In den letzten Jahren habe ich mehr Produktivitätsmethoden, -Apps und -Programme ausprobiert, als ich an meinen Händen abzählen könnte. Die Pomodoro-Technik und Eat the Frog
sind nur einige Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit.
Dabei habe ich jahrelang einen folgenschweren Fehler begangen - und das immer wieder, ohne mir darüber bewusst zu sein.
Das hat in der Praxis sogar dazu geführt, dass ich eigentlich hilfreiche Apps wieder deinstalliert habe - und Stunden unnötiger Arbeit in genau das gesteckt habe, was ich eigentlich vermeiden wollte: Prokrastination. Also, habe Aufgaben immer weiter vor mir hergeschoben.
Perfekt ist der Erzfeind von Gut
Mein Problem: Statt einfach anzufangen, wollte ich alles immer ganz perfekt machen. Nachdem ich eine neue To-do-App entdeckt hatte, mussten auf einen Schlag alle Termine, Aufgaben, Geburtstage und so weiter eingetragen werden.
Statt Pomodoro erst einmal nur für einen Teil meines Alltags einzusetzen, musste es gleich jede freie Minute sein.
Und als ich vor ein paar Jahren damit begann, die überaus empfehlenswerten Online-Webinare der Reporterfabrik
zu besuchen, fing ich nicht mit einem interessanten Kurs an - ich listete erst einmal jeden einzelnen Kurs auf, um auch ja mit der absolut allerbesten Option zu beginnen.
Stundenlang habe ich Apps und Methoden optimiert, Aufgaben aus der alten App aus- und in die neue App eingetragen und am Ende damit überhaupt gar nichts erreicht.
Unter dem Strich hat sich das alles zwar furchtbar produktiv angefühlt, aber keine praktischen Ergebnisse geliefert.
Die Lösung: Ganz simpel
Klick!
gemacht hat es, während ich das Buch Nutzen Sie Ihr zweites Gehirn
von Tiago Forte gelesen habe. Noch heute frage ich mich immer wieder, wie ich so lange so blind für diesen offensichtlichen und unnötigen Zeitfresser sein konnte. Forte schreibt in seinem Buch, man solle sich rasch bewegen
und Dinge leicht berühren
:
Meine Mentorin riet mir, lieber nach dem Motto Rasch bewegen, leicht berühren
vorzugehen. Nach dem Weg des geringsten Widerstands zu suchen und mit kleinen Schritten an mein Ziel zu kommen. Ich möchte diesen Rat an Sie weitergeben: Machen Sie die Organisation Ihres zweiten Gehirns nicht zu einer weiteren mühsamen Pflicht. Fragen Sie sich: Was sind die kleinsten, leichtesten Schritte, die mich in die richtige Richtung bringen?
Für sich genommen keine überraschende Erkenntnis. Vielleicht war es die Art, wie Forte formuliert. Vielleicht einfach meine Tagesform. Auf jeden Fall hat die Textstelle bei mir für Resonanz gesorgt.
In der Praxis: Das Problem ist verschwunden
Noch am selben Tag habe ich seine Idee des zweiten Gehirns für mich umgesetzt. Dieses Mal bin ich aber nicht in meine altbekannte Falle getappt. Stattdessen habe ich mich auf ein bestimmtes Projekt meines Lebens - die Suche nach der passenden Webcam für meine Bedürfnisse - beschränkt und dafür eine Handvoll Notizen gemacht.
Am Ende hatte ich einen guten Überblick über drei mögliche Produkte, wo ich sonst noch bei der Planung der Software gesessen wäre.
Kurz darauf wurde mir von Kollege Mirco eine neue To-do-App namens Routine empfohlen. Die musste natürlich sofort ausprobiert werden. Aber auch hier habe ich lediglich für einen einzigen Arbeitstag vorgeplant und das Geplante dann in Angriff genommen. Was für ein Unterschied!
Mein Tipp: Nicht planen, einfach machen
Mir ist bewusst, dass ich in meinem Planungs- und Verwaltungseifer ein Ausreißer bin. Nicht umsonst meinte meine Mama mal, mein Hobby wäre Excel (kein Spaß!).
Aber vielleicht könnt ihr aus meinem Fehler trotzdem etwas lernen. Wenn wir Dinge erledigen müssen, auf die wir keine Lust haben, werden wir oft kreativ.
Statt für die nächste Prüfung zu büffeln, entwickeln wir plötzlich einen Putzfimmel. Statt den Abwasch zu machen, muss just in diesem Moment der nächste Urlaub geplant werden. Und statt einfach loszulegen, soll sich in Bayern eine Tech-Redakteurin sogar schon einmal tot geplant haben.
Aber wirklich erreichen tun wir damit nichts.
Deswegen gilt zumindest für mich ab sofort: Die Planung im Voraus wird auf ein Minimum beschränkt. Es zählt nur noch, was am Ende wirklich erledigt wurde. Und dafür muss man eben einfach loslegen.
Kennt ihr das Problem, dass ihr wichtige Aufgaben mit Fake-Produktivität aufschiebt oder euch gleich zu Beginn in der Planung verliert? Oder stellt ihr es klüger an und erledigt die Dinge auch tatsächlich, wenn sie anfallen? Welche Tipps und Tricks helfen euch dabei? Schreibt es mir gerne in die Kommentare!
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