VanMoof S5 vs. Cowboy 4: Ich bin die beiden angesagtesten e-Bikes probegefahren - Das ist mein Favorit

Fahrräder mit elektrischem Hilfsmotor entwickeln sich zu Prestigegeräten mit Habenwill-Faktor. Ich bin zwei der angesagtesten Bikes Probegefahren.

Vanmoof S5 vs. Cowboy 4: Zwei E-Bikes im Vergleich. (Bildquelle: zhu difeng, stock.adobe.com) Vanmoof S5 vs. Cowboy 4: Zwei E-Bikes im Vergleich. (Bildquelle: zhu difeng, stock.adobe.com)

Ich gestehe: Als ich jung war, verstand man unter einem Hollandrad noch etwas anderes als heute, wo Firmen wie VanMoof eine neue, stylische, Klasse Fahrräder auf dem Markt etablieren.

Aber es sind nicht nur die fahrradbegeisterten Niederländer, die uns Lastenräder und hippe Elektrobikes bringen. Auch aus Belgien kommt ein eBike-Trendsetter: Cowboy setzt ebenso wie VanMoof auf ein Äußeres, das sich ein wenig vom klassischen Drahtesel abhebt.

Als begeisterter Radfahrer, dem mit dem Altern einhergehende Wehwehchen leider immer mehr die Freude an längeren Touren nehmen, war es für mich sehr reizvoll, im Rahmen der Outdoor-Woche hier bei Gamestar ein paar Erfahrungen mit modernen E-Bikes sammeln zu können.

Auf dem Programm standen daher Fahrten mit dem VanMoof S5 sowie dem Cowboy 4, die beide über 3.000 Euro kosten.

Interessant: Kurz vor Erscheinen dieses Textes kündigte VanMoof auch die günstigeren S4 und X4 an, die sich aber noch nicht ausprobieren ließen.

Die Citybikes VanMoof S5 (im Bild) und Cowboy 4 haben wir im Großstadt-Verkehrsdschungel von Hamburg ausprobiert. Die Citybikes VanMoof S5 (im Bild) und Cowboy 4 haben wir im Großstadt-Verkehrsdschungel von Hamburg ausprobiert.

Eines lernte ich bereits vor dem Fahren: Die Grundpreise sind nur eher vage Vorschläge, bei Cowboy beispielsweise werdet ihr euch recht sicher noch für den dazugehörigen aber in der Basisversion nicht mitgelieferten Fahrradständer (zusammen mit einem Gepäckträger für 99 Euro) entscheiden.

Doch dazu später mehr.

Klären wir doch zuerst einmal, was in den beiden Bikes steckt und wo die jeweiligen Verkaufsargumente der Hersteller liegen.

Der erste Versuch: VanMoof S5

Holla, ist das schwer!

Satte 23 Kilogramm bringt das gegenüber klassischen Drahteseln recht massiv wirkende E-Bike der Niederländer auf die Waage. Inklusive des ca. 500 Wh starken Akkus, der fest verbaut ist.

Knifflig ist die Kombination aus Gewicht und festem Akku - zum Nachladen muss das Rad an die Steckdose, nicht der Akku.

Wer also nur in der eigenen Wohnung laden kann, sollte das im Auge behalten.

Das Gestell des VanMoof S5 wirkt deutlich bulliger als das vieler anderer Fahrräder. Das Gestell des VanMoof S5 wirkt deutlich bulliger als das vieler anderer Fahrräder.

Optisch hebt sich das VanMoof wie erwähnt von der Masse ab.

Das ist sicher auch einer der Gründe, weshalb das S5 wie auch sein Vorgänger eine Kaufgruppe anziehen, die auch Apple bedient: Gut situierte Großstadtbewohner mit Hang zu bequem nutzbaren Prestigeobjekten.

Ein Aspekt, auf den der Hersteller immer wieder hinweist, ist die Funktion für einen kurzzeitigen Turbo auf Knopfdruck. Kinder der 1980er denken vielleicht an Knight Rider aber ganz so extrem fällt der Nachbrenner nicht aus.

Ein Druck auf den Knopf sorgt aber dafür, dass der Motor seine ganze Leistung für wenige Sekunden ausspielt und das Rad im Nu auf die maximal erlaubten 25 km/h bringt.

Tatsächlich war das auch der Punkt, der mich spontan am meisten interessierte, man ist ja dann doch irgendwie Spielkind geblieben.

Das VanMoof S5 in seiner vollen Pracht - der Bodenbelag in der City von Hamburg wirkt dann doch weniger elegant als das Rad. Das VanMoof S5 in seiner vollen Pracht - der Bodenbelag in der City von Hamburg wirkt dann doch weniger elegant als das Rad.

Es klingelt unter dem Hintern

Tatsächlich gibt es beim VanMoof S5 nicht nur diesen einen Knopf sondern derer vier. So lassen sich die Motorunterstützung in mehreren Schritten zu- oder runterschalten, die Klingel und natürlich der Boost auslösen.

Apropos Klingel: Die ist nicht mechanisch ausgelegt sondern ein Lautsprecher mit Klingelgeräusch. An sich ok, verwirrend war nur, dass das Klingelgeräusch unter dem Sattel erklingt und nicht am Lenker, wie gewohnt.

Hübsch anzusehen ist die Anzeige für den Grad der Motorunterstützung und, umschaltbar, die Geschwindigkeit. Der Hersteller setzt hier auf wabernde LED-Effekte, ähnlich wie bei effektheischenden Bluetooth-Lautsprechern.

Allzu detailreich ist die Anzeige daher aber nicht, um eure Fahrgeschwindigkeit zu kontrollieren, ist die App besser geeignet.

Es ist im ersten Moment tatsächlich schräg, wenn einen das eigene Hinterteil anklingelt. Ärgerlicher ist aber, dass sich der Sattel nicht einfach gegen ein bequemeres Modell tauschen lässt. Es ist im ersten Moment tatsächlich schräg, wenn einen das eigene Hinterteil anklingelt. Ärgerlicher ist aber, dass sich der Sattel nicht einfach gegen ein bequemeres Modell tauschen lässt.

Dank Motorunterstützung fühlen sich die 23 Kilogramm beim Fahren trotzdem leicht an, ohne Unterstützung ist das Gewicht dann aber doch spürbar.

Der vergleichsweise üppig bemessene Akku reicht dabei für maximal 60 Kilometer - das aber nur bei zurückhaltender Nutzung des Motors (der Hersteller selbst spricht von bis zu 150 Kilometern, was mir aber extrem optimistisch errechnet scheint).

Vom Turboknopf solltet ihr euch natürlich ebenfalls fernhalten. Einmal schnell die gesamte Kraft von 68 Newtonmetern ist das mit dem Turbo aber auch tatsächlich ernst gemeint, wie ich beim ersten Versuch an einer Ampel feststellen durfte.

Tolle Beschleunigung bei VanMoof

Die meisten Mitbewerber, auch das Coybow 4, gehen hier gemächlicher vor und verzichten auf den Nachbrenner-Button, weshalb sie mit einer deutlich geringeren Beschleunigungskraft auskommen.

Der Motor leistet aber sowohl bei VanMoof als auch bei Cowboy maximal 250 Watt. Dabei setzt VanMoof allerdings auf einen in dieser Produktklasse eher ungewöhnlichen Frontnabenmotor, der das Rad eher zieht als schiebt.

Der Motor sitzt vorne und zieht den Fahrer statt zu schieben. Im Alltag merkt man aber kaum einen Unterschied zu Motoren am Hinterrad. Der Motor sitzt vorne und zieht den Fahrer statt zu schieben. Im Alltag merkt man aber kaum einen Unterschied zu Motoren am Hinterrad.

Davon war bei der Probetour aber nur wenig (negativ) zu spüren, allerdings lenkt sich das VanMoof S5 aufgrund seines Gewichtes und der Konstruktion eher gemächlich und wenig sportlich.

Für den Einsatz als Citybike ist das aber in meinen Augen kein großer Nachteil.

Generell ist das Fahrgefühl gut, die Unterstützung durch den Motor ist deutlich spürbar. So gleitet es sich mit gemütlicher Tretarbeit durch den Verkehr und wenn eine längere gerade Strecke lockt, bringt auch das Spielen mit dem Turboknopf Spaß. An Ampeln fährt das VanMoof damit eh allen anderen Radfahrern davon.

Nicht ganz zum hohen Preis passt die etwas billig anmutende Verarbeitung der Buttons. Hier der berühmte Turbo für kurze Sprints mit maximaler Motorunterstützung. Nicht ganz zum hohen Preis passt die etwas billig anmutende Verarbeitung der Buttons. Hier der berühmte Turbo für kurze Sprints mit maximaler Motorunterstützung.

Gestört hat mich aber die Schaltautomatik: Eine normale Gangschaltung gibt es nicht und die Automatik mochte meinen etwas forschen Fahrstil nicht sonderlich.

Auch wenn sich das gegenüber der Vorgängergeneration schon sehr verbessert haben soll, griff die Automatik zumindest bei mir nicht immer zuverlässig genug um es unerwähnt zu lassen.

Der Turbo verlockt, öfter mal einen kleinen Boost zu geben. Dabei solltet ihr die Umgebung aber noch besser im Blick haben als eh schon, andere Verkehrsteilnehmer können den Spring schlecht abschätzen.

Allerdings hätte ich lieber eine etwas besser zu meinem Fahrtempo passende durchgehende Beschleunigung als einen Boost, der nur kurz anhält und dann, ganz gamerlike, eine Abklingzeit mit sich bringt.

Mal sehen, was Cowboy so liefert.

Das Cowboy 4 bekommt ihr in vielen Städten von Besitzern des Rades statt eines Shopmitarbeiters vorgeführt. So lässt sich entspannter über Langzeiterfahrungen mit dem Rad plaudern - die Shopmitarbeiter bei unserer VanMoof-Vorführung glänzten beispielsweise nicht mit viel Erklärungsfreude. Das Cowboy 4 bekommt ihr in vielen Städten von Besitzern des Rades statt eines Shopmitarbeiters vorgeführt. So lässt sich entspannter über Langzeiterfahrungen mit dem Rad plaudern - die Shopmitarbeiter bei unserer VanMoof-Vorführung glänzten beispielsweise nicht mit viel Erklärungsfreude.

Ein Ritt mit dem Cowboy

Kurz nach der VanMoof-Erfahrung konnte ich mich auf eines der aktuellen Modelle von Cowboy schwingen.

Das Cowboy 4 wirkt ebenfalls stylisch, etwas bulliger als viele andere Fahrräder und mit dem sportlich-tiefen Lenkrad, das auch das VanMoof S5 aufweist.

Es wirkt etwas weniger wie aus einem Guss, da der Akku sich entnehmen lässt - dafür ist er mit einem Schlüssel gesichert. Am Akku befindet sich auch das Rücklicht und eine Anzeige des Ladestands.

Mit 2,5 Kilogramm ist er recht schwer. Aber immer noch leichter als das ganze Rad zur Steckdose bewegen zu müssen und im Defektfall leichter zu wechseln.

Der Akku lässt sich bei Cowboy entnehmen und abseits des Rades laden - so wie es eigentlich Standard sein sollte, hört ihr, VanMoof? Der Akku lässt sich bei Cowboy entnehmen und abseits des Rades laden - so wie es eigentlich Standard sein sollte, hört ihr, VanMoof?

Das Vorderlicht allerdings hätte sich der Hersteller auch sparen können, es funzelt nur direkt vor sich dahin und wirft keinen brauchbaren Kegel auf den Boden.

Eine Akku-Lampe für vorne ist in Deutschland daher tatsächlich Pflicht, sonst gibt es Ärger mit Verkehrspolizisten.

Weitere Zusatzausgaben: für 99 Euro gibt es einen (durchaus sinnvollen) Fahrradständer (inklusive Gespäckträger), da das Cowboy ansonsten über keinen verfügt.

Handyhalterung mit Wireless Charging

Während VanMoof immerhin einen USB-C-Anschluss im Lenker versteckt, bietet Cowboy eine Quicksnap-Halterung für Smartphones - für Apple-User gibt es auch passende Hüllen.

Damit habt ihr die Hersteller-App und damit Angaben zur Geschwindigkeit und Einstellungemöglichkeiten für die Motorunterstützung, Licht und weiteres immer im Blick. Weiterhin bietet die Halterung kabelloses Laden fürs Handy.

Ohne App geht wenig, viele Dinge lassen sich nur dort konfigurieren. Und als Geschwindigkeits- und Reichweitenanzeige ist das Smartphone ebenfalls nicht zu unterschätzen. Praktischerweise wird es am Rad kabellos geladen. Ohne App geht wenig, viele Dinge lassen sich nur dort konfigurieren. Und als Geschwindigkeits- und Reichweitenanzeige ist das Smartphone ebenfalls nicht zu unterschätzen. Praktischerweise wird es am Rad kabellos geladen.

Mit 18 Kilogramm ist das belgische Rad spürbar leichter als das VanMoof, das macht sich auch beim Fahren ohne Motorunterstützung bemerkbar. Etwas schwerer als bei einem leichten, modernen Bike ist es natürlich trotzdem.

Auffällig nach der S5-Erfahrung mit LED-Effekten im Lenkrad und vielen Knöpfen: Cowboy verzichtet komplett auf Buttons, sogar die Klingel ist klassisch (und tönt dafür an der zu erwartenden Stelle).

Einstellungen nimmt man in der App und besser nicht in hektischen Fahrsituationen vor. Muss man aber eigentlich nicht, denn die Motorunterstützung passt sich beim Cowboy 4 adaptiv ans eigene Treten an.

Das funktioniert viel besser als die gewöhnungsbedürftigere Automatik beim VanMoof und sogar so gut, dass mir beim Fahren ein Lächeln über das Gesicht huschte.

Nur ganz kurz, für mehr war der norddeutsche Wind in Elbnähe zu kühl. Es reichte aber um in Gedanken einen Sieger des E-Bike-Wettstreites zu küren: Das Cowboy fährt sich bei meinem Fahrstil angenehmer und auch ein Überschreiten der mit Unterstützung erlaubten 25 Kilometer pro Stunde war beim Treten sehr angenehm und es gab keine Schaltaussetzer.

Die getestete Version des Cowboy 4 ist bereits mit Gepäckträger und Fahrradständer ausgestattet. Nicht im Bild: Eine verkehrstaugliche Beleuchtung, die Lampe vorne am Rad zählt tatsächlich nicht. Die getestete Version des Cowboy 4 ist bereits mit Gepäckträger und Fahrradständer ausgestattet. Nicht im Bild: Eine verkehrstaugliche Beleuchtung, die Lampe vorne am Rad zählt tatsächlich nicht.

Die Ehre geht auch deshalb an Cowboy, weil sich die Fahrt damit für mich am ehesten nach normalem Radfahren mit Bonus durch die kaum bewusst merkbare aber doch klar vorhandene Motorunterstützung anfühlte.

Nachteilig ist bei beiden Modellen aber, dass sie recht nackt geliefert werden. Die Lichter sind eher zweckmäßig, beim Cowboy ist das Vorderlicht sogar so gut wie unnütz, Gepäckträger und auch Ständer gehören zur Sonderausstattung.

Weiterer Pluspunkt für Cowboy ist dabei aber der wechselbare Akku, mit dem das Cowboy 4 zudem etwas länger auskommt. Das aber sicher auch, weil der energiefressende Turbobutton, VanMoofs Herausstellungsmerkmal, fehlt.

Mit dem Cowboy fährt es sich an Ampeln zwar gemächlicher an, der Turbo fühlt sich aber nach einem Gimmick an, das auf Dauer schnell abnutzt.

Echt jetzt, VanMoof? Kein Wechselakku und das Rad muss zum Laden in der Nähe einer Steckdose stehen? Echt jetzt, VanMoof? Kein Wechselakku und das Rad muss zum Laden in der Nähe einer Steckdose stehen?

Fazit

Es dürfte bereits angeklungen sein, dass mir das Fahrgefühl des Cowboy 4 besser gefallen hat als das des VanMoof S5 - als bisher noch ohne Motorsupport fahrende Person kam mir das natürlichere Fahr- und Schaltgefühl sehr zugegen.

Auch meine eher flotte Fahrweise passte besser zum Cowboy-Rad, mit dem es sich einfach toll durch die Straßen cruisen lässt.

Das soll nicht heißen, dass das VanMoof S5 ein schlechtes E-Bike wäre. Mir sind nur beim Fahren zu viele Kleinigkeiten aufgefallen, die jeweils zwar nur ein bisschen störten, zusammen aber doch nur den zweiten Platz in diesem Vergleich möglich lassen.

Vor allem die kleinen Schaltungenauigkeiten der Automatik störten und ja, ich gebe zu: Mich irritiert es, wenn mein Hintern beim Fahren Geräusche macht wenn ich auf einen Knopf am Lenkrad drücke. Natürlich muss ich die integrierte Klingel nicht nutzen, daher ist das auch kein No-Go.

In diese Kategorie zählt schon eher, dass das S5 immer zu einer Steckdose geschleppt werden muss, um den Akku zu laden. Bei Cowboy wirkt die Batterieintegration zwar weniger wie aus einem Guss, die Vorteile des Wechselakku-Ansatzes dürften aber auf der Hand liegen.

Sieger ist das Cowboy 4 bei mir aber wegen des sehr angenehmen Fahrgefühls geworden. Da diese Eindrücke aber natürlich sehr subjektiv sind, rate ich jedem, der zumindest halbwegs interessiert bis hier gelesen hat, selbst auch eine kostenlose Probefahrt zu buchen.

In unserer Outdoor-Themenwoche sind wir nicht nur mit dem Rad unterwegs, sondern auch zu Fuß. Ein Gadget hat Patricks Wanderurlaub gerettet. Auch im heimischen Garten kann man aktiv werden, etwa, indem man sich einen Hühnerstall in den Garten stellt und ihn smart macht.

Im Duell VanMoof gegen Cowboy gab es einen klaren Sieger. E-Bikes kommen auch gerade in der City oder bei Urlauben zum Einsatz. Tretet ihr noch am liebsten selbst in die Pedale oder gehört die E-Bike-Miete bei euch mittlerweile zum Alltag? Lohnt sich eurer Meinung nach die Miete mehr oder sollten sich Vielfahrer ein eigenes Rad kaufen? Diskutiert gerne darüber in den Kommentaren.

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