»Wir wollen denjenigen Hoffnung und Stärke geben, die in dieser Industrie leiden«, mit diesen Worten stellt sich die kürzlich ins Leben gerufene Gruppe Game Workers Unite vor. Als anonyme Organisation wollen sie als Gewerkschaft für alle Arbeitnehmer in der Videospielindustrie auftreten und sich für bessere, fairere Arbeitsbedingungen einsetzen.
Game Workers Unite versteht sich als Gegenkonstrukt zur International Game Developers Association (IGDA), die nach Meinung der Gründer mittlerweile zu sehr mit Arbeitgebern und Sponsoren verwachsen ist, um sich noch um die wirklichen Belange der Angestellten zu kümmern. Die Gewerkschaft will diese Lücke schließen und als gemeinsame Stimme der Entwickler agieren. 1994 wurde die IGDA als Interessenverband der Videospielentwickler gegründet, rund 8.000 Mitglieder sind Teil der Vereinigung.
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Crunch soll keine Normalität mehr sein
Konkret hat sich Game Workers Unite als Ziele gesteckt, Massenentlassungen, Ungleichheiten in der Bezahlung und ausbeuterische Arbeitsverträge zu verhindern. Außerdem wolle man ein soziales Netzwerk schaffen, das sich um die physische wie psychische Gesundheit der Arbeiter kümmert sowie als Ratgeber Tipps für ein gesünderes Arbeitsumfeld weitergibt.
In anderen Branchen werden oft Arbeitnehmer, die sich in einer Gewerkschaft organisieren, 15 bis 25 Prozent besser bezahlt als gewerkschaftslose Angestellte, argumentiert Game Workers Unite. Sie zitieren darüber hinaus eine Studie aus dem Jahr 2015, die besagt, dass sich 64 Prozent der Arbeitnehmer in der Videospielindustrie eine Gewerkschaft wünschen, aber nicht wissen, wie sie eine starten sollen.
Branche anfällig für Überstunden
Dadurch, dass viele Entwickler ihre frühere Leidenschaft für Videospiele als Job weiter ausüben können, sei insbesondere diese Branche anfällig für ungesunde Lebensstile und schnell akzeptierte Überstunden. Laut der Gewerkschaft habe man in der Vergangenheit zu häufig diese bedenklichen Zustände beiseitegelegt, weil »kreative und künstlerische Arbeit wie unsere als eine Art geheiligter Bereich angesehen wurde«. Und dieser dürfe nicht mit zu vielen Barrieren verkompliziert werden.
Doch bei der derzeitigen Arbeitskultur lastet der gesamte Druck auf den Arbeitnehmern, resümiert die Organisation. Deshalb wollen sie eingreifen und eine Kraft aufbauen, die für ein besseres Gleichgewicht sorgen kann.
Erste Aktionen auf der GDC 2018
Auf der vor Kurzem gestarteten Entwicklermesse GDC 2018 habe sie bereits verschiedene Aktionen und Kampagnen geplant. In den nächsten Wochen und Monaten sollen weitere folgen. Aktuell befinden sie sich noch in einer Aufbau-Phase und wollen zunächst ihrem Anliegen Gehör verschaffen.
Game Workers Unite bittet Entwickler aus der Branche außerdem, ihre Geschichte anonym zu teilen. Auf der Webseite und auf Twitter soll jeder seine Erfahrungen weitergeben und von toxischen Arbeitsplätzen, Belästigungen sowie von sonstigen Horror-Geschichten aus dem Umfeld eines Entwickler/Publisher-Studios berichten.
Meldungen über 80- oder 100-Stunden Wochen während des sogenannten Crunch kommen in der Videospielentwicklung immer wieder vor. Eine 2016-Umfrage der IGDA ergab, dass 65 Prozent aller Entwickler diese extremen Überstunden absolvieren müssen. Uncharted-Entwicklerin Amy Hennig erzählte in einem Interview einmal, dass sie während ihrer gesamten zehnjährigen Zeit bei Naughty Dog im Durchschnitt 12 Stunden pro Tag, sieben Tage in der Woche arbeitete. Anfang des Jahres wurden Vorwürfe laut, dass beim französischen Entwickler Quantic Dream eine vergiftete Arbeitsatmosphäre herrsche. Die Studio-Gründer bestritten die Anschuldigungen.
Quellen:Game Workers Unite
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