Nest Doorbell im Test: Mit Googles Klingel verpasse ich kein Paket mehr

Mit Googles smarter Videotürklingel entgeht euch nichts mehr vor eurer Haustür. Warum sich die Nest Doorbell vor allem für Vielbesteller eignet. Und was die Nachteile des Akku-Modells sind.

Die Google Nest Doorbell im Praxistest: Mirco hatte sie über vier Wochen im Einsatz. Die Google Nest Doorbell im Praxistest: Mirco hatte sie über vier Wochen im Einsatz.

Jeder kennt es: Man wartet sehnlichst auf eine Bestellung und traut sich nicht, laut Musik zu hören oder Fernsehen zu schauen, geschweige denn das Haus zu verlassen - zu groß die Gefahr, das Bimmeln des Postboten zu verpassen. 

Solche Situationen verhindern smarte Videotürklingeln wie die Nest Doorbell von Google. Sie benachrichtigt euch per Push-Nachricht auf dem Handy, wenn es an der Tür läutet - und erlaubt euch per Gegensprechanlagenfunktion auch direkt mit dem Besuch zu kommunizieren. 

Doch sie erkennt nicht nur Menschen, sondern auch Pakete, Fahrzeuge und andere Bewegungen und eignet sich somit zum Schutz vor Eigentum.

Mit 46 mm Breite und 160 mm Höhe ist sie zudem recht kompakt; das schlanke Design kann sich gepaart mit dem großen Leuchtring am Klingelknopf sehen lassen.

Nest Doorbell (Akku)
Nest Doorbell (Akku)
Googles smarte Videotürklingel überzeugt mit starker Personen- und Paketerkennung, einfacher Installation und langer Akkulaufzeit. Die wichtigsten Funktionen lassen sich auch ohne Abo nutzen. Nur der Verbindungsaufbau nach dem Läuten könnte schneller sein.
  • Einfache Installation
  • Kabellos (Akku) & kabelgebunden nutzbar
  • Auch ohne Abo nützliche Features
  • Sehr gute Personen- und Paketerkennung
  • Keine Privatsphärefunktionen
  • Teils langer Verbindungsaufbau
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Immer auf dem Laufenden: sehr gute Paket- und Objekterkennung

Drückt nun jemand vor der Tür auf den großen Knopf, bekommt ihr eine Push-Nachricht  aufs Handy. Bei einem erkannten Paket folgt sogar noch eine zweite Benachrichtigung. Einen Touchscreen-Druck später könnt ihr per Videotelefonie mit dem Besuch sprechen. 

Das klappt sogar aus der Ferne erstaunlich gut, die Sprach- und Videoqualität war im Test stets zufriedenstellend - auch bei Nacht.

Die Auflösung von 960x1.280 Bildpunkten liefert zwar keine gestochen scharfen Aufnahmen, Gesichter sind aber gut erkennbar und der Stream mit 30 Frames ausreichend flüssig.

Die Videoaufnahmen sind bei Tag und bei Nacht gut erkennbar. Die Videoaufnahmen sind bei Tag und bei Nacht gut erkennbar.

Monieren muss ich hingegen den Verbindungsaufbau: Vom Läuten bis hin zum laufenden Videocall vergehen im Extremfall schon mal gute zehn Sekunden.

Das ist länger, als mir lieb ist, denn in der Zeit bin ich auch selbst zur Tür gestiefelt. Schneller geht’s in jedem Fall mit den voreingestellten Schnellantworten wie: Bin gleich da! oder: Bitte einfach ablegen.

Verpasste Ereignisse, darunter auch Bewegungen von Tieren oder Fahrzeugen, werden als maximal 30-sekündige Clips übersichtlich im Verlauf bis zu drei Stunden lang gespeichert. Sogar Geräusche werden auf Wunsch aufgezeichnet. 

Besonders erfreulich für Vielbesteller: Die Paketerfassung klappt hervorragend - sogar besser als bei Amazons Ring 4.

Dabei spielt es keine Rolle, ob die Pakete getragen, vor der Tür abgestellt oder gar auseinandergefaltet werden. In meinem Test schlug die Paketerkennung sogar zweimal an, obwohl meine Frau nur ein großes Stück Pappe beziehungsweise einen Sack Plastikmüll zur Mülltonne brachte.

Es gibt also auch Fehlalarme - das ist mir aber lieber als gar keinen Alarm.

Der 1/3-Zoll-Sensor im 3:4-Format ermöglicht einen Erfassungswinkel von 145 Grad in der Diagonalen - damit seht ihr auch Pakete unmittelbar vor der Türschwelle. So entgeht euch künftig keine Lieferung mehr.

Das Gleiche lässt sich über die Bewegungserkennung sagen. Die Kamera hat bei mir selbst kleinste Zuckungen von Bauarbeitern im (!) gegenüberliegenden Rohbauhaus erkannt. Auch eine vorbeiflitzende Nachbarskatze entging der Nest Doorbell nicht. 

Kinderleichte Einrichtung - mit einem Nachteil

So genial die Personen- und Objekterkennung, so einfach ist die Nest Doorbell eingerichtet. Ich habe die akkubetriebene Variante getestet, da sie flexibel einsetzbar ist.

Ihr könnt sie an das Stromnetz anschließen und eure bisherige Klingel komplett ersetzen oder ganz ohne Kabel an einer beliebigen Stelle an Wand oder Tür anbringen. Dann läutet beim Klingeln allerdings nicht euer Türgong und ihr müsst auf einen externen Smart Home-Lautsprecher wie den Nest Mini zurückgreifen. 

Die Einrichtung ist schnell erledigt. Ihr werdet in der App Schritt für Schritt durch den Installationsprozess geführt. Die Einrichtung ist schnell erledigt. Ihr werdet in der App Schritt für Schritt durch den Installationsprozess geführt.

Wer keinen Google-eigenen Smart Assistant besitzt, muss bei der kabellosen Installation ohne Türgong leben oder auf Bastellösungen zurückgreifen. So soll sich die Nest Doorbell etwa per Starling Home Hub auch in Apples Homekit integrieren lassen. Ausprobieren konnte ich das aber noch nicht.

Die nötigen Schrauben und Halterungen liegen dem Lieferumfang bei, sogar ein Keil mit 20-Grad-Winkel ist dabei. Wer jedoch nicht in seine Hauswand oder Tür bohren möchte, weil er den Zorn der Vermieter fürchtet, muss erfinderisch werden. Denn die Nest Doorbell macht es euch nicht gerade einfach, sie per Klebestreifen an eine beliebige Stelle zu pappen. 

Sie funktioniert nämlich nur, wenn die beiliegende Metallhalterung Kontakt zur Rückseite des Geräts hat. Die Halterung hat jedoch nach außen gewölbte Aussparungen für zwei Schrauben und liegt daher nicht eben an der Wand an. Ein in meinen Augen unnötiger Mechanismus, der zur sichereren Bohrvariante zwingt, somit aber auch die Flexibilität des Akkumodells schmälert.

Alles im Blick - auch ohne Abo

Die große Stärke der Nest Doorbell ist der große Funktionsumfang, der sich im Gegensatz zu einigen Konkurrenzprodukten auch ohne kostenpflichtiges Abo nutzen lässt. 

Folgende Grundfunktionen stehen zur Verfügung:

  • Paketerkennung
  • Tiererkennung
  • Fahrzeugerkennung
  • Bewegungserkennung
  • Geräuscherkennung und -aufzeichnung
  • Energiesparmodus
  • Türklingelmelodie
  • Ruhemodus
  • Nachtsichtmodus

Darüber hinaus gibt es etliche weitere Einstellungen, die ihr in Googles hauseigener “Google Home”-App (Google-Account vorausgesetzt) vornehmen könnt.

So habt ihr beispielsweise die Wahl, nur bei bestimmten Ereignissen benachrichtigt zu werden. Oder ihr verzichtet auf die maximale Videoqualität, um die Akkulaufzeit zu erhöhen.

Das ist absolut ausreichend für eine Videotürklingel. Die meiner Meinung nach nützlichste Funktion neben der Paketerkennung ist der Ruhemodus. So könnt ihr die Türglocke temporär ausschalten, wenn ihr mittags ein Nickerchen halten oder abends euren mühsam ins Bett gebrachten Nachwuchs nicht aufwecken wollt.

Die App ist aufgeräumt und bietet zahlreiche Funktionen. Die App ist aufgeräumt und bietet zahlreiche Funktionen.

Das Nest Aware-Abo gibt’s ab 5 Euro im Monat (oder 50 Euro jährlich) und fügt folgende Premiumfunktionen hinzu:

  • Gesichtserkennung
  • Alarmbereiche (um Bewegungen/Personen in einem spezifischen Bereich zu erkennen)
  • Clips werden 30 Tage im Verlauf gespeichert

Mit Nest Aware Plus für 10 Euro im Monat oder 100 Euro im Jahr bekommt ihr noch folgende Boni obendrauf:

  • Rund-um-die-Uhr-Videoverlauf
  • Clips werden 60 Tage im Verlauf gespeichert

Das Abo gilt dabei für beliebig viele Nest-Kameras in eurem Zuhause, lohnt sich aufgrund der oben genannten Features aber eher für jene, die weitere Sicherheitskameras installiert haben und die Aufnahmen auch nach längerer Zeit noch sichten möchten. In der kostenlosen Variante reicht es mir, bis zu drei Stunden in der Vergangenheit zu sehen, wer vor der Tür stand. 

Eine Funktion fehlt mir hingegen völlig: eine Möglichkeit, Bereiche im Videobild zu schwärzen oder auszusparen. Denn nicht jeder Nachbar wird mit eurer Kamera einverstanden sein und öffentliche Plätze wie Straßen dürfen gar nicht gefilmt werden (siehe unten). 

Nest Doorbell-Akkulaufzeit: Keine Panik vorm Batteriekollaps

Es empfiehlt sich natürlich, die alte Klingel zu ersetzen und die Nest Doorbell direkt ans Stromnetz anzuschließen. Wer sie wie ich im Akkubetrieb nutzen möchte, braucht sich aber keine Sorgen zu machen, die Bimmel ständig aufladen zu müssen.

Selbst nach meinem vierwöchigen Testeinsatz bescheinigt mir die App mit meinem Nutzungsprofil immer noch verbleibende 80 Prozent Restkapazität, was ungefähr einer Laufzeit von vier Monaten entspricht.

Insgesamt kommt die Nest Doorbell bei mir also auf rund fünf Monate Akkulaufzeit. Dabei nutze ich die mittlere der insgesamt drei Akkueinstellungen. Es geht also auch mehr oder eben weniger, je nach euren Bedürfnissen.

Die Nest Doorbell (links) ist etwas größer, dafür aber schlanker als Amazons Ring 4 (rechts) Die Nest Doorbell (links) ist etwas größer, dafür aber schlanker als Amazons Ring 4 (rechts)

Kurz bevor der Saft ausgeht, schaltet sich die Kamera wahlweise in einen Energiesparmodus und verzichtet auf sämtliche automatischen Aufzeichnungen (ausgenommen jemand klingelt).

Aufgeladen wird der Akku mit einem herkömmlichen USB-C-Kabel. Um die Kamera von der Halterung nehmen zu können, liegt im Lieferumfang ein entsprechendes Spezialwerkzeug bei.

Videoüberwachung & Datenschutz - Das müsst ihr beachten

Videotürklingeln sind wie Überwachungskameras einzustufen. Heißt: Eine Überwachung des Eigentums ist zwar erlaubt, aufgrund der DSGVO solltet ihr aber alle Nachbarn und euren Vermieter informieren, wenn ihr eine Videotürklingel installiert. Bei der Nest Doorbell liegen dafür leider keine Aufkleber bei - ihr müsst sie also gegebenenfalls separat kaufen.

Unzulässig ist es übrigens, Aufnahmen von öffentlichen oder fremden Flächen zu machen. Ihr müsst sicherstellen, dass ihr Nachbargrundstücke entweder gar nicht im Blickfeld habt oder euer Nachbar nichts dagegen hat. Eine Funktion, bestimmte Bereiche im Videobild zu schwärzen, gibt es bei der Nest Doorbell nicht.

Videotürklingeln, die sich ausschließlich nach dem Klingeln aktivieren, hat der Bundesgerichtshof erlaubt. Problematisch sind jedoch Videoaufnahmen. Standardmäßig speichert die Nest Doorbell Aufnahmen im Verlauf für bis zu drei Stunden. Diese Funktion müsstet ihr strenggenommen deaktivieren und somit auf den Sicherheitskomfort der Kamera verzichten. 

Für wen lohnt sich die Nest Doorbell?

Für Vielbesteller: Dank der hervorragenden Paketerkennung lohnt sich die Nest Doorbell für alle, die viel bestellen, beziehungsweise keine Lieferung mehr verpassen wollen. Zudem ist sie ideal als Sicherheitskamera.

Viele nützliche Funktionen, die andere Hersteller hinter die Paywall sperren, sind auch ohne kostenpflichtiges Abo nutzbar - darunter die Bewegungserkennung und Aufzeichnung von Clips.

Für Nest-User: Da die Nest Doorbell nicht Apples Homekit unterstützt, müssen sich iPhone-User nach Alternativen umschauen. Infrage kommen hier die Videotürklingeln von Netatmo und Arlo. Ansonsten sind Nachrüstoptionen wie der Starling Home Hub nötig, um die Google-Glocke mit Siri (zum Beispiel via HomePod) nutzen zu können.

Wer hingegen bereits eine Alexa Zuhause hat, sollte sich für die beste Verzahnung im Smart Home Amazons Ring-Serie anschauen.

Fazit von der Redaktion

Mirco Kämpfer
@khezuhl

Die Nest Doorbell ist eine hervorragende Videotürklingel, die vor allem mit ausgezeichneter Bewegungs-, Personen- und Paketerkennung glänzt. Der Sensor erfasst auch den Bereich unmittelbar vor der Tür, weswegen auch abgelegte Pakete erkannt werden. Das Design ist modern, der Akku hält lange und die Sprachqualität überzeugt.

Perfekt ist die Nest Doorbell jedoch nicht. Gerade beim Verbindungsaufbau und Funktionsumfang hätte Google gern noch etwas nachfeilen dürfen. So fehlt mir persönlich eine Privacy-Funktion - zum Beispiel mit schwarzen Balken wie beim Konkurrent Ring. 

Lobenswert sind jedoch alle anderen Funktionen, die sich auch ohne lästiges Abo nutzen lassen. Wer bereits in Googles Smart Home-Welt unterwegs ist, bekommt hier eine sinnvolle Erweiterung für das vernetzte Zuhause, die kaum Wünsche offen lässt.

Wie steht ihr zum Videotürklingeln? Habt ihr eine im Einsatz oder überlegt euch eine anzuschaffen? Schreibt es uns gern in die Kommentare und was euch bei der Kaufberatung besonders wichtig ist.

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