Die Emirate lassen es künstlich regnen - doch kann Cloud-Seeding wirklich Trinkwasserprobleme lösen?

Trinkwasser ist in vielen Regionen dieser Erde ein sehr teures Gut. Umso wichtiger scheint es, sämtliche Formen der Gewinnung zu diskutieren – auch wenn sie mit einem gewissen Risiko verbunden sind.

Wir vergessen oft den Wert von Wasser, weil es hier in Deutschland aus jedem Hahn sprudelt und quasi unendlich zur Verfügung steht. Das ist in vielen Teilen dieser Welt ein knappes Gut - weshalb manche Länder zu extremeren Lösungen greifen. (Symbolbild; Quelle: Konstantin Konstanti)) Wir vergessen oft den Wert von Wasser, weil es hier in Deutschland aus jedem Hahn sprudelt und quasi unendlich zur Verfügung steht. Das ist in vielen Teilen dieser Welt ein knappes Gut - weshalb manche Länder zu extremeren Lösungen greifen. (Symbolbild; Quelle: Konstantin Konstanti))

Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) sind bekannt für ihre illustren Projekte wie zum Beispiel die Palmeninsel aus aufgeschüttetem Sand und dem höchsten Gebäude der Welt: dem Wolkenkratzer Burj Khalifa. Doch nicht nur im Bausektor scheinen sie - bildlich gesprochen - an den Wolken zu kratzen.

Die VAE halten an ihrem Plan fest, 2024 tatsächlich mehrfach in den Himmel einzugreifen. Die Rede ist von Cloud Seeding – auf Deutsch Wolken impfen. Das ist eine Technologie, die künstlich die Regenrate erhöhen soll.

Das schien jetzt am 11. und 12. Februar erfolgreich geklappt zu haben. Was bei einem Wüstenstaat zwar auf den ersten Blick sinnvoll klingen mag, ist aber nicht ohne ein gewisses Restrisiko. Dazu gleich mehr.

Das Wetter kontrollieren – ein alter Menschheitstraum ist nicht ohne Risiko

Wo früher Schamanen Regentänze vollführten, setzen Wissenschaftler heutzutage auf modernere Techniken statt reinen Schweiß, um es tatsächlich regnen zu lassen. Dabei pflanzen die Forscher allerdings keine neuen Wolken in den Himmel, wie es der englische Begriff Seeding vermuten lässt.

Wissenswert: Diese Technologie wird von VAE bereits seit Jahren eingesetzt und immer weiterentwickelt. Hier seht ihr in diesem qualitativ etwas verwaschenen X-Clip, was das Ergebnis ist:

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So funktioniert es: Ein oder mehrere Flugzeuge fliegen zu einer bereits bestehenden Wolke und werfen Salzkristalle ab. Laut dem Magazin Xataka handelt es sich im Falle des VAE-Projekts um Magnesium, Natrium- und Kaliumchlorid.

Sobald die Kristalle als künstliche Kondensationskerne in die Wolken fallen, sammelt sich der Wasserdampf um eben jene und bildet Tröpfchen. Sprich, das bestehende Wolkenwasser wird gebunden und regnet anschließend auf die Erde.

Voraussetzung: Dafür benötigt es Wolken mit ausreichender Luftfeuchtigkeit.

Was spricht dagegen? Laut dem wissenschaftlichen Magazin Spektrum ist der Erfolg solcher Aktionen begrenzt und das Regenwasser dann logischerweise mit den injizierten Substanzen kontaminiert.

Wir haben bereits in der Vergangenheit über Technologien und ihre Gefahren berichtet, die in unser Wetter eingreifen.

Warum Länder wie VAE und China trotzdem an dieser Technik festhalten wollen

Laut Xataka legten einige Länder wie Marokko aufgrund der hohen Kosten dieses Verfahren auf Eis. Das Verfahren ist mit unserem heutigen Know-How keine exakte Wissenschaft und der Ertrag gering.

Trotzdem scheinen Länder wie VAE und selbst China diese Technologie zu bevorzugen. In diesem Clip von Reuters könnt ihr euch ansehen, wie die Piloten das Salz streuen:

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Dabei ist gar nicht klar, welche Auswirkungen das für die entsprechende Region bedeutet.

 Experten wie David Keith – ein Professor für Angewandte Physik an der Universität Harvard – warnen in einem DW-Beitrag aber vor weiterem Konfliktpotential:

Der Niederschlag, den man über einer Region fallen lässt, könnte in einer anderen fehlen. Man bestiehlt Peter, um Paul zu bezahlen. So hat man unweigerlich Gewinner und Verlierer.

Die entsprechende Frage: Wem gehört der Regen?

Für die VAE scheint das Risiko dieser ungeklärten Frage allerdings geringer als der praktische Nutzen solcher künstlicher Regenschauer. Doch es ist nicht der einzige Weg, um Dürren, Hitze und Trinkwasserknappheit entgegenzutreten. Dazu gleich mehr.

Alternativen zum Cloud Seeding

Natürlich ist es im Kern nachvollziehbar, dass wasserarme Regionen jegliche Art und Form von Wasserquellen ausschöpfen wollen. Theoretisch ist der künstliche Regen aber nicht die einzige Möglichkeit der Bekämpfung von Klimaextremen. Es gibt einige Projekte, die dies ebenfalls ermöglichen.

Entsalzungsanlagen: Dabei wird dem Meerwasser das Salz entzogen, um es trinkbar zu machen. Laut Zeit Online können so aus 100 Liter Meerwasser etwa 45 Liter Trink- und Nutzwasser gewonnen werden.

Für etwa 300 Millionen Menschen weltweit ist es bereits die einzige Wasserquelle - Tendenz steigend. Die sogenannte Desalinierung wird vom Weltklimarat IPCC gemeinsam mit der Wasseraufbereitung als wichtigste Strategie zur Bekämpfung der Klimakrise bedingten Wasserknappheit bezeichnet.

Wissenswert: Diese Technik wird ebenfalls von VAE, den USA und Saudi-Arabien genutzt. In Europa ist Spanien Entsalzungsspitzenreiter: Stolze 60 Prozent der gesamteuropäischen Kapazitäten sind laut Zeit Online hier angesiedelt.

Es gibt aber nicht nur Projekte zur direkten Wassergewinnung, die sich den Folgen des Klimawandels entgegenstellen. Der sogenannte grüne Wall kämpft in Afrika beispielsweise gegen die Wüste:

Green Wall: Das ist ein Projekt, das die Ausbreitung der Wüste Sahel und Sahara verhindern soll. Dabei werden gezielt Bäume und Pflanzengruppen eingesetzt, die den rauen Bedingungen von Dürren und Sand trotzen können. Vielleicht lässt sich ein ähnliches Projekt auch nach VAE transferieren.

Alle Interessierten können sich dieses spannende Projekt in diesem zwölf minütigem Video ansehen:

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Trinkwasser ist ein wertvolles Gut, was wir hier in Europa bei unserem wie selbstverständlichen Aufdrehen unseres Wasserhahns oft vergessen. Falls ihr weitere spannende Umwelt-Themen lesen wollt: Diese Wissenschaftler wollen einen riesigen Sonnenschirm zwischen Erde und Sonne platzieren, um den Planeten abzukühlen.

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