Ölfirmen nutzen hunderte Influencer, um sich bei jungen Menschen als umweltfreundlich darzustellen

Greenwashing im großen Stil.

Ölfirmen nutzen die Reichweite von Influencern, um Werbung zu machen. (Bild: cristianstorto - adobe.stock.com) Ölfirmen nutzen die Reichweite von Influencern, um Werbung zu machen. (Bild: cristianstorto - adobe.stock.com)

Junge Menschen geraten zunehmend außer Reichweite für Ölfirmen. Klar, denn die jüngeren Generationen scheren sich mehr um die Umwelt.

Shell, ExxonMobil und Co. sehen sich deshalb in Zugzwang. Um junge Menschen zu erreichen, arbeiten Ölfirmen mit hunderten Influencern zusammen - die ihren Followern teilweise sehr vor den Kopf stoßen.

Wie Shell einen Granfluencer für seine Marke einsetzt

Auf TikTok und Instagram ist Nora Capistrano Sangalang bestens bekannt. Sie postet gerne Videos, in denen sie ihren Enkel auf die Schippe nimmt und ist unter ihren über zwei Millionen Fans als unsere philippinische Oma bekannt. Sie nennt sich selbst augenzwinkernd Granfluncer, ein Kofferwort aus Grandma, also Oma, und Influencer.

Bild: our filipino grandmaTikTok Bild: our filipino grandma/TikTok

Vergangenen Herbst stieß sie ihren Fans vor den Kopf. Plötzlich machte sie Werbung für den Ölgigant Shell. Sangalang gehört damit zu einer Armee an Influencern aus den USA, die von den Giganten der fossilen Brennstoffe-Industrie genutzt werden, um bei einem jüngeren Publikum für die großen Umweltverschmutzer zu werben.

Dieser Wortlaut stammt von DeSmog, einer investigativen Klima-Webseite. 

Die philippinische Oma ist nur eine unter hunderten Influencern, die laut DeSmog auf insgesamt 17,5 Millionen Follower kommen und gezielt seit 2017 Ölfirmen ins richtige Licht rücken sollen.

Demnach hat eine Reihe von Influencern Inhalte gepostet, die behaupten: Unternehmen, die fossile Brennstoffe nutzen, stehen an der Spitze des grünen Wandels.

The Washington Post fand noch eine ganze Reihe an Influencern, die mit Ölfirmen zusammenarbeiten, um den Ruf dieser zu verbessern.

Carbon Credits sind nur Augenwischerei

Des Weiteren fand DeSmog heraus, dass eine Reihe von kanadischen Influencern für das Shell-Programm drive carbon neutral warb. Im Rahmen dessen behauptet Shell, Emissionsgutschriften in Höhe der von Ihnen verursachten Emissionen zu erwerben. Diese würden dann in naturbasierte Lösungen investiert.

Link zum Instagram-Inhalt

Eine Analyse des Guardian von Anfang des Jahres zeigte aber, dass die von großen Unternehmen gekauften Emissionsgutschriften weitgehend wertlos sind und die globale Erwärmung sogar verschlimmern könnten. 

Der chinesische Online-Shop Temu gibt ebenfalls an, in Carbon Credits zu investieren, um etwas für die Umwelt zu tun. Wir haben aufgearbeitet, wie der E-Commerce-Riese Greenwashing betreibt.

Nicht die erste Anstrengung der Ölfirmen, grün zu erscheinen

Der Begriff CO2-Fußabdruck ist heute ein gängiger Begriff. Tatsächlich basiert dieser auf einem PR-Stunt der Ölfirma BP

Das Logo so Umweltfreundlichkeit suggerieren. (Bild: nmann77 - adobe.stock.com) Das Logo so Umweltfreundlichkeit suggerieren. (Bild: nmann77 - adobe.stock.com)

In den 2000er Jahren passte British Petroleum seine Strategie an. Aus dem Logo, das einen Schild zeigte, wurde eine gelbgrüne Blume; BP stand ab da für Beyond Petroleum. NeueZeit attestiert dem Unternehmen Etikettenschwindel, denn grüner wurde BP laut der Website nicht.

Anhand des Artikels gab BP im Jahr 2004 250 Millionen Dollar aus, um den Begriff CO2-Fußabdruck populär zu machen - damals noch ganz ohne Influencer.

Der Hintergrund: Dadurch, dass die Ölfirma alle Menschen ins Boot holt, nimmt sie alle auch mit in die Verantwortung. Nicht BP, Shell, Exxon und Co. sind die Sünder, sondern einzelne Personen. 

Der YouTube-Kanal Simplicissimus hat das Thema kompakt in einem Youtube-Video verarbeitet.

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Durch Influencer und die sozialen Medien lassen sich die Effekte solcher Maßnahmen noch potenzieren, das wissen auch die Ölfirmen.

Wie wir von Online-Shops unterschwellig manipuliert werden, lest ihr in diesem Artikel.

In den sozialen Medien finden allerdings nicht nur Desinformationskampagnen statt. Junge Menschen vernetzen und informieren sich über TikTok, Instagram und Co. über die Klimakrise, damit sie gegebenenfalls noch gegensteuern können, schreibt die SZ.

Ölfirmen unternehmen in jahrelangen Kampagnen Anstrengungen, um als grün wahrgenommen zu werden. Zuletzt nutzten sie Influencer dazu, um deren Follower zu erreichen. Seid ihr selbst über solche Posts gestoßen? Kanntet ihr die Geschichte rund um den CO2-Fußabdruck? Schreibt gerne eure Gedanken in die Kommentare.

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