Seite 8: Diablo 3 im Test - Aus der Asche

Abwechslung aus der Hölle

Deutlich mehr als sein Vorgänger setzt Diablo 3 auf Abwechslung. Blizzard hat sich viel Mühe geben, die Schauplätze vielfältiger zu gestalten, kaum ein Level gleicht dem anderen. Denn wir erkennen zwar bestimmte Grafiksets wieder (Kerker, Höhle, etc.), doch fast jeder Schauplatz glänzt durch eine eigene Lichtstimmung und damit einen dezent anderen Look als ähnliche Areale.

Regelmäßig stehen Bosskämpfe auf dem Schnetzelprogramm. Regelmäßig stehen Bosskämpfe auf dem Schnetzelprogramm.

Erst am Ende des dritten sowie im vierten (und letzten) Akt gibt’s Abschnitte, die sich ähneln wie ein Feuerteufel dem anderen. Sei’s drum, vielfältiger als in Diablo 2, Titan Quest und allen anderen großen Action-Rollenspielen sind die Diablo 3-Areale in jedem Fall. Zumal die Schauplätze wesentlich belebter ausfallen als in den Konkurrenztiteln. Das beginnt schon bei simplen Skriptsequenzen: Mal krabbeln Skelettkrieger aus einer Lavagrube, mal flattern Flugdämonen vom Himmel, mal buddeln sich Zombies aus dem Boden.

Zur Lebhaftigkeit tragen auch die Mini-Quests bei, die Diablo 3 in den zufallsgenerierten Levels verstreut. Beispielsweise bittet uns eine Geistertochter, ihre untote Familie zu Ganztoten zu befördern. Andernorts erklimmen wir einen Grabhügel, den wir daraufhin gegen heranstürmende Skelettkrieger verteidigen müssen. Und in einer Höhle können wir auf einen Bergmann treffen, der uns bittet, ihm bei der Suche nach Edelsteinen zu helfen.

Flammenfluss Kein Diablo ohne Flammenfluss, diesmal im ruinierten Gipfel des Berges Arreat.

Brückenschlacht Auch beim Kampf auf einer belagerten Brücke begegnet uns ein Transportwurm, der Feinde auswürgt.

Turm der Verdammten Vor einem riesigen Folteropfer bekämpfen wir die aus dem ersten Diablo bekannten Sukkubi.

Wohlgemerkt »können«: Die Ereignisse verteilt Diablo 3 nach dem Zufallsprinzip, beim ersten Durchlauf werden Sie nicht alle davon zu Gesicht bekommen –das steigert den Wiederspielwert. Sogar ein bisschen Humor gibt’s: Ein Bauer lädt uns in sein Haus ein, weil er uns seine »Liebste« vorstellen möchte. Im Schaukelstuhl fläzt allerdings – ein Skelett.

Dem auch noch die Rübe abbricht, worauf das Bäuerlein betreten murmelt: »Oh, jetzt ist sie eingenickt.« Was wiederum unser Mönch mit einem peinlich berührten »Ich muss weg.« quittiert. Schade nur, dass es im dritten und vierten Akt kaum noch Mini-Quests gibt, da scheint Blizzard sein Pulver verschossen zu haben.

Von Höhepunkt zu Höhepunkt

Dafür haben die Entwickler generell deutlich mehr denkwürdige Momente in die vier Akte gepackt, unter anderem mit besonderen Schauplätze wie der hoch über Tristram gelegenen Gipfelvilla des Königs Leoric oder dem »Turm der Verdammten«, in dem sich riesige Folteropfer unter Höllenqualen winden.

Außerdem würzt Diablo 3 den Dauerfight mit deutlich mehr Bosskämpfen, etwa gegen eine Spinnenkönigin, einen fetten Stinkdämon oder ein Belagerungsmonster. Kurzum: In Diablo 3 steckt viel mehr Erinnerungswürdiges als im Vorgänger, die hohe Obermotz-Dichte und überhaupt die gesamte Inszenierung erinnern eher an Titan Quest.

Belagerung Bei der Belagerungsschlacht zum Beginn des dritten Aktes spuckt ein Wurm dämonische Verstärkung auf die Mauer.

Caldeum Über den Türmen der Wüsten-Hauptstadt Caldeum kämpfen wir gegen Schlagenmagier – und versuchen, die grünen Giftbarrieren zu meiden.

Als Highlight von Diablo 3 entpuppen sich das Ende des zweiten und der Anfang des dritten Aktes, diese Strecke gehört zum Besten und Temporeichsten, was wir in einem Action-Rollenspiel bislang erlebt haben. So erforschen wir zunächst die verwinkelten Archive des irren Magiers Zoltun Kull, die stark an die Zuflucht aus Diablo 2 erinnern und vor allem mit ihrer großartigen Lichtstimmung überzeugen.

Danach kämpfen wir uns durch die von Schlangendämonen überrannte Prachtmetropole Caldeum, bevor der zweite (Wüsten-) Akt schließlich in einem mehrstufigen, klasse inszenierten, kurzum: fulminanten Bosskampf gipfelt.

Der dritten Akt hält das grandiose Tempo nahtlos hoch: Bei einer Belagerungsschlacht schnetzeln wir uns über die Wehrgänge einer Festung, während flammende Katapultgeschosse einschlagen und Riesenwürmer (Der Nydus-Kriecher der Starcraft 2-Zerg lässt grüßen!) dämonische Verstärkung vor unsere Füße würgen – klasse! Noch dazu können wir von der Mauer aus zuschauen, wie sich weit drunten auf dem Schlachtfeld menschliche und teuflische Soldaten gegenseitig die Schädel einschlagen.

Gute Quests, öde, Quests

Dass Diablo 3 diese Inszenierungsdichte nicht ewig durchhält, liegt in der Natur der Sache, nach der Belagerung schaltet Blizzard drei Gänge zurück und schickt uns erst mal durch ein riesiges Kellerlabyrinth, in dem wir den Ausgang zum nächsten riesigen Kellerlabyrinth suchen. Überhaupt: Oft genug durchwandern wir weitläufige Areale, um den Weg zum nächsten Schauplatz zu finden.

Belagerungswaffen zerbröseln : Nach dem Kampf auf den Zinnen der Festung zerstören wir die Belagerungswaffen der Dämonenarmee. Belagerungswaffen zerbröseln
Nach dem Kampf auf den Zinnen der Festung zerstören wir die Belagerungswaffen der Dämonenarmee.

Zivilisten retten Im bedrohten Caldeum retten wir Zivilisten – eine optionale Aufgabe.

Soldaten beschützen Bei der Belagerungsschlacht im dritten Akt beschützen wir Soldaten, die ein Katapult auf die Mauer ziehen.

Also laufen wir am Rand entlang und erkunden dann (falls wir Lust haben) noch den Innenraum – wie in Diablo 2. Diese Fleißarbeit ist jedoch zu verschmerzen, weil uns Diablo 3 immer wieder mit denkwürdigen Momenten belohnt. Zumal es auch immer wieder (teils optionale) originelle Aufgaben gibt. In Caldeum etwa eskortieren wir Zivilisten durch die verheerten Straßen – je mehr wie retten, desto mehr Erfahrung und Geld verdienen wir.

Bei der Belagerungsschlacht wiederum beschützen wir Soldaten, die mit Seilzügen Katapulte auf die Mauern hieven. Und in der Wüste folgen wir Fußstapfen im Sand zu den Folterkammern finsterer Verschwörer.

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