Es war gegen Ende des Mesolithikum als eines Nachts, der Himmel zum Leben erwachte. Irgendwann im Jahr 12.276 vor Christus rollten Polarlichter wabernd und wallend in all ihrer Pracht wohl bis in tiefste Breiten. Für unsere Vorfahren muss es beängstigend oder schier göttlich gewirkt haben, was sich dort droben abspielte. Für sie endete das Spektakel folgenlos.
Die bunten Lichter verblassten und die Sonne als Urheberin dieses kosmischen Jahrtausendereignisses erhob sich wie jeden Morgen schließlich am Horizont. Und doch hatten sie gerade alle eine Katastrophe erlebt.
Forscher stießen nun auf ihre Spuren in Baumringen und Eisbohrkernen. Wären wir als Menschen des digitalen Zeitalters an ihrer Stelle gewesen, hätte es unsere Zivilisation wahrscheinlich in jahrelanges Chaos gestürzt.
Die Daten stammen aus zwei Studien: eine von Ende 2023 und eine aus dem September 2024.
40- bis 100-mal so stark wie der bisherige Rekordhalter
Es sind hunderte Ereignisse, doch eines erregt besondere Aufmerksamkeit: Extrem kohlenstoffreiche Baumringe, die vor 14.300 Jahren im heutigen Südfrankreich wuchsen, erzählen die Geschichte eines wahren Monsters an Sonnensturm. Erhöhte Level von zum Beispiel Beryllium-Isotopen in Eiskernen aus der Antarktis stützen die Vermutung. Denn der Kohlenstoff kommt ebenfalls in Form eines Isotops vor, dem radioaktiven C14, der durch Interaktion mit energiereichen Partikeln entsteht.
Aus der Sonne brach eine Welle an Plasma und Strahlung hervor und stürzte in die Umlaufbahn der Erde. Die Energiemenge war laut den Daten mindestens 40-mal, eventuell sogar bis zu 100-mal so groß, wie die vom legendären Carrington-Event (Anfang September 1859). Dabei handelt es sich um den bisher stärksten uns bekannten Sonnensturm.
Über die potenziellen Folgen für die Technik, das Ereignis im Jahr 1859 sowie über Sonnenstürme per se haben wir bereits in diesem Artikel ausführlich berichtet. Es folgt deshalb zu den Schäden nur eine kurze Zusammenfassung.
Was würde passieren, wenn solch ein Sturm uns heute treffen würden?
Lebewesen auf der Erdoberfläche müssen sich vor Sonnenstürmen nicht fürchten, da die Strahlung vom Magnetfeld abgelenkt wird. Biologisch gesehen sind sie deshalb auf Erden weitestgehend ungefährlich. Unsere Vorfahren haben wie zuvor besprochen nichts Negatives bemerkt.
Bei Technik sieht das aber komplett anders aus: Es ist kaum zu beziffern, derart groß wären die Schäden. Sie würden potenziell beinhalten (via Max-Planck-Institut):
- Langwierige Ausfälle von Stromnetzen
- Gravierende Schäden an den Satelliten im Erdorbit
- Störungen von Kommunikationsverbindungen aller Art, inklusive der transatlantischen Kabel
Im Falle eines Sturmes wie dem Carrington-Event wäre schon mit erheblichen Beeinträchtigungen über Wochen zu rechnen. Ein mitunter lang anhaltender Stromausfall würde natürlich etliche weitere Folgen nach sich ziehen. Was dann ein Sturm, wie der vor 14.300 Jahren anrichten würde, ist umso weniger seriös quantitativ vorhersagbar. Nur eines ist sicher: Uns dräute ein Szenario mit immensen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Schäden; mit langwierigen Konsequenzen für die menschliche Zivilisation.
Rein physikalisch wäre solch ein Sturm derzeit möglich: Im November 2024 hat die Sonne erneut den Höhepunkt ihres 11-jährigen Zyklus erreicht. Die Sonnenflecken sind im Schnitt nicht nur häufiger, sondern auch größer. Aus diesen kühleren Zonen auf der Oberfläche der Sonne können die Plasmawolken und Strahlungsspitzen hervorbrechen. Doch bleiben sie eben fast immer um ein Vielfaches unterhalb der potenziell möglichen Energielevel, die in unserer Sonne schlummern.
Derweil klingt ihre Aktivität bald schon wieder ab und zum Glück für uns sind die Chancen für solche Mega-Stürme selbst beim Sonnenmaximum verschwindend gering – und dann müssten sie auch noch die Erdbahn kreuzen. Die obige Studie macht folgende Angabe: Ein- bis zweimal alle 1.000 Jahre könnte ein besonders starker Sonnensturm der Art Carrington oder schlimmer die Erde treffen.
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