Chance verspielt
Zunächst steuert sich Finding Paradise wie ein klassisches Point&Click-Adventure. Wie im Vorgänger können wir mit Leuten und Objekten interagieren, indem wir sie mit der Maus auswählen. Auch unsere Figur steuern wir so oder mit den Pfeiltasten. Die grundlegende Spielmechanik bleibt also durchgehend sehr simpel. Wir erkunden zwar Gebiete und sammeln Informationen, müssen aber zu keinem Zeitpunkt komplexe Rätsel lösen oder Gegenstände kombinieren.
Einzelne Spielelemente durchbrechen das Schema aber immer wieder. In den Erinnerungen suchen wir wie im Vorgänger nach Memory Links. Sozusagen einzelne wichtige Augenblicke, die wir dann in ein Memento übertragen. Ein solches Erinnerungsstück kann alles vom Stofftier bis zum Cello sein und hilft uns, immer weiter durch das Leben des Patienten zu reisen.
Um Mementos zu aktivieren, müssen wir auch diesmal wieder kleine Puzzles lösen, die ein wenig abwechslungsreicher als im Vorgänger ausfallen. Das Prinzip bleibt immer gleich: Wir versuchen, drei Symbole in eine Reihe zu bringen und verschieben sie, bis es klappt. Später kommen Blockaden oder Umleitungen hinzu. Im Spielverlauf werden die Puzzles so immer kniffliger, aber nie zu anspruchsvoll.
Allerdings spielt sich Finding Paradise insgesamt sehr monoton, weil sich die Aufgaben wiederholen und trotz kleiner Entscheidungen recht linear ablaufen. Meistens können wir einfach nur zwischen Watts und Rosalene wählen, was dann ein paar Dialoge ändert. Kleine Nebenaufgaben und ein bisschen mehr spielerische Abwechslung wie beim geistigen Nachfolger Rakuen dieses Jahr hätten Finding Paradise gut getan.
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Zwischen Planeten-Angeln und großen Gefühlen
Ein spielerisches Highlight sind die Anspielungen auf andere Genres. Während der minimalistische Charakter-Editor am Anfang nur für einen Lacher gut ist, dürfen wir später sogar kleine Passagen spielen, die einem rundenbasierten Rollenspiel, einem Arcade-Shooter oder einem Prügelspiel entnommen sein könnten. Die sorgen nicht nur für Abwechslung, sondern fangen perfekt den schrägen Humor des Spiels ein. Auch wenn die Geschichte ernst und nachdenklich klingt, ist Finding Paradise sich nie für einen (absurden) Scherz zu schade.
Wenn Watts in einer Erinnerung aus Versehen per Greifhaken den Neptun vom Himmel holt und wir anschließend einem emotionalen Moment aus Colins Leben beiwohnen, klingt das zunächst albern. Weil Charaktere und Story uns so nahe gehen, wird es das aber nie.
Dass wir die Figuren so liebgewinnen, liegt auch an den Animationen. Trotz der minimalistischen Pixel-Grafik rollen die kleinen Figuren mit den Augen, lachen lauthals oder brechen in Tränen aus. Auch die Umgebung steckt voller solcher liebevoller Details wie Fotoalben oder knuffige Plüschtiere.
Gerade im Vergleich zum Vorgänger wirkt die Welt fröhlicher und abwechslungsreicher, weil wir auch mal ungewöhnlichere Orte wie ein Aquarium oder eine blühende Berglandschaft besuchen dürfen. Damit holt Finding Paradise so viel wie möglich aus dem etwas gleichförmigen RPG-Maker-Stil heraus.
Dafür schwächelt Finding Paradise bei den Spielmechaniken. Hier wäre im Vergleich zum Vorgänger noch mehr drin gewesen. Gerade wenn wir erkunden und nach Memory Links suchen, fühlt sich das seltsam langatmig an, obwohl der Story-Teil wie im Flug vergeht. Trotzdem sollte man sich die rund sechs Stunden Zeit nehmen. Denn Finding Paradise bietet auch ohne viel Spiel ein emotionales Erlebnis, das man nicht so schnell wieder vergisst.
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