Hall of Fame: Dungeon Keeper - Ein Kerker voller Helden

Der Aufbauspiel-Hit Dungeon Keeper ist zurzeit gratis bei Origin erhältlich. Das Spiel nahm 1997 nicht nur Rollenspiel-Konventionen auf den Arm, es ging auch in die Geschichte ein als Peter Molyneux' erstes »Handspiel«.

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Ich bin ein guter Mensch. Auch in Spielen. Ich erschieße in Counter-Strike keine Geiseln, ich beklaue in Skyrim keine armen Bauern, und ich überfahre bei GTA 5 keine Fußgänger. Und wenn doch, dann tut's mir leid. Ich kenne die »bösen« Enden von Bioshock, Fallout 3 oder The Force Unleashed nur vom Hörensagen. Okay, ich habe sie mir kurz angeschaut, danach dann aber zum Ausgleich noch mal das gute Ende gespielt. Diese ganze Masche mit »Lebe deine dunkle Seite aus!« zieht bei mir also nicht. Eigentlich. Es gibt da nämlich eine Ausnahme, bei der ich böse wirklich gut finde: Dungeon Keeper.

Dungeon Keeper beginnt mit dem typischen Rollenspiel-Klischee: Ein strahlender Ritter durchkreuzt finstere Lande, um in ein gruseliges Höhlensystem hinabzusteigen und dort Trolle dahinzumetzeln. Doch dann bekommt der feine Herr von einem gehörnten Dämon, zack, die Birne runtergeschlagen. Denn das Echtzeit-Strategiespiel kehrt die Rollen auf amüsante Weise um: Hier bin ich der Herrscher über die Monster, und die sonst so glorreichen Abenteurer werden zu meinen Gegnern.

Warum macht mir das Spaß, obwohl ich normalerweise doch so ein reines Herz habe? Erstens, weil Dungeon Keeper die üblichen Helden in ein anderes Licht rückt: Als tumbe, politisch korrekte Gutmenschen machen die blöden Ritter meinen Kreaturen das Leben unnötig schwer. Das hat mir damals tatsächlich ein bisschen die Augen geöffnet: »Vielleicht wollen die ganzen Ungeheuer, die ich da in Computerspielen immer und immer wieder niedermetzle, auch einfach nur in Frieden leben?« Und zweitens sehen selbst die garstigsten Monster in Dungeon Keeper ganz schön niedlich aus.

Nein, Fabian Siegismund arbeitet nicht wieder für die GameStar. Dies hier ist ein alter Artikel, der erstmals in der Ausgabe 03/2011 der GameStar erschienen ist. Wir holen ihn aber aus gutem Grund noch einmal aus der Schublade: EA verschenkt Dungeon Keeper zurzeit über seine Vertriebsplattform Origin. Sie müssen sich lediglich einloggen und können das Spiel dann kostenlos ihrer Bibliothek hinzufügen, dann gehört es Ihnen für immer. Damit sollten Sie sich aber beeilen, denn die »Auf's Haus«-Angebote auf Origin wechseln regelmäßig und es ist nicht bekannt, wie lange Dungeon Keeper noch gratis ist.

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Mein Alter Ego ist in Dungeon Keeper nur eine körperlose Hand, mit der ich statt eines Mauszeigers in der Spielwelt rumfummle. Die hat sich die Entwicklerlegende Peter Molyneux ausgedacht, der 1997 noch Chef des verantwortlichen Entwicklerstudios Bullfrog war. Und Bullfrog-Spiele habe ich damals nach Populous, Powermonger und Syndicate ungesehen gekauft.

Das mit der Hand als Mauszeiger ist eine naheliegende und doch neue Idee. Sie gibt mir das Gefühl, meine Untertanen sprichwörtlich mit einem Fingerschnipsen zu dirigieren. Doch anders als in anderen Echtzeit-Strategiespielen darf ich in Dungeon Keeper nicht einfach irgendwelche Gebäude errichten, aus denen dann Einheiten herauspurzeln, die ich anschließend in die Schlacht hetze.

In Spezialräumen wie der Forschungsbibliothek arbeiten Kreaturen. In Spezialräumen wie der Forschungsbibliothek arbeiten Kreaturen.

Stattdessen läuft das alles passiv ab: Nur wenn mein Dungeon hübsch eingerichtet ist, kommen auch Monster zu Besuch. Ich markiere also mit einem Fingerzeig Bereiche des Erdreichs, und meine Imps, niedliche kleine Gnome, buddeln fleißig Tunnel und legen Höhlen an. In denen errichte ich verschiedene Räume, die dann die ersten Monster herbeilocken. Eine große Hühnerfarm etwa zieht die verfressenen Teufler an, eine Bibliothek ködert lesefreudige Zauberer.

Deswegen legendär
- verkehrte Welt: böse ist gut
- Monster-Ökosystem-Simulator
- Seitenhiebe auf das Rollenspiel-Genre
- Kreatur-Symbiose
- Zauberhand interagiert mit der Welt
- »Zahltag!«

Dabei muss ich darauf achten, verfeindete Arten nicht gemeinsam einzuquartieren. Die übergewichtigen Teufler hassen zum Beispiel die knochigen Skelette und fangen schon mal Kloppereien an. Apropos Skelette: Die entstehen nur, wenn ich einen Gefangenen in meinem Kerker verhungern lasse. Lege ich seine Leiche hingegen rechtzeitig auf den Friedhof, lockt das Vampire an. In Dungeon Keeper steckt also eine rudimentäre Ökosystem-Simulation, und die allein macht schon überraschend viel Spaß.

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