Supergiant Games. Zu Deutsch etwa: Übergigantische Spiele. So hat sich eine kleine Independent-Schmiede aus Kalifornien getauft. Übergigantisch ist ihr Erstlingswerk Bastionnicht, deswegen ist es aber nicht weniger ambitioniert. Überambitioniert?
Seit Juni können Xbox 360-Besitzer Bastion schon spielen, seit kurzem steht es auch für den heimischen PC über Steam zur Verfügung. Ein Action-Rollenspiel, wie die Entwickler selbst behaupten, ist Bastion nicht geworden – gerade die Charakterentwicklung ist mehr Schmuckwerk statt wichtiges Spielelement. Die Stärken von Bastion liegen woanders.
Von hyperaktiven Kindern ...
Ein kleiner Junge, einfach nur »Kid« genannt, wacht eines Morgens in seinem Bett auf und sieht, dass seine Welt in Trümmern liegt. Kurzerhand macht er sich auf den Weg zur namensgebenden Bastion, einer der letzten verbleibenden Zufluchtsorte der Menschheit. Knackpunkt an der Sache: Auch die schwebende Insel wurde im Zuge des zerstörerischen Ereignisses schwer in Mitleidenschaft gezogen. Überall sind Teile der ehemaligen Metropole verstreut.
Um für die Zukunft eine sichere Unterkunft zu haben, schickt der alte, weise Mann Rucks – der (vorerst) einzige weitere Überlebende – den kleinen Jungen auf die Reise, die fehlenden Fragmente der Stadt wiederzufinden, um die Bastion neu zu errichten.
... und alten, weisen Männern
Wo andere Spiele wie etwa Limboals Stilmittel auf Stille setzen, glänzt Bastion durch das genaue Gegenteil. Hier gibt’s eine ganze Menge auf die Ohren: Der Plot wird uns weder durch simple Dialoge zwischen den Charakteren, noch durch plumpe Texteinblendungen vermittelt – sondern einzig und allein durch die ruhige Stimme von Rucks. Diese begleitet uns stets aus dem Off auf unserer Reise und gibt aus der Retroperspektive Teile der Handlung sowie die Hintergründe der vergangenen Katastrophe preis. Er kommentiert gar all unser Tun, sei es das Zerschmettern von in der Gegend herumstehenden Kisten, unsere Waffenwahl oder einfach nur unseren Sturz in den Tod.
Wo etwa bei einem Film permanente Kommentare anderer Zuschauer zur Handlung schnell auf die Nerven gehen können, entpuppen sich Rucks’ Bemerkungen hier zu einem der größten Herausstellungsmerkmale von Bastion und einer wahrer Bereicherung. Das liegt nicht zuletzt am hervorragenden, mal zynischen, mal entmutigenden, dann wieder Hoffnung machenden englischen Sprecher. Eine deutsche Sprachausgabe hingegen gibt es leider nicht, auch wenn die deutschen Untertitel gut übersetzt sind.
Der Weg ist das Ziel
Unsere Suche nach den verloren gegangenen Fragmenten führt uns auf unterschiedlichste Teile der in Stücke gerissenen Welt. Eines haben die über 20 Hauptlevels dabei gemein: Sie bestehen aus recht schmalen, schwebenden Pfaden, die sich wie durch Zauberhand Stein für Stein vor unseren Füßen aufbauen. Dabei verzweigen sich die Wege zwar immer wieder mal und führen auf alternativen Routen zu allerlei Gegenständen (die wir später in Waffenupgrades stecken können), im Grunde ist die Struktur aber recht gradlinig.
Ansonsten könnten die Gebiete aber unterschiedlicher kaum sein: Auf unserem Abenteuer besuchen wir Eiswüsten, Dschungel, Städte und alte Festungen. Dabei laufen wir jedoch nicht stur von A nach B – fast jeder Spielabschnitt bietet eine besondere Herausforderung. Sei es der Boden, der langsam aber stetig hinter uns zusammenfällt, ein monströses Krokodil, das sich durch den Schutt gräbt und uns durch den Level verfolgt oder der dicht bewachsene Dschungel, der den Blick auf Kid verdeckt. Nur die Gegner, die auf unseren kleinen Helden zuspringen, tauchen kurzzeitig aus dem dichten Blättermeer auf. Kurzum: Jeder Spielabschnitt im gut zehnstündigen Spielverlauf ist einzigartig und sorgt so für eine gehörige Portion Abwechslung und unterschiedliche Herausforderungen.
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