Nahezu täglich fluten Meldungen zu neuer Gaming-Hardware die Webseiten, seien es die kommenden RTX-Karten von Nvidia auf Basis der Ampere-Architektur oder der erhoffte Befreiungsschlag von AMD in Form von Big Navi. Auch Intel möchte hier mitmischen, wenn auch erst ab 2021.
Doch mehren sich die Hinweise, dass zumindest die Spitzenmodelle von Nvidia äußerst stromhungrig sein sollen: Bis zu 350 Watt sollen RTX 3080 beziehungsweise 3090 Gerüchten zufolge benötigen. Aber auch Grafikkarten von AMD waren in den letzten Jahren nicht gerade durch Sparsamkeit in Sachen Strombedarf aufgefallen, auch wenn sie mit Navi auf Basis der (halb) neuen RDNA-Architektur einen guten Schritt in die richtige Richtung gemacht haben.
Aber wie viel Strom benötigt ein typischer Gaming-Rechner überhaupt?
Das mag manche nicht kümmern, doch am Ende des Jahres zeigen sich die versteckten Kosten auf der Stromrechnung, zumal die Strompreise Jahr für Jahr steigen.
Aber nicht nur um das eigene Konto zu entlasten, auch der Umwelt zuliebe sollten Spieler sich zumindest bewusst sein, wieviel Energie der eigene Rechner aus der Steckdose saugt. Und in den Sommerwochen dürften gerade Dachgeschossbewohner bemerkt haben: Viel Strom bedeutet auch viel Wärme.
Nun gibt es keinen »typischen« Computer, das liegt in seiner Natur: Jeder kann (und sollte) sich den passenden und angepassten PC zusammenstellen. Anhand verschiedener verbreiteter Komponenten versuchen wir aber eine Annäherung. Besonders stromhungrig sind natürlich die beiden Leistungsträger, der Hauptprozessor und die Grafikkarte.
Mehr zum Zustand des Hardware-Marktes und den kommenden Neuerungen lest ihr in unserem Analyse-Serie über Grafikkarten, CPUs und Mainboards. Hier geht es zur ersten Folge:
Der Autor
Michael Kister ist freier Journalist und großer Verfechter des Selbstbau-PC. Seit er vor über 20 Jahren seinen ersten eigenen Rechner gebaut hat, verfolgt er die technischen Entwicklungen im PC-Markt. Zur Standardausrüstung in seiner Tasche gehören ein Kreuzschlitz-Schraubenzieher, Wärmeleitpaste und ein paar Kabelbinder. Bei Technikquatsch podcastet er über mehr oder weniger aktuelle Meldungen aus der Welt der Technik
Grafikkarten: Stromverbrauch klar definiert
Grafikkarten mit hohem Strombedarf lassen sich einfach erkennen: Sie haben ein oder sogar zwei zusätzliche Stromstecker, über die sie direkt vom Netzteil versorgt werden. Laut Spezifikation liefert ein PCI-Express-Steckplatz für Grafikkarten (PEG-Steckplatz) maximal 75 Watt selbst. Ein zusätzlicher Stromstecker mit sechs Pins kann ebenfalls 75 Watt zur Verfügung stellen, ein Stecker mit acht Pins sogar 150 Watt.
Insgesamt können Grafikkarten so mit maximal 375 Watt versorgt werden, 75 Watt über den Steckplatz und zweimal 150 Watt über zwei 8-Pin-Stecker. Die Anzahl und Art der Stecker ist also schon ein deutlicher Hinweis, wieviel Strom eine Grafikkarte benötigt, wobei wir noch weit entfernt davon sind, diese theoretisch möglichen 375 Watt auszunutzen.
Eine RTX 2080 Ti hat zwar zwei 8-Pin-Stecker, ist von Nvidia jedoch mit einer Total Board Power (TBP - Maximalmenge aufnehmbaren Stroms) von 260 Watt für die Founders Edition spezifiziert, das Referenzmodell mit 250 Watt.
Ein weiteres Beispiele ist die Geforce GTX 1060 mit einer TBP von 120 Watt, die laut Steams Hardware-Umfrage von Juli 2020 immer noch 11,2 Prozent aller Nutzer im Einsatz haben und damit dem typischen Gaming-PC am nächsten kommt.
Erst an neunter Stelle kommt dort die verbreitetste AMD-Karte, die Radeon RX 580, mit einem Anteil von 2,0 Prozent aller Steam-Nutzer. Diese ist auf eine TBP von 185 Watt ausgelegt. Die RX 5700 XT haben zwar nur 0,8 Prozent der Steam-Nutzer, soll aber als das derzeit schnellste Modell von AMD mit einer TBP von 225 Watt auch erwähnt sein.
Dies sind aber nur die offiziellen Angaben von AMD und Nvidia. Partnerkarten der verschiedenen Hersteller werden von diesen häufig ab Werk höher getaktet als die Referenzmodelle und können sich dadurch deutlich in der Leistungsaufnahme unterscheiden.
Leistungsaufnahme von CPUs
So einfach wie bei Grafikkarten verhält es sich bei CPUs leider nicht. Sowohl Intel als auch AMD geben für ihre Prozessoren nicht den Stromverbrauch an, sondern die TDP (Thermal Design Power). Im Gegensatz zur TBP bei den Grafikkarten gibt die TDP bei Prozessoren nicht die maximale Leistungsaufnahme an, sondern die thermische Verlustleistung, auf die die Kühlung und Stromzufuhr ausgelegt sind.
AMD gibt für die TDP zwar die Standardleistungsaufnahme an, so sind die Ryzen 7 3700X mit acht Kernen und der Sechskerner Ryzen 5 3600 mit 65 Watt angegeben, der Ryzen 5 3600X mit ebenfalls sechs Kernen jedoch mit 95 Watt und ein Ryzen 7 3800X (acht Kerne) schon mit 105 Watt, ein 16-Kern-Prozessor wie der Ryzen 9 3950X aber auch.
Hier ist auch die Kühlung der Prozessoren ausschlaggebend, wie viel Strom sie sich unter Last genehmigen dürfen. So hat AMD für Prozessoren mit einer TDP von 65 Watt ein sogenanntes Package Power Target (PPT) von 88 Watt definiert, für Prozessoren mit 105 Watt TDP ein PPT von 142 Watt.
Bei Intel hingegen entspricht die TDP dem Verbrauch der CPU bei Basis-Takt. Bei Turbo-Taktraten, die je nach Kühlung und CPU deutlich höher sind, kann auch der Verbrauch deutlich über der angegebenen TDP liegen. Als Beispiel hat der Core i9-10900K mit zehn Kernen eine TDP von 125 Watt, kann aber kurzfristig bis zu 250 Watt benötigen.
Der Sechskerner Core i5-10600K hingegen ist ebenfalls mit einer TDP von 125 Watt angegeben, darf aber kurzfristig nur 182 Watt verbrauchen. Die Angaben sind zudem lediglich die offiziellen Vorgaben von Intel, die je nach Mainboard und den Einstellungen im BIOS jedoch auch überschritten werden können.
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