Erlösung nach einem Jahr: Spieler zockt monatelang mit falsch eingebauter Grafikkarte

Ein Reddit-Nutzer hat seine Radeon RX 6800 XT monatelang im falschen PCIe-Slot platziert. Doch wie schwer wiegt der Fehler wirklich?

(Bildquelle: Pixabay) (Bildquelle: Pixabay)

Beim Zusammenbau von Computern gibt es so gut wie keinen Fehler, den man nicht machen kann. So hatten wir etwa Anfang letzten Jahres von einem Spieler berichtet, dessen CPU aufgrund eines gravierenden Einbaufehlers zu heiß wurde.

Vielleicht nicht ganz so einschneidend, dennoch für den Betreffenden nicht minder peinlich:

Reddit-Nutzer Cloudy- hat sich offenbar im vergangenen Jahr einen neuen Rechner samt AMD Radeon RX 6800 XT zusammengestellt. Beim Aufbau des Systems hat er die Grafikkarte allerdings nicht in den dafür vorgesehenen ersten PCIe-Slot gesteckt, sondern in den zweiten - versehentlich.

Das Problem: Der zweite Slot bietet nur eine x4-Anbindungen anstelle von x16, also nur vier PCIe-Lanes anstatt 16. Darüber hinaus unterstützt der zweite Slot nur PCIe 3.0 statt PCIe 4.0.

Doch wie gravierend ist der Fehler wirklich? Und wie viel Performance mag es dem User gekostet haben?

Schauen wir uns zunächst einmal an, was im System von Cloudy- steckt:

  • Mainboard: Asus B550 Gaming Plus
  • CPU: AMD Ryzen 7 5800X3D
  • RAM: 32 GB DDR4 @3,6 GHz
  • GPU: AMD Radeon RX 6800 XT

Die Bedeutung von PCIe 4.0 vs PCIe 3.0

PCIe 4.0 bietet im Vergleich zu seinem Vorgänger die doppelte Bandbreite. Die vollen 16 Lanes können 31,5 GB/s übertragen, während PCIe 3.0 nur rund 15,5 GB/s schafft.

Der Vorteil liegt also klar auf der Hand: PCIe 4.0 beherrscht zeitgleich weitaus mehr Daten. Der Vorteil ist in den meisten Fällen allerdings höchstens theoretischer Natur.

In der Praxis nutzen moderne Rechner die Bandbreite nur selten aus, beispielsweise mit flotten NVMe-SSDs der Version 4.0 oder 5.0. Grafikkarten hingegen kommen selbst mit den Spezifikationen von PCIe 3.0 in der Regel noch hervorragend zurecht.

Die Bedeutung von x4 vs x16

Vier PCIe-Lanes des Standards 3.0 können maximal 3,9 GB pro Sekunde übertragen, während es bei PCIe 4.0 immerhin 7,8 GB/s sind.

Hinzu kommt allerdings, dass die PCIe-Lanes des zweiten PCIe-Slots über den Platform Controller Hub, kurz PCH, angebunden sind. Der PCH seinerseits ist via vier PCIe-3.0-Lanes mit der CPU verbunden.

Nur der erste PCIe-Slot ist im Falle eines B550-Chipsatz mit der CPU direkt verbunden. Das heißt, die maximale Bandbreite von 3,9 GB/s teilt sich die Grafikkarte im Zweifel mit anderen Komponenten wie USB-Anschlüssen oder beispielsweise einer Soundkarte in einem weiteren PCIe-Slot.

Der B550-Chipsatz im Detail. Der B550-Chipsatz im Detail.

Was bedeutet das für die Performance?

Um das einschätzen zu können, müssen wir uns noch ansehen, welchen Weg Grafikdaten von Spielen in einem Rechner nehmen - sofern nicht bereits Direct Storage genutzt wird, was bislang aber noch selten der Fall ist.

Die Grafikdaten liegen zunächst auf einem Laufwerk, sagen wir einer NVMe-SSD. Von dort werden beispielsweise Texturen in den RAM und anschließend zum Dekomprimieren in die CPU verschoben, ehe die dekomprimierten Daten den Weg wieder über den RAM in den VRAM nehmen.

Hierbei können Flaschenhälse entstehen, die Nachladeruckler, fehlende Texturen oder plötzlich aufploppende Elemente nach sich ziehen.

Ist die Bandbreite der PCIe-Anbindung eingeschränkt, kann das alles umso öfter auftreten, vor allem in hoher 4K-Auflösung mit entsprechend aufwendigen Texturen.

Im Falle von Cloudy- dürften die Auswirkungen dennoch überschaubar ausfallen. Er wird in 4K-Auflösung vielleicht den einen oder anderen Nachladeruckler, Pop-In-Effekt oder Framedrop erlebt haben und, falls überhaupt, in einzelnen Spielen ein paar FPS weniger herausbekommen haben, als potenziell möglich gewesen wären. Mehr aber vermutlich auch nicht.

Warum? Grund hierfür ist in erster Linie der mit 16,0 GB üppig bemessene Grafikspeicher der RX 6800 XT. Darin kann einfach eine größeren Menge Daten gepuffert werden, wodurch potentielle Probleme abgemildert werden.

Unser Test zwischen PCIe 3.0 und 4.0 zeigt, dass erst eine geringe Menge VRAM wirklich von höherer Bandbreite profitiert und sich umgekehrt entsprechend nachteilig auswirkt. In diesem Fall dürfte es nicht viel anders sein.

Nichtsdestotrotz handelt es sich um einen groben Einbaufehler. Denn auch wenn die Grafikleistung in diesem Einzelfall vermutlich kaum darunter leidet, limitiert sie die Bandbreite aller PCH-Komponenten deutlich. Das heißt, das System wird an anderen Stellen unnötig ausgebremst. Hätte der User eine Grafikkarte mit weniger VRAM eingesteckt, würden die Auswirkungen bei weitem größer auffallen.

Also: Achtet immer darauf, in welchen Slot ihr eure GPU steckt.

Was sind eure größten Fehler beim Zusammenbau eines PC? Und ist euch vielleicht schon Ähnliches passiert wie dem Reddit-Nutzer? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

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