marginal. Wieso setzen wir also nicht da an, wo wir sowieso schon hinterherhinken: bei der niedrigen Frame-Anzahl.

Nostalgie ist eine verdammt gutes Rauschmittel und selten wird das so klar wie bei der Magie des Films. Wir erinnern uns daran, wie wir Star Wars zum ersten Mal gesehen haben und uns nicht an irgendwelchen Qualitätseinbußen der VHS gekratzt haben. Auflösung, Screen Tearing und schlechte Effekte waren uns egal.

Die Magie des Films ist leider keine quantifizierbare Einheit.

Mehr Bilder bedeutet allerdings auch: Wir bekommen mehr Film fürs Geld. Wir sehen mehr, Bewegungsunschärfe ist ein Albtraum aus der Vergangenheit, Mimik der Schauspielerinnen und Schauspieler wäre viel deutlicher - und Actionszenen erst! Wie viel man auf einmal sehen könnte! 

Die Qualitätsausbeute wäre enorm!

Ja, Filme müssten anders gedreht werden, aber wieso sollten wir an Nostalgie festhalten, wenn wir ein so viel hochwertigeres Filmerlebnis haben könnten? Wir haben die Technik, zurückgehalten wird diese allerdings nur von Nostalgie und Gewohnheit.

Ich für meinen Teil habe die Hobbit-Filme und Gemini Man in HFR genossen. Mir war egal, dass man die Kostüme teilweise gesehen hat oder dass sich alles gefühlt schneller bewegt hat. Ich habe meine suspension of disbelief nicht aufgegeben, nur weil ich mehr erkannt habe.

Und beim Gaming funktioniert’s doch auch.

Die traurige Wahrheit: Selbst wenn Filmstudios Filme in HFR drehen würden, wo würde das hinführen? Nirgends. 3D war dank Avatar seiner Zeit ein Kassenschlager, doch ich habe 3D vermieden wo ich konnte (der Preis war nur ein Grund dafür). Der Effekt war mir zu marginal, Brille tragen nicht optimal und teilweise war das Bild noch unschärfer.

Dasselbe würde vermutlich mit HFR passieren. Die Leute wollen es nicht, denn sie sind daran nicht gewöhnt. Dementsprechend habe ich zum aktuellen Zeitpunkt keine Hoffnung auf Filme mit höheren FPS. Da bleiben uns die guten Fernseher also nur noch zum Zocken.

Viele Frames per Second sind das Mantra der Zocker, doch bei Filmen messen wir mit zweierlei Maß, obwohl beides nicht echt ist. Habt ihr schon Filme in HFR gesehen? Habt ihr sie genossen? Oder wollt ihr lieber bei der Magie des Films bleiben? Muss man eine Technik nutzen, nur weil sie verfügbar ist? Wir würden das gerne wissen, schreibt's in die Kommentare.

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