Seite 2: Liebe im 21. Jahrhundert: Wie Tinder und Co. unser Dating-Verhalten für immer verändern

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Online-Dating, anders gedacht

Tinder ist die weltweit am stärksten verbreitete Dating-App, aber bei Weitem nicht die einzige. Und während einige Konkurrenten sich stark am großen Vorbild orientieren, wollen andere Online-Dating neu denken.

Prof. Aretz erwähnt in unserem Gespräch zwei App-Alternativen, die sich auf drastische Weise von Tinder unterscheiden. Da wäre etwa Once, eine Dating-App, bei der wir pro Tag nur ein potenzielles Match vorgeschlagen bekommen. Damit das dann auch zu uns passt, sucht nicht ein Algorithmus, sondern ein menschlicher Matchmaker die Kombinationen aus. So sollen wir uns beim Online-Dating mehr Zeit nehmen und verbindlichere Entscheidungen treffen.

Erst einmal gar keine Entscheidungen treffen müssen wir bei dem zweiten Beispiel von Prof. Aretz. Denn bei Blindmate legen unsere Freunde unser Profil an, beantworten Fragen über uns und übernehmen auch das Swipen für uns. Erst wenn ein Match zwischen zwei Freundesgruppen zustande kommt, taucht der Kontakt in der eigenen App auf.

Während sich die beiden Apps über ihre Funktionen von der Masse abgrenzen, tun das andere über ihren Preis. Apps wie Parship oder Elite-Partner etwa wollen - auch durch höhere Kosten - ein besonders hohes Niveau der registrierten Nutzer erreichen. Aber auch Apps für bestimmte Zielgruppen gibt es zuhauf, wie Prof. Aretz verrät: Es gibt für fast alles eine App: Christ sucht Christ, Muslim sucht Muslim. Es gibt Apps für ethnische Gruppen, religiöse Gruppen, sexuelle Orientierung oder sexuelle Fetische. Es gibt Angebote, die versuchen, Menschen in ähnlichen Lebenssituationen zusammenzubringen: Single Mum und Single Dad.

Ob diese Beschränkungen und Einstiegshürden zu mehr Erfolg führen? Das ist nicht wirklich klar. Die Antwort dürfte aber auch stark davon abhängen, wie man Erfolg definiert. Denn für Prof. Aretz ist nicht erst dann von einem Erfolg zu sprechen, wenn sich zwei Menschen gefunden und die Plattform hinter sich gelassen haben. Schon davor sind verschiedene Aspekte für den Erfolg der App relevant: Nette Leute kennenzulernen, mit denen man vielleicht Freundschaften eingeht. Schmetterlinge im Bauch zu haben, respektvoll angesprochen und behandelt zu werden.

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Wollen Dating-Apps überhaupt unser Bestes?

Häufig hört man, Dating-Apps könnten gar nicht wirklich funktionieren. Denn die Plattform-Betreiber von Apps wie Tinder würden ja gar keine glücklichen Paare wollen. Klar: Wer schon einen Partner hat, zahlt auch nicht mehr für einen Premiumzugang. Glückliche Zweisamkeit wäre damit ein Verlustgeschäft für die Dating-Apps.

Prof. Aretz sieht das jedoch anders. Denn laut ihrer Aussage brauchen die Apps vor allem zwei Dinge, um sich ihre Nutzer zu erhalten: ein hohes Wohlbefinden und Erfolgsgeschichten. Beides sorgt dafür, dass vorhandene Nutzer die App in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis weiterempfehlen und so für neue Registrierungen sorgen.

Aber auch vor glücklichen Paaren müssen die Unternehmen keine Angst haben. Denn statistisch gesehen kommt auch das glücklichste Paar später wieder zur App zurück. Das liegt an einem Phänomen, das Prof. Aretz als serielle Monogamie beschreibt - den schnellen Wechsel von Partnern, denen man für einen kürzeren Zeitraum treu bleibt.

Die durchschnittliche deutsche Beziehung dauert gerade einmal vier Jahre. Und auch wer das verflixte vierte Jahr übersteht und danach heiratet, ist nicht aus dem Schneider. Auch Ehen sind in Deutschland schon seit Jahrzehnten nicht mehr fürs Leben und nach rund 14,8 Jahren kommt es zur Scheidung.

Bildquelle: Statista, 2016 Bildquelle: Statista, 2016

Zu viel Online, zu wenig Analog?

Eine weitere häufig geäußerte Angst: Durch Online-Dating lernen wir irgendwann niemanden mehr in Echt kennen. Auch hier kann Prof. Aretz beruhigen. Das klassische Dating wird uns immer erhalten bleiben.

Das liegt auch daran, dass das Kennenlernen auf Konzerten, Kulturveranstaltungen oder in Clubs einen großen Vorteil hat: Wer sich dort begegnet, hat zumindest eine Sache gemeinsam - und damit auch direkt einen ersten Aufhänger für einen Flirt.

Gleichzeitig bietet aber auch das Online-Dating Chancen, die analoge Treffen nicht leisten können. So erlauben die Apps etwa schüchternen Menschen, sich länger den passenden ersten Satz zu überlegen und zumindest teilweise aus der Sicherheit der Anonymität heraus zu agieren. Zudem finden sich durch die Apps Paare, die sich sonst aufgrund kultureller oder sozialer Unterschiede womöglich nie getroffen hätten.

Für Prof. Aretz befruchten sich die beiden Ansätze deshalb und erweitern so unsere Möglichkeiten, neue Menschen kennenzulernen. Was sie sich aber wünschen würde, wäre ein bewussterer Umgang mit dem Online-Dating. Sie findet es wichtig, dass man sich die Zeit nimmt, das Individuum, den Mensch hinter dem Profil und dessen Wert zu sehen und nicht innerhalb einer Sekunde zu sagen: 'Nee, hässlich. Sieht nicht humorvoll aus und ist weniger attraktiv.' Man sollte sich wirklich überlegen, was man sucht und welchen Menschen man auf der Plattform begegnen möchte, weil sonst auch viel Leid entsteht.

Wie es mit der Zukunft des Online-Datings aussieht? Prof. Aretz ist sich sicher, dass uns spannende Zeiten bevorstehen. Auch wenn das Analoge immer seinen Platz im Dating haben wird, erwarten uns neue Möglichkeiten, Menschen auch digital kennenzulernen. Nicht zuletzt auch durch immer stärker aufkommende Augmented und Virtual Reality.

Jetzt sind wir auf eure Meinung gespannt? Nutzt ihr Online-Dating und könntet nicht mehr ohne? Oder trefft ihr Menschen lieber immer noch analog? Welche Aspekte des Online-Datings findet ihr besonders praktisch, angenehm und hilfreich? Und welche nerven euch total und nehmen euch vielleicht sogar ganz die Lust an Apps wie Tinder? Schreibt uns eure Meinung in die Kommentare!

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