Eine Frage der Geschwindigkeit: Input-Lag und Refreshrate
Wenn ihr nur gelegentlich einen Film schauen und euch von Youtube oder TV berieseln lassen wollt, braucht ihr euch keine Gedanken um hohe Refreshrates oder den Input-Lag des neuen Fernsehers zu machen. Diese Punkte werden erst interessant, wenn ihr eine Konsole oder den PC zwecks Gaming anschließen wollt.
Vor allem die aktuelle Konsolengeneration bestehend aus Playstation 5 und Xbox Series X kann 4K-Games mit bis zu 120 Bildern pro Sekunde ausgeben, was sich in einem geschmeidigeren Gameplay äußert. Auf diesen Pluspunkt würden wir nur ungerne verzichten wollen, das Spielgefühl gewinnt schon stark von höheren Wiederholraten. Geht es euch ähnlich, entfallen die günstigeren Fernseher mit nur 60-Hz-Panels. Wollt ihr nicht nur FullHD mit 120 Hz wiedergeben können sondern auch UHD-Auflösungen, benötigt der Fernseher zudem einen HDMI 2.1- Anschluss, doch dazu später mehr.
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Während die Refreshrate noch prominent von den Herstellern beworben wird, fallen Informationen zum Input-Lag oft deutlich spärlicher aus. Hier hilft es im Zweifel bei Tests des jeweiligen TV-Modells zu spicken.
Beim Input-Lag handelt es sich um die Verzögerung, die beim Bildprocessing im Fernseher entstehen kann. Viele TVs werden mit Bild-Presets für verschiedene Ansprüche ausgeliefert, wobei oft ein farbenfroher Kino-Modus voreingestellt ist. Die dafür nötigen Berechnungen verzögern aber die Bildausgabe ein wenig, nur wenige Millisekunden. Die sind aber mitunter unangenehm spürbar - wenn zwischen drücken des Triggers auf dem Gamepad und dem Feuern der Waffe auf dem Bildschirm zu viel Zeit vergeht um den Feind noch zu treffen beispielsweise. Bewegungen fühlen sich bei zu hohem Lag unrealistisch an, im schlimmsten Falle, als würde eure Spielfigur an einem Gummiband hinterhergezogen.
Ein möglichst niedriger Wert ist daher zu bevorzugen, bis zu 35 ms sind akzeptabel. Oft erreicht ihr niedrige Werte nur mit einem speziell anzuwählenden Gaming-Mode in den Optionen des Fernsehers.
Anschluss gesucht: HDMI und mehr
Natürlich bietet jeder Fernseher die gängigen TV-Tuner für DVB-S, DVB-C und DVB-T2, gehobene Modelle oft auch in doppelter Ausführung um einen Sender schauen und einen anderen simultan aufnehmen zu können (üblicherweise auf einen USB-Datenträger). Noch wichtiger dürften mittlerweile aber Anschlüsse für externe Zuspieler wie Konsolen, die Soundbar oder Blu-ray-Player sein.
An HDMI führt da kein Weg vorbei: Während am PC Displayport dominiert sind es bei Fernsehern HDMI 2.0 und HDMI 2.1. UHD-Fernseher mit einem älteren Standard als HDMI 2.0 solltet ihr im Regal verstauben lassen: Erst HDMI 2.0 erreicht 60 Hz in der 4K-Auflösung. HDMI 2.1 beschleunigt auf bis zu 120 Hz in 4K.
Nur weil HDMI 2.1 in den technischen Daten steht, bedeutet das aber nicht unbedingt, dass auch alle damit möglichen Features tatsächlich möglich sind. Laut Spezifikation beherrscht HDMI 2.1 neben dem beliebten 4K/120Hz auch variable Refreshraten, eARC zur Übertragung von Audiosignalen in höherer Bandbreite über einen separaten Datenkanal. Nur muss ein Fernseher all das gar nicht bieten, selbst wenn HDMI 2.1 vorhanden ist. Welche der Funktionen aus dem reichhaltigen Featureset umgesetzt werden, ist den Herstellern freigestellt. Achtet also beim Kauf besonders gut auf die versprochenen HDMI-Features.
Solltet ihr kabelgebundene Kopfhörer anschließen wollen (oder eine ältere Stereoanlage über Analogkabel), muss ein 3,5mm Klinkenstecker, der bekannte Kopfhörerstecker, vorhanden sein. Viele modernere (und darunter oft vor allem die teureren) Fernseher verzichten allerdings auf diesen Anschluss. Schlechte Nachrichten auch für Besitzer von Retro-Konsolen oder -Heimcomputer wie dem C64: Weder SCART noch analoge Antenneneingänge sind heute noch Standard, auch RGB oder YUV-Stecker finden sich nur noch selten. Ihr müsst also den Umweg über HDMI-Konverter gehen.
Manchmal kommt es eben doch auf die Größe an
Die Frage der nötigen Bilddiagonale ist nun wieder deutlich subjektiver. Anders als bei FullHD-Fernsehern ist der Sitzabstand kein relevantes Kriterium mehr - scharf ist das Bild bei einem UHD-Fernseher auch dann, wenn ihr euch nah davor befindet.
Wichtiger ist da schon, dass der Fernseher mit seiner puren Größe zum Raum passt und potentielle Lebensgefährten nicht kopfschüttelnd eine neue Bleibe suchen. Als Standard haben sich Fernseher mit 55 und 65 Zoll etabliert, einige Modelle gibt es auch im Zwischenschritt 58 Zoll. Noch größere Modelle sind nicht nur schwer zu transportieren sondern dominieren oft auch den Raum sehr stark. Kleinere Fernseher, mit 43 oder 48 Zoll beispielsweise, bringen hingegen nur selten Spaß, wenn der Sitzabstand zu groß ist. Als Zweitgerät im Schlafzimmer eignet sich diese Größe aber dafür recht gut und auch schmale Studentenzimmer erlauben oft keinen größeren Sitzabstand. Bei allem über 75 Zoll Diagonale steigt aber der Preis oft unverhältnismäßig an. Achtet bei solchen Investitionen darauf, kein technisch veraltetes Gerät zu kaufen, wenn schon, dann sollte der Fernseher ja auch einige Jahr den Dienst vollrichten ohne nur ein Kompromiss zu sein.
Smart mit Netflix und co.
Lineares Fernsehen gerät angesichts von Videostreamingdiensten mehr und mehr in den Hintergrund - elementare Empfangsoptionen und Aufnahmefähigkeiten fürs Fernsehen bieten selbst preiswerte Geräte. Interessanter wird es bei smarten Funktionen, der Verbindung mit Internet also.
In jedem aktuellen Fernseher steckt inzwischen ein Prozessor mit mal mehr und mal weniger Performance sowie Arbeitsspeicher. Allerdings gibt es viele günstigere Modelle, bei denen der Hersteller nicht auf Erweiterbarkeit setzt, meist kombiniert mit eher schwachbrüstiger Leistung.
Die fehlende Leistung macht sich in träge reagierenden Oberflächen aber auch beim Umschalten zwischen Apps und Funktionen bemerkbar. Die Einstiegsmodelle beispielsweise von TCL bieten zudem nur sehr rudimentäre Smart-Funktionen - Anwendungen lassen sich nicht nachinstallieren, ihr müsst daher mit vorinstallierten Streamingdiensten (Netflix und Amazon Prime gehören immerhin dazu) leben. Kommen neue Dienste (Disney+ ist zum Beispiel nicht bei jedem Einstiegsfernseher installiert) auf den Markt, könnt ihr sie mit solchen Fernsehern aber erst nutzen, wenn ihr in einen Streaming-Stick investiert - dazu gleich mehr.
Dem gegenüber stehen Fernseher mit ausgewachsenen Betriebssystemen, sei es Tizen bei Samsung, WebOS bei LG oder Fire TV und Android TV bei diversen anderen. An Übersicht mangelt es zwar allen etwas, dafür lassen sich aber Apps (darunter auch einfache Spiele) bequem nachinstallieren. Besonders bei preiswerten Geräten fehlt es aber dann doch oft an Leistung, die Bedienung wird träge. Extras wie die Magic Remote von LG beispielsweise erleichtern die Eingabe ungemein, da sie einen Mauszeiger bieten, den ihr durch Bewegen der Fernbedienung manövriert. Oft lassen sich aber auch Maus und Tastatur anschließen, dann fühlt sich der Fernseher etwas mehr nach PC an.
Oft sind sogar Game-Streamingdienste wie Stadia oder Geforce Now nutzbar, idealerweise natürlich mit einem per Bluetooth gekoppelten Gamepad. Achtet also auch auf die Funkstandards des Wunsch-Fernsehers um hier bequem zocken zu können wenn ihr wollt.
FireTV und andere HDMI-Sticks
Wenn der von euch ins Auge gefasste Fernseher zwar generell eure Ansprüche erfüllt, dafür aber bei den Smartfunktionen stolpert: Ihr könnt trotzdem zugreifen. HDMI-Sticks wie der recht bekannte FireTV-Stick von Amazon übernehmen diesen Service für teilweise schon unter 20 Euro. Besonders gut schlagen sich die etwas teureren Modelle wie der Fire TV Stick 4K Pro von Amazon oder Nvidias Shield TV - sie punkten mit guter Geschwindigkeit, vielen Anwendungen und Spezialfunktionen wie Spracheingabe (Amazon) oder Streaming von PC-Games direkt vom Zocker-PC ohne Kabelverbindung (Shield).
Amazon Fire TV Stick 4K Pro bei Amazon
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