Streaming vs. Player: Hat die physische Disk heute überhaupt noch eine Chance?

Blu-Ray-Player, ein Relikt vergangener Tage? Kommt drauf an, wen man fragt, doch muss man wirklich horrende Summen für ein gutes Gerät ausgeben? Schauen wir genauer hin.

Mit Auftauchen des Streaming hat sich für Film- und Serien-Fans rund um den Globus viel verändert. Über meine Ambitionen als Videothekar schrieb ich bereits in meinem Artikel, wieso ich Sky meide.

Nun bringt die Firma Magnetar ihren neuen UHD-Blu-Ray-Player UDP800 auf den Markt. Kostenpunkt: 1.600 Euro. Absolutes High-End-Produkt, nur für Enthusiasten. Schaut man sich um, findet sich nicht viel Konkurrenz, aber bekannte Namen: Panasonic, Sony und LG.

Die zentrale Frage: Lohnt sich ein UHD-Player im Zeitalter des Streamings noch? Und wenn ja, für wen?

Ich werde zunächst auf die technischen Daten des Magnetar UDP800 eingehen, die zeigen, warum er so viel kostet. Ihr könnt aber auch direkt zur Beantwortung der Frage springen.

Magnetar UDP800: Eine Bestie

Wer 1.600 Scheine auf den Ladentheke legt, der möchte etwas geboten bekommen. Daher hat der UDP800 mit seinem MediaTek MT8581 Quad-Core-Prozessor auch alle erdenklichen Bild-Schikanen im Programm:

  • HDR10, Dolby Vision und HDR10+
  • H.264- und H.265-Codec
  • 4K/UHD mit bis zu 60 fps
  • rec.2020-Farbraum
  • Wiedergabe von 3D-Filmen
  • 4K-Upscaling
  • HDR-zu-SDR-Konversion

Der UDP800 ist außerdem ein halber AV-Receiver! Das gibt die Rückseite des Chassis mit unter anderem koaxialen und optischen Eingängen preis.

Mit an Bord sind die Folgenden Features und Formate:

  • 3D-Audioformate wie Dolby Atmos, DTS:X und Auro-3D
  • DVD-Audio
  • Super Audio CD (SACD)
  • DSD64/128
  • Mehrkanal-DSD64
  • 192 kHz/24-Bit-PCM-Formate dekodierbar
  • Unterstützt AIFF, ALAC, APE, FLAC und WAV

Unter der Haube werkeln zwei Burr-Brown PCM1795 DAC gepaart mit einem MUSE8920-AMP-Verstärker sowie XLR- und Cinch-Anschlüsse für verlustfreies Übertragen von Audiosignalen.

Kurzum: Hier steckt ein Haufen Technik im Gehäuse. Ob sich das für 1.600 Euro lohnt? Das kommt auf euer Setup und euren Anspruch an.

Wobei ich euch an dieser Stelle schon helfen kann: UHD-Player und Streaming in Relation setzen.

UHD-Player: Die Vorteile

Viele von euch lesen den Artikel nicht wegen der technischen Nuancen, geschenkt. Klar ist auch, dass sich die Wenigsten ein Peripherie-Gerät zum Abspielen von DVDs, Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays kaufen. Doch es spricht vieles für einen Player.

Der Preis: UHD-Player gibt es nicht nur für vierstellige Summen, sondern auch fürs schmale Budget. Der DP-UB154EG-K von Panasonic kostet beispielsweise nur 150 Euro. Der Zuspieler kann nur einen Bruchteil dessen, was das Gerät von Magnetar kann, aber das Wichtigste steckt drin: ein Laufwerk.

Wer gar keine UHD-Auflösung braucht, kommt sogar noch günstiger weg. Sonys BDPS1700 (die Dinger brauchen endlich klangvollere Namen) kann zwar keine Ultra-HD-Blu-rays abspielen, kostet aber auch unter 100 Euro.

Die Bildqualität: Eine Ultra-HD-Blu-rays in einem UHD-Player auf einem Fernseher mit UHD-Auflösung angeschaut erreicht immer bessere Bildqualität als derselbe Film auf einem Streaminganbieter.

Wieso?

Um Bandbreite und Daten zu sparen, werden Dateien via Stream komprimiert. Ja, das Bild eines Films in UHD über Netflix sieht gut aus, aber das echte Erlebnis erhaltet ihr nur über das physische Medium (auch wenn hier ebenfalls Kompression stattfindet, wenngleich wesentlich weniger stark).

Eine Ultra-HD-Blu-rays liefert über eine Milliarde Farben bei 10 Bit dank HDR. Diese werden bei herkömmlichem HDR einmal pro Film gemastert, bei Dolby Vision sogar pro Szene. Viele dieser Informationen gehen bei einem Streamingdienst verloren.

Wie Kompression sich negativ auf die Bildqualität auswirkt, zeigt dieses Video wunderbar:

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Natürlich werden auch Audioinformationen heruntergedampft. Darauf gehe ich in diesem Artikelrahmen nicht im Detail ein, aber native Soundverbindungen sind in aller Regel verlustfrei.

Die Auswahl: Welcher Streaminganbieter hat noch mal welchen Film? Seiten wie www.werstreamt.es gibt es nicht umsonst. Auf UHD-Blu-ray und Co. gibt es, abgesehen von einigen Eigenproduktionen der Streamingdienste, nahezu alle Filme - zumindest auf Blu-ray.

On Top bekommt man oft Making-Ofs und andere Extras geboten, die es digital nicht gibt.

Darüber hinaus ist man beim Streaming fremdbestimmt. Nicht nur ändert sich die Titelauswahl, je nachdem passt der Anbieter die Spielregeln an. Das Tauziehen um Account Sharing über Netflix ist übrigens noch nicht ausgesessen:

Mehr Kontrolle: Was ihr besitzt, das besitzt ihr auch. Filme und Serien gehören euch und ihr müsst keine Angst haben, dass sie wieder verschwinden, wenn ihr sie schauen wollt.

Netflix und Konsorten haben die Rechte an eingekauftem Material in der Regel nur über einen begrenzten Zeitraum - oder gar nicht. Top Gun: Maverick gibt es beispielsweise nur auf Paramount+ oder auf Disk.

Wer wirklich eine Sammlung anlegen und sicher gehen möchte, dass ihm oder ihr gehört, für was er oder sie zahlt, muss physisch kaufen. Die Videothek von Disney+ ist niemals eure, ihr dürft euch die Titel nur leihen.

UHD-Player: Die Nachteile

Der Preis: See what I did there? Ja, ein Player kostet einmal, aber jeder Film und jede Serie kosten separat. Höhere Qualität hat ihren Preis, ganz besonders, wenn sie auf einem physischen Medium kommt.

Eine Ultra-HD-Blu-ray kostet normalerweise mindestens 20 Euro, nicht selten mehr. Blu-rays 10 Euro, wenn sie günstig sind, bis hin zu 17 Euro. Hier zum Vergleich die monatlichen Preise bei Netflix:

Schaut man dort also einen UHD-Film für 18 Euro im Monat, hat man bereits Geld gespart. Für Vielgucker, Nichtsammler oder Leute, die keinen Wert auf High-End-Bildqualität legen, sind Streaminganbieter definitiv die kostengünstigere Variante.

Die Verfügbarkeit: Hier geht es nicht um die Titel per se, sondern die Qualität, in der sie im Handel angeboten werden. Der Mitteleuropäer ist geneigter Technikmuffel, DVDs verkaufen sich immer noch wie geschnitten Brot und Blu-rays können gerade so mithalten (und die gibt es nun immerhin auch schon seit 17 Jahren).

Und Ultra-HD-Blu-rays?

Fragt nicht nach Sonnenschein. Hollywood-Blockbuster finden meist ihren Weg auch in UHD, aber Serien? Kann man an zwei Händen abzählen. Das wiederum lässt die Preise steigen. Ein Teufelskreis.

Der Platz: Sammler kennen das Problem: Wie sortiere ich meine Filme und Serien? Freilich, ein Luxusproblem, aber jede gekaufte Disk, egal wie schmal, braucht Platz.

Je nach Gusto mag das schön anzusehen sein, aber es ist auch eine Frage der Nachhaltigkeit. Muss man die Blu-ray-Box einer lediglich passablen Serie besitzen? Wie oft schaut man die nochmal komplett an? Viel mehr verstauben die Hüllen und Kartons im Regal. 

Jedem ist selbst überlassen, wie er oder sie den verfügbaren Platz zuhause nutzt, aber nicht selten liegt mir meine Partnerin in den Ohren, dass eben jener Platz begrenzt sei - und sie hat recht. Einfacher Platz sparen als mit Streaming geht eben kaum.

Der Komfort: Mal eben Bock auf einen schnellen Film, den man noch nicht gesehen hat? Oder mal in die neue Serie von HBO gucken, ohne gleich eine ganze Staffel kaufen zu müssen? Das ist mit physischen Disks undenkbar. Hier kauft man gegebenenfalls die Katze im Sack.

Oder folgendes Szenario: Es steht eine lange Zugfahrt an. Perfekt, um auf Amazon Video zwei Filme zu schauen. Mit Handy, Tablet oder Notebook absolut kein Problem, aber mit dem Setup daheim undenkbar.

Streamingdienste bieten einen unschlagbaren Komfortvorteil, mit dem physische Disks nicht konkurrieren können. Dafür braucht man dazu wiederum eine stabile Internetverbindung (zumindest, um die Titel temporär offline schauen zu können).

Fazit des Autors

Maxe Schwind

Um die Überschrift aufzugreifen: Hat die physische Disk noch eine Chance? Sehr wohl! Die Vorteile sind gerade für Qualitätsliebhaber nicht von der Hand zu weisen. Auf der Soll-Seite stehen aber genau so viele Punkte.

Für mich liegt die Wahrheit wie so oft in der Mitte. Physische Disks und Hardware haben unschlagbare Vorteile, wenn es um Qualität geht. Da werden in absehbarer Zukunft die Streamingdienste nicht rankommen.

Außerdem mag ich es, Dinge zu besitzen. Manchen Lieblingsfilm oder -serie möchte man einfach zuhause im Regal wissen. Das Sammler-Gen schlägt bei mir einfach an.

Andererseits haben Streamingdienste eine Komfortkomponente, mit der Blu-rays nicht konkurrieren können. An einem ruhigen Sonntagmittag auf der Couch mal eben den letzten Oscar-Gewinner angucken? Geht nur dank Streaming. Von Preis und Verfügbarkeit gar nicht zu sprechen.

Wer viele Filme und Serien schaut, der wird mit keinem von beidem allein auskommen.

Streaming vs. Blu-ray, dieser Kampf wird nun seit Jahren ausgefochten und wie man sieht, wird es keinen absehbaren Gewinner geben. Wie genießt ihr eure Filme und Serien? Sind Netflix, Disney+ und Konsorten the way to go? Oder setzt ihr gnadenlos auf Qualität? Tauscht euch gerne in den Kommentaren aus und lasst uns wissen, ob der Magnetar UDP800 bei euch im Heimkino Platz hätte.

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