Wie der simple Excel-Fehler eines Mitarbeiters die norwegische Zentralbank um Zigmillionen Euro brachte

Ein Mitarbeiter des Norges Bank Investment Management hatte in die Tabellenkalkulationssoftware etwas Falsches eingetragen.

Der norwegische Ölfonds hat wegen eines einfachen Fehlers in Excel 86 Millionen Euro verloren beziehungsweise nicht erwirtschaftet. (Bildquelle: UnsplashPepi Stojanovski) Der norwegische Ölfonds hat wegen eines einfachen Fehlers in Excel 86 Millionen Euro verloren beziehungsweise nicht erwirtschaftet. (Bildquelle: Unsplash/Pepi Stojanovski)

Im vergangenen Jahr hat der 15 Billionen Kronen (NOK, das sind rund 1,3 Billionen Euro) schwere Staatliche Pensionsfonds Norwegens durch einen Fehler bei der Berechnung seiner Benchmark rund 980 Millionen NOK verloren respektive nicht verdient – das sind umgerechnet 86 Millionen Euro.

Konkret soll es sich bei dem Fehler um eine falsche Eingabe in die Tabellenkalkulationssoftware Excel gehandelt haben, wie aus einem Bericht der renommierten Financial Times hervorgeht (hinter einer Paywall).

Der Vorfall hatte sich zwar bereits im Februar 2023 ereignet, bekanntwurde er erst im August des letzten Jahres. International darauf aufmerksam wurde die Financial Times jedoch erst vor kurzem.

Wie kam es zu dem Verlust von 86 Millionen Euro?

Die Norges Bank Investment Management (NBIM), die als Teil der norwegischen Zentralbank Norges Bank den Staatsfonds (der auch Ölfonds genannt wird) verwaltet, erklärt den Vorfall folgendermaßen:

Im Februar dieses Jahres wurde ein Berechnungsfehler in der Zusammensetzung des Index, an dem wir gemessen werden, entdeckt. Dieser Fehler führte zu einer leichten Übergewichtung von US-Anleihen im Vergleich zu globalen Anleihen. Als dies entdeckt wurde, haben wir uns sofort daran gemacht, dies zu korrigieren, aber da der Fonds so groß ist, betrug die Rendite 0,7 Basispunkte. Dadurch wurde unsere zuvor gemeldete positive relative Rendite von 118 Milliarden NOK auf 117 Milliarden NOK nach unten korrigiert.

Die norwegische Zentralbank »Norges Bank« leitet den Ölfonds. Dieser ist 1,3 Billionen Euro schwer. Das Foto zeigt allerdings nur ein symbolisches Bankgebäude. Aus lizenzrechtlichen Gründen können wir euch kein Bild der Norges Bank zeigen. (Bildquelle: UnsplashEtienne Martin) Die norwegische Zentralbank »Norges Bank« leitet den Ölfonds. Dieser ist 1,3 Billionen Euro schwer. Das Foto zeigt allerdings nur ein symbolisches Bankgebäude. Aus lizenzrechtlichen Gründen können wir euch kein Bild der Norges Bank zeigen. (Bildquelle: Unsplash/Etienne Martin)

Die Differenz von knapp einer Milliarde NOK (980 Millionen NOK) kam demnach zustande, weil ein Mitarbeiter, der in einem weiteren Bericht (auf Seite 45) nur als Simon bezeichnet wird, ein falsches Datum in eine Excel-Zelle eingegeben hat. Er selbst drückt es so aus:

Letztes Jahr (Frühjahr 2022) hatten wir einen Betriebsausflug. Einer unserer Workshops befasste sich mit Fehlern und dem Umgang mit ihnen. Wir haben Post-it-Zettel geschrieben und sie in verschiedene Kategorien eingeteilt, von harmlos bis No-Gos. Einer meiner Post-it-Zettel, an den ich mich noch gut erinnere, lautete: Fehleinschätzung der Benchmark des Finanzministeriums. Ich ordnete ihn in die Kategorie unverzeihlich ein.

Als ich diesen Zettel schrieb, wagte ich ehrlich gesagt nicht einmal, an die Folgen zu denken…Und weniger als ein Jahr später habe ich genau das getan. Mein schlimmster Albtraum. Es war ein handwerklicher Fehler. Mein Fehler. Ich habe das falsche Datum verwendet, den 1. Dezember statt des 1. Novembers, wie es in unserem Mandat eindeutig festgelegt ist.

Der Fehler wurde vom norwegischen Finanzministerium erst Monate später entdeckt. Da war es bereits zu spät, um noch Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Bei den riesigen Summen, die der Staatsfonds bewegt, können selbst kleinste Fehler große Auswirkungen haben. Der Verlust von 86 Millionen soll aber der größte seiner Art sein. Er sei doppelt so hoch wie die gesamten durch Fehler verursachten Verluste der Jahre 2010 bis 2020.

Unklar ist allerdings, ob es sich hierbei um einen tatsächlichen oder einen relativen Verlust (also weniger Gewinn) bezogen auf die Rendite handelt.

Bei dem Aufhebens, das darum gemacht wird, scheint es sich um einen tatsächlichen Verlust zu handeln. Andererseits ist die Rede davon, dass die positive relative Rendite (der Gewinn gemessen am eingesetzten Kapital) nach unten korrigiert werden musste, was für einen relativen Verlust spricht.

Ebenso unklar ist, wie genau das falsche Datum zu dem Verlust geführt hat.

Was ist mit dem Mitarbeiter (Simon) geschehen?

Entgegen allen Erwartungen wurde Simon nicht gefeuert. Nicolai Tangen, der Chef des NBIM und damit auch des Staatlichen Pensionsfonds Norwegens drückt es in einem Brief an den Leiter der Risikoüberwachung Patrick du Plessis und Simon so aus:

So etwas kommt vor! Wir führen ein komplexes Unternehmen, und es überrascht mich, dass es in der Vergangenheit nur sehr wenige oder gar keine derartigen Vorfälle gegeben hat. Sie sind beide sehr professionell und leisten einen wichtigen Beitrag zum Erfolg von NBIM.

Lassen Sie sich Ihr Wochenende nicht verderben.

Excel dient aber längst nicht mehr nur als reine Tabellenkalkulation. Es lassen sich sogar Spiele darin programmieren, wie der folgende Beitrag belegt:

Was meint ihr? Sind die 86 Millionen Euro »Verlust« eurer Meinung nach ein Kündigungsgrund? Oder seht ihr das ähnlich locker wie der Vorstandsvorsitzende des NBIM Nicolai Tangen? Was haltet ihr generell davon, dass es in der Geldwirtschaft um solch hohe Beträge geht, die dann sogar vergleichsweise klein sind? Was würdet ihr mit 86 Millionen Euro machen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

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