Zu Schwer oder Unmöglich?

Von Bellasinya · 7. April 2016 · Aktualisiert am 12. April 2016 ·
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  1. „You Died“ Mittlerweile bin ich diese Nachricht gewohnt, aber sie ist immer wieder fies. Sie zeigt mir das offensichtliche. Schon wieder gestorben. Wie gerne würde ich jetzt die Gegner beschimpfen, die vollkommen unfair sind, oder die Wand, von der mein Schwert eben abgeprallt ist, weswegen ich den Gegner nicht getroffen habe, dem Spiel die Schuld geben, weil es so lange dauert meinen Schild zu heben und meine Ausdauer sich so schnell verbraucht, dass ich den zweiten Schlag des Gegners nicht mehr abwehren kann. Aber eigentlich weiß ich es besser.

    Ich habe nicht aufgepasst, deswegen wurde ich aufgespießt. Also die Tischkante in die ich mich so gerne verbeißen würde, Tischkante sein lassen, meinen Controller wieder in die Hand nehmen.

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    So erlebt man es in Dark Souls unzählige Male und viele fragen sich, warum man sich so etwas antut. Sind Spiele nicht dazu da um Spaß zu machen?

    Warum sind dann viele Spiele so aufgebaut, dass es immer Gewinner und Verlierer gibt? Man sucht nach dem Besseren, oder?

    Bei Kindern, deren Eltern sie beim Spielen immer haben gewinnen lassen, kann man später eine sehr geringe Frusttoleranz feststellen. Sie können es nicht ertragen, nicht zu gewinnen, mal nicht der Erste zu sein. Sie werden wütend und ziehen sich häufig aus dem Spiel zurück. Denn wer möchte nicht gern gewinnen?

    Doch manchmal entsteht Ehrgeiz erst durch Niederlagen, spornt uns an uns mehr Mühe zu geben. Oftmals ist ein solch hart erarbeiteter Sieg für uns so viel süßer als ein spielender. Denn wir können uns sicher sein, hierfür haben wir etwas geleistet, wir können uns auf die Schulter klopfen.

    Bei einigen geht jedoch dieser persönliche Erfolg weiter, sie möchten sich mit den Federn schmücken. Was für andere sehr anstrengend werden kann, weil sie sich über solche Erfolge nicht selbst definieren.

    Doch was machen solche schweren Spiele noch mit uns, außer uns an den Rand unserer Frustresistenz zu bringen?

    Ich bin nicht mal sauer, das war wirklich gut!

    Dark Souls stellt uns ähnlich wie Monster Hunter ebenbürtige oder auch übermächtige Gegner vor die Nase und erwartet, dass wir damit schon irgendwie klar kommen. Diese Gegner lassen sich nicht einfach in Grund und Boden starren. Wir müssen von ihnen lernen. Wie sie sich bewegen, worauf sie reagieren. Ihre Angriffsmuster. Dabei beginnen wir zu sehen, wo sich Schwachstellen ergeben, wann unsere Deckung wichtiger ist, und wann wir angreifen können. Dieser Lernprozess lässt sich auch auf andere Bereiche des Lebens übertragen und befähigen uns Probleme sehr Lösungsorientiert anzugehen und neue Strategien auszuprobieren, so wie das bei immer neuen Gegnertypen der Fall ist. Unsere Flexibilität erhöht sich. Da uns niemand erklärt wie wir mit den Gegnern umzugehen haben, ist unsere Kreativität und unsere Erfahrung tonangebend.

    Gegner sind außerdem nicht immer Gegner, je nachdem wie sportlich man die Herausforderung nimmt, kann es sogar sehr unterhaltsam sein, wie effektiv manche KI’s dabei sind unseren Avatar in Grund und Boden zu stampfen. Da können wir uns dann nicht mehr so sehr drüber Aufregen sondern ziehen unseren Hut und versuchen es weiter, bis wir auch diesen Widersacher besiegt haben.

    Jede weitere Stunde lehrt uns mehr über das Spiel und über uns selbst, und bringt uns dazu auch schwierige Herausforderungen zu meistern.

    Dark Souls und artverwandte ähnlich schwere Spiele sind nicht unbedingt so gut weil sie schwer sind, sondern weil sie uns zeigen wie wir sind wenn wir mal nicht gewinnen, oder nicht den Weg des geringsten Widerstands gehen.

    Über den Autor

    Bellasinya
    Ich zocke für mein Leben gern, schreibe viel und zeichne auch mal hin und wieder. Ansonsten nutze ich meine freie Zeit dazu möglichst viel Zeit mit meinen Freunden zu verbringen.

Kommentare

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  1. 8Lisa91
    Stimmt, das kenne ich auch :)
    Unterbewusst beschäftigt man sich wohl doch mehr mit Schwierigkeiten und Lösungsansetzen, als man aktiv mitbekommt.
  2. Yeager
    Ojeojeoje, noch mehr Stereotypen.
    Ich habe das mit ADHS erwähnt, weil es sich bei mir u.a. so äussert, dass nie Ruhe im Kopf ist. Von wegen gemütlicher alter Sack und so ^^. Meine Ex nannte mich "Stresser", ich glaube, das tat sie nicht zufällig :D. Btw: Das Syndrom hat eine ganze Ecke Symptome, die teils sogar in andere Geschichten übergehen. Allerdings "muss" man nicht gleich alle davon haben.
    Ritalin hilft auch nicht jedem, mir zum Bleistift nicht und nicht jeder 18jährige ist fixer, als jeder 40+, genausowenig umgekehrt. So, wie auch nicht jeder mit roter Haut automatisch ein Indianer ist, kann auch einfach Sonnenbrand sein - und nicht jeder gleichaltrige Junge einem ebenso gleichaltrigen Mädchen mental, physisch und psychisch hinter her hinkt und nicht jedes Mädchen spielt gerne mit Puppen. Klar gibt es Tendenzen. Nur so, wie du das formulierst, hört es sich nach Gesetzen an, die gefälligst befolgt gehören. Weil die Welt praktischer Weise eine Scheibe ist, lässt sich besser mit rechnen ;-). FB, Boxen und Co haben daher eine Altersbeschränkung, weil man i.d.R. nicht mehr so fit ist ab diesem Alter. Und nicht, weil unsereins eine Reaktionszeit von nem Faultier auf Dope hätte. Geh mal zu Mike Tyson und erzähl ihm was über seine Reaktionszeit. Aber nimm dir was zum Lesen mit, denn es kann ziemlich langweilig werden - im Krankenhaus ;-).
    Es gibt immer wieder Ausnahmen. Die Welt hat lauter Grautöne, da ist nicht alles einfach nur Schwarz und Weiss. Ich habe z.B. als junger Erwachsener RTS-Spiele gehasst, sie waren mir zu stressig. Jetzt hingegen machen sie mir immer mehr Spass. Kann ich auch nicht erklären, ist aber so. Und es gibt nix Schlimmeres, als jemanden, der ein Spiel "ernst" nimmt, zumal noch im Team. Ich war lange Jahre Raidleader bei Wow und die, die das ganze WIRKLICH ernst nahmen, hatten ein ernsthaftes Problem. Sie rasteten sofort aus, wenn etwas nicht so lief, wie sie sich das vorstellten. Ich musste dann wie Papa Schlumpf immer sagen: "Es ist nur ein Spiel."

    Glaub ich dir.
    Ich bin aber sowas von Gamepad-legasthenisch, ich muss erst mal nachlesen, wie rum man das Teil überhaupt hält ;)
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  3. Gra
    Sehr schön :)
  4. Sydox
    Für die Lesbarkeit etwas eingekürzt :-)

    Danke für die Antwort! Lustig.. Ich habe das Geflame damals deutlich anders und seltener erlebt. Vor Allem war die Schwelle gefühlt höher, bevor die typischen "OMG Uninstall and die alone" Sprüche kamen.

    Anekdote:
    Zu meinen Jedi Acedemy ESL Zeiten habe ich mich mit einem Clankollegen, der sich ebenfalls einen sehr hohen Skill antrainiert hat, via Skype verbunden. Danach sind wir gezielt mit falschen Namen auf Server und haben so lange "gelamed" (wer kennt's noch?), bis die Spieler nach und nach frustriert geleaved sind. Hintergrund: Normalerweise waren Lamer keine guten Spieler und dementsprechend einfach zu erledigen. Am Ende waren wir nur noch zu zweit auf dem Server.. Das haben wir häufiger durchgezogen.. Beleidigungen kamen dabei kurioserweise ehr selten bzw. sehr "sanft". Keiner hat uns den Tod gewünscht... (Abgesehen von zwei Polen, die sich im Chat über uns unterhalten haben. Mein Clankollege konnte zum Glück polnisch.. Selbst da waren die Beleidigungen aber sonst eher gemäßigt.)

    Vielleicht hast du recht und es ist nicht besonders an einer Generation festzumachen. Wie gesagt ist das meine These (Begründung siehe meine Postings), hätte ich festgefahrene Meinungen, müsste ich mir einen anderen Job suchen^^

    Allerdings halte ich - laut meiner Begründung - vorerst daran fest, dass es eine Art Konditionierung durch die Entwicklung der Spielebranche gibt, die dadurch auch (vielleicht auch übergreifend auf alle Gamer) Einfluss auf die Frust- und Toleranzgrenze hat. Eine Entwicklung, die ich aber wie gesagt auch aus wirtschaftlichen Gründen verstehe.

    Für mich ist es dazu halt nur logisch, dass diese Konditionierung bei jüngeren Gamern weitaus präsenter stattfindet.

    Aber wieso ich hier Stereotypen verwende bzw. Schubladen fülle, habe ich im letzten Posting am Ende schon gesagt. Falls sich jemand also durch meine Ausführungen ans Bein gepinkelt fühlt, einfach noch mal nachlesen :-)

    Keine Ahnung wieso - bin auch im Internet trotz Anonymität freundlich
  5. BierWill32
    Ging mir genauso bis vor 2 Jahren. Aber es hat sich für mich gelohnt die Gamepadbedienung wegen DarkSouls zu lernen. Ein paar seichte Spiele wie Assassins Creed und man hat die Grundbedienung drin. Dark Souls gibt dann den letzten Schliff. Mittlerweile hab ich bei Dark Souls, Dark Souls 2, Demon Souls und Bloodborne die Platintrophäe. Ich spiel teilweise wochenlang nix anderes und könnte immer wieder von vorne anfangen. Jetzt natürlich erstmal Dark Souls 3.

    Für Shooter ist das Gamepad allerdings auch nix für mich, da nahm ich lieber Maus/Tastatur.
  6. spidey180185
    *YOU DIED und nicht "You are dead", ansonsten netter Artikel.
  7. kedifare
    Ich mag es gar nicht glauben, dass dies der letzte Teil sein soll...

    Für mich sind die Souls Teile + Demon Souls der Inbegriff an Spaß&Spannung&Ärger&Belohnung.

    Fast jedes Spiel welches man heute zockst - ist mit zu viel Leben in der Mitte von Gegnern herumballern - oder in irgendwelchen Openworld Maps Minuten lang von einer Sammel Quest zur andern wandern...

    Natürlich gibt es ausnahmen - aber die BIG PLAYER sind alle nach diesem Prinzip.

    In den Souls spielen ist es zwar auch in einer gewissen Form linear aber man geht einfach ganz anders an die Sache ran als bei einem CoD oder anderen Rollenspiel. - Oder hatte schon mal einer von euch die Hosen voll bei Call Of Duty, dass vielleicht ein Gegner hinter der nächsten Ecke lauert *ggg*

    Was bleibt sind die tollen Erinnerungen als man zum ersten Mal die Bell-Gargoyles erlegt hat oder in Anor Londor landete...

    So etwas gibt es nur bei sehr wenigen Games!

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  8. Bellasinya
    Wow, da ist man mal ein Wochenende nicht da und dann sowas :D

    @Yeager: Vielen Dank! ^^

    An alle:
    Danke für diese offene und ehrliche Diskussion. Ich habe alles gelesen und mich sehr gefreut.

    Für mich sind diese Spiele einfach genial, weil sie mich alleine lassen. Sie sagen mir welche Knöpfe ich drücken soll und dann schubsen sie mich zum nächsten Monster und sagen: Viel Spaß. Und gerade dieser Weg gefällt mir.
    Ich könnte jetzt sagen, ja so waren die Spiele früher. Aber ich bin mittlerweile 22 und kann dem auch etwas abgewinnen.
    Solche Spiele erzählen uns sehr viel über uns selbst. Nicht nur wie viel Frust wir aushalten können, sondern auch, wie viel Disziplin wir an den Tag legen, wie schnell wir lernen und wie kreativ wir sind.

    Ich habe auch Tage da möchte ich einfach nur berieselt werden, oder meinen Controller sehr sehr hart gegen die Wand werfen. Aber dann beiße ich mich wieder fest... und ich habe bewusst nicht nur Dark Souls genannt. Es gibt viele Spiele die ähnliche Wege gehen. Und ich finde es super, und ein paar stehen schon auf meiner Liste (Hyper Light Drifter :))
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  9. Yeager
    GZ zum Beitrag der Woche, Bella!
    @ all: Jaja, ist ja gut, ich entstaube meinen Xbox 360 Ctrl und übe fleissig. Irgendwann :)
    Vorher steht aber noch der Kampagnendurchgang mit Sparta bei Rome 2 an, auf höchstem S-Grad. Ach ist das toll von den Entwicklern: Soviele Belagerungstech - und sie sind alle sinnlos :D

    Das ist ein Stereotyp.
    Ich bin 40+, habe ADHS und bin alles, nur nicht langsam. Ich kann haushoch gewinnen oder haushoch verlieren. Na und?
    Das Problem entsteht genau DANN, wenn man versucht das als Schwanzersatz zu nutzen. Das ist erbärmlich, ganz gleich, ob man gewinnt oder verliert.
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  10. Sydox
    Das ist an dieser Stelle ein Fallbeispiel von mir gewesen. Ich mache meine These an ganz anderen Dingen fest. Hauptsächlich eben an der Branche selbst.

    Games sind heutzutage keine Nischenprodukte mehr. Deshalb wollen die Hersteller auch eine möglichst große Zielgruppe ansprechen. Besonders, da die Produktionskosten nicht gerade niedrig sind.
    Um die breite Masse zu erreichen, darf der Schwierigkeitsgrad nicht zu hoch sein. Dark Souls hat diesen Trend allerdings erfolgreich bemerkt und hat sich mit dem Schwierigkeitsgrad einen Unique Selling Point erarbeitet, der vor 15 Jahren keiner gewesen wäre.

    Wer nun genau in diesem Wandel geboren wurde und (hauptsächlich) mit diesen "leichteren" Games aufgewachsen ist, muss meiner Meinung nach eine ganz andere Toleranzgrenze gegenüber schweren Spielen und dem Verlieren haben wie jemand, der z.B. Super Mario Bros 3 gespielt hat, als es gerade neu auf dem Markt war. Das zeigt mir eben auch die (soziale) Entwicklung im Multiplayer-Sektor.

    Stereotypen gibt es nicht ohne Grund. Damit kann man eben eine breite Masse" beschreiben. Natürlich gibt es Ausnahmen. Ich glaube besonders hier auf Gamestar tummeln sich viele Leute - auch aus der Generation "Casual" - die so tief und interessiert im Thema "Games" stecken, dass sie nicht in meine "Casual" Schublade passen.

    Für Entwickler zählt allerdings die breite Masse: Konsumenten mit einer geringen Toleranz gegenüber Frust und Versagen.

    Das ist im Grunde ähnlich wie im TV... Für Redakteure gilt bei allen inhaltlichen Aufarbeitungen als Grundsatz "Der Zuschauer ist doof"...
    Sind sie zwar nicht, doch so funktionieren Medien... Breite Masse, Stereotypen und so...
    Ach ja: Man sieht dazu auch selten zwei Frauen mit gleicher Haarfarbe gleichzeitig vor der Kamera.. Der Zuschauer könnte die ja deshalb verwechseln und durcheinander kommen... :-)
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