Es war einmal #61 - Russisch-Roulette in der Gaming-Branche

Diese Woche in »Es war einmal«: Entlassungswelle bei Spielefirmen; eine schlechte Nachricht folgt der nächsten.

Täglich berichtet GameStar.de über die aktuellen Ereignisse in der Welt der Videospiele, doch wie ist der »status quo« überhaupt entstanden? In dem wöchentlichen Format »Es war einmal« wagen wir den Blick in die Vergangenheit und präsentieren Ihnen die wichtigsten News, die heißesten Gerüchte, und die besten Neuerscheinungen vor genau neun Jahren.

11. April 2002 - 17. April 2002

Die wichtigsten News

Spielefirmen schließen, betrügen & werden verkauft

Vor rund neun Jahren jagte eine schlechte Branchen-Nachricht die nächste. Es war ein bisschen wie Russisch-Roulette: Keiner wusste, welche Firma als nächstes dran glauben musste. Den Anfang machte das Studio, das für die ersten vier Heroes of Might and Magic-Teile verantwortlich war: New World Computing. Das Entwicklerteam gehörte zum Unternehmen The 3DO Company, das in den 90er Jahren bereits mit einer eigenen Spielekonsole namens 3DO gescheitert war und sich vor neun Jahren ausschließlich auf den Vertrieb von Videospielen konzentrierte.

Heroes of Might and Magic 4. Heroes of Might and Magic 4.

3DO gab am 16. April 2002 bekannt, dass fast das gesamte Might & Magic-Team entlassen wurde. Als Grund wurden finanzielle Schwierigkeiten angegeben, die Ausgaben von 3DO mussten minimiert werden. Gebracht hat dies nichts, rund ein Jahr später meldete 3DO Insolvenz an. Bis zur Entlassung der Entwickler von New World Computing hatte das Studio mehrere Might and Magic- und Heroes of Might and Magic-Spiele programmiert, der letzte Titel war Heroes of Might and Magic 4. Das deutlich kleinere Team konnte bis zur Insolvenz der Mutterfirma 3DO noch eine Erweiterung fertigstellen. Danach wanderten die Rechte an den französischen Publisher Ubisoft, der noch heute in regelmäßigen Abständen neue Serienteile veröffentlicht.

Noch am gleichen Tag wurde bekannt, dass sich der Publisher Interplay von dem hauseigenen Entwicklerstudio Shiny trennen will. Shiny ist das Vorzeigebeispiel dafür, dass gut bewertete und innovative Spiele nicht direkt auch kommerziell erfolgreich sind. Als Gründer der Earthworm Jim-Serie und mit Spielen wie MDK, Messiahund Sacrificegenoss das Studio hohes Ansehen unter Pressevertretern und Spielern. Trotzdem war nahezu kein Titel des Studios finanziell erfogreich, die Verkaufszahlen blieben jedes Mal hinter den Erwartungen zurück. Interplay verkaufte das Studio an Infogrames (heute Atari), wo das Team rund um Entwickler-Urgestein David Perry ihr erstes Spiel entwickelten, dass sich sehr gut verkaufte: Enter the Matrix. Tragischer weise war dies auch ihr erstes Spiels, das qualitativ sehr stark hinter den Erwartungen zurückblieb.

Heroes of Might and Magic 4 - Screenshots ansehen

Der Grund für den Shiny-Verkauf wird einen Tag später deutlich: Die Branchenzeitung Gamesmarkt veröffentlichte einen Artikel, laut dem das Unternehmen Interplay kurz vor der Insolvenz stehe. Die Geschäftsbilanz 2001 zeigte, dass finanziell einiges im Argen lag. Der Verkauf von Shiny sollte neues Geld in die Taschen spülen. Der Plan ging im Endeffekt auf, denn obwohl Interplay 2004 Insolvenz anmelden musste, existiert die Firma noch immer und arbeitet zurzeit an dem Fallout-Online-Rollenspiel Fallout Online(Project V13), weswegen noch ein Rechtsstreit mit dem Unternehmen Bethesda läuft, das eigentlich die Rechte an der Fallout-Serie besitzt. Für viele Spieler unvergessen ist der Preis, den Interplay für das Überleben zahlen musste: Die Schließung der Black Isle Studios, unter anderem verantwortlich für die Baldur's Gate-Serie.

Mit den Worten "Wird das Moorhuhn jetzt gerupft?" machte GameStar vor neun Jahren die letzte schlechte Neuigkeit auf, die in der Woche vor neun Jahren in Umlauf geriet. Ein N24-Börsenreport enthielt Informationen darüber, dass der deutsche Publisher Phenomedia die Geschäftsjahrbilanzen von 2001 geschönt haben soll. Zwei Mitglieder des Firmen-Vorstandes wurden bereits von ihren Pflichten entbunden und Phenomedia gab eine Sonderprüfung in Auftrag. Nach einem Höchststand über 16 Euro im November 2001 brach die Aktie des Unternehmens aufgrund dieser Meldung auf knapp unter einen Euro ein. Die Firma, die unter anderem für die Moorhuhn- und Der Planer-Spiele verantwortlich war, musste 2002 Insolvenz anmelden. Das Verfahren zog sich bis ins Jahr 2009 und endete mit der Verurteilung des damaligen Vorstandsvorsitzenden zu drei jahren und zehn Monaten Haft wegen Betrug, Untreue und Bilanzfälschung.

Was ist sonst noch passiert?

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