Mai 2004: Auf der E3 in Los Angeles zeigen die Rollenspiel- Experten von Bioware ihr neues Werk. Über ein Jahr ist es schon in Arbeit, die ruhmreiche Baldur’s Gate-Serie soll es beerben. In seiner eigenen Fantasy- Welt wird es spielen, Zwerge und Elfen inklusive. Sein Name: Dragon Age. Das Abenteuer-Schwergewicht sieht vielversprechend aus, doch in den nächsten Jahren tröpfeln die Informationen nur spärlich. Stattdessen schiebt Bioware drei andere Projekte vor: 2005 das Neverwinter Nights-Addon Kingmaker sowie Jade Empire, eine Rollenspielreise durchs mythologische China.
2007 folgt das Science-Fiction-Abenteuer Mass Effect. Ende 2006 besucht GameStar Bioware in Kanada und sieht Dragon Age exklusiv; das Spiel scheint gute Fortschritte zu machen. Seitdem herrscht Stille. Juli 2008: Auf der E3 in Los Angeles will Bioware endlich neue Infos zum inzwischen mit dem Untertitel Origins versehenen Spiel enthüllen. Wir sind gespannt, was sich noch geändert hat.
Der hässliche König
»Heute werdet ihr 30 Minuten reine Spielszenen sehen«, eröffnet der Executive Producer und Projektleiter Dan Tudge die Vorführung von Dragon Age: Origins. »Jede Charakterklasse erlebt ihre eigenen Geschichten. Dadurch ändert sich eure Sicht auf die Spielwelt sowie die Reaktion der Bewohner auf euren Helden. Mehr dazu werden wir im Laufe des Jahres verraten.« Den letzten Satz hören wir an jenem Tag noch öfter.
Unser Ausflug in die Welt von Dragon Age: Origins startet in den Ruinen von Ostagar, in denen sich die Armee des Fantasy-Königreichs Feraldon gegen den Ansturm der »Blight«-Horden vorbereitet. Wir verkörpern den Krieger Leander, seines Zeichens Rekrut der Grey Warden, eines uralten Kriegerordens. Gemeinsam mit unserem Mentor Duncan treffen wir den König von Feraldon. Obwohl Duncan ihn eindringlich davor warnt, will der Monarch gegen die dunklen Mächte kämpfen. Die Mimik der Helden erinnert dabei teilweise an ein Wachsfigurenkabinett – die Hauptdarsteller anderer Titel sehen deutlich realistischer aus, etwa in Half-Life 2 oder Biowares hauseigenem Konkurrenten Mass Effect. Verglichen mit dem Science-Fiction-Werk ist auch der vierminütige Dialog zwischen uns, Duncan und dem König ein Rückschritt: Statt flugs ein Stichwort zu wählen, aus dem das Spiel dann einen treffsicheren Satz strickt, grübeln wir in Dragon Age über drei bis fünf ausschweifenden Antworten – von intuitiver Gesprächsführung keine Spur. Immerhin verspricht Tudge, dass unsere Antworten den Verlauf der Handlung beeinflussen.
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