Seite 2: John Wick: Kapitel 2 - Perfektes Schusswaffen-Ballett

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Der Killer-Kodex

Das Actionballett der Schießereien ist aber nur der eine Teil des Films. Der andere beschäftigt sich intensiver mit der faszinierenden Killer-Zwischenwelt, die im ersten Teil lediglich angerissen wurde. Wir erfahren etwa, dass der Ehrenkodex der Auftragsmörder weltweit gilt, und es Hotels als neutrale Zufluchtsstätte nicht nur in New York, sondern zum Beispiel auch in Rom gibt.

Ruby Rose spielt die stumme Handlangerin, die John Wick das Leben schwer macht. Ruby Rose spielt die stumme Handlangerin, die John Wick das Leben schwer macht.

Und genau hier liegt ein kleines Problem des Films. Klar: Mehr über die Welt der Killer zu erfahren, ist genauso interessant wie amüsant. Allerdings geht durch die ausgewalzten Erklärungen ein Teil der absurden Faszination verloren, die den ersten »John Wick« umgab.

»John Wick: Kapitel 2« entmystifiziert die Goldmünzen, das Hotel, den Ehrenkodex der Killer und selbst seine Hauptfigur beinahe schon ein wenig zu sehr. Natürlich brennt einem als Fan des ersten Teils die Frage auf der Seele, was es mit all dem auf sich hat, und warum sogar abgebrühte Halsabschneider es mit der Angst zu tun bekommen, wenn sie den Namen John Wick hören.

Doch manchmal macht eben gerade das, was man nicht weiß, erst den Reiz einer solchen Geschichte aus. Aber das tut dem Spaß keinen Abbruch. Die Fortsetzung schafft es ebenso wie der Vorgänger, über die gesamte Laufzeit (die mit knapp zwei Stunden immerhin 20 Minuten länger ist als die des ersten Teils) bestens zu unterhalten.

Eine Wohltat: Die Actionszenen sind zum großen Teil handgemacht und übersichtlich gefilmt. Eine Wohltat: Die Actionszenen sind zum großen Teil handgemacht und übersichtlich gefilmt.

Kein Schnittgewitter

Die Actionszenen sind stilvoll, kompromisslos - und vor allem gut gefilmt und geschnitten. Man unterschätzt bei der Kamera- und Schnittarbeit als Zuschauer leicht, was alles dazugehört, klar erkennbare Kämpfe zu inszenieren, die jederzeit den perfekten Überblick verschaffen, wer gerade wen wegbläst. Logisch, über solche selbstverständlich scheinenden Technikaspekte soll man beim Filmgenuss ja auch nicht nachdenken.

Doch angesichts des gegenwärtigen Trends, in Actionszenen wild die Kamera zu schütteln und womöglich noch mit Schnitten im Sekundentakt zu arbeiten (ich sehe hier vor allem in deine Richtung, »Resident Evil: The Final Chapter«), ist es eine wahre Wohltat, endlich einmal wieder selbst im derbsten Geballer mit ruhigen Bildern und verhältnismäßig langen Einstellungen beglückt zu werden. »John Wick: Kapitel 2« schwelgt in klassischer Kameraarbeit und kann dafür von Actionfilm-Fans gar nicht genug gewürdigt werden.

Schießerei im komplett verspiegelten Labyrinth - ein Albtraum für Kameramänner! Schießerei im komplett verspiegelten Labyrinth - ein Albtraum für Kameramänner!

In diesem Zusammenhang noch ein Hinweis an die kameratechnisch Begeisterten unter Ihnen: Achten Sie auf den Kampf im Spiegellabyrinth! Sicher, Kämpfe in verspiegelten Räumen hat man schon öfter gesehen, doch in »John Wick: Kapitel 2« gibt es tatsächlich eine Szene, bei der man sich im Nachhinein fragt: »Wie zum Teufel haben die das gemacht, ohne dass die Kameracrew zu sehen ist?«

Perfekte Fortsetzung?

Auch wenn »John Wick: Kapitel 2« ein wenig die unbeschwerte Simplizität des Vorgängers fehlt, sollten Fans des ersten Teils die Fortsetzung auf keinen Fall verpassen. Anders als Keanu Reeves' andere große Actionreihe »The Matrix« schafft es »John Wick«, das Niveau zu halten und sein Publikum auch im zweiten Serienteil weder zu langweilen noch zu verwirren.

Keanu Reeves' alter Matrix-Kumpel Lawrence Fishburne gibt sich ebenfalls die Ehre. Keanu Reeves' alter Matrix-Kumpel Lawrence Fishburne gibt sich ebenfalls die Ehre.

Selbst wer Keanus Einstand als Superkiller nicht gesehen hat (Schämt euch!), kommt dank genügend unterhaltsam präsentierter Exposition schnell mit der Welt von John Wick zurecht und erlebt ein spannendes Actionabenteuer ohne Schnörkel.

Aber Achtung: Erbsenzähler, Haareraufer und Realismus-Hinterfrager sollten sich den Kinobesuch gut überlegen. Die Figur des unkaputtbaren Auftragsmörders verliert schon in den ersten Minuten komplett die Bodenhaftung und schwankt zwischen Gangster, mordendem Slasher und comichaft überzogenem Actionhelden im Maßanzug.

»John Wick: Kapitel 2« ist eben genau die Art Film, über die man nicht nachdenken sollte, sondern die man am besten in ausreichender Lautstärke auf einer großen Leinwand genießt. Harte Baller-Action für echte Kerle nicht der weichgespülte Kiddiekram, der uns seit einiger Zeit vermehrt zugemutet wird.

Und bevor ich mir ob der eben genutzten Floskel der »echten Kerle« anhören muss, dass ich ein rückständiger, ignoranter Dinosaurier bin: Actionaffine Damen werden selbstverständlich ebenfalls ihre Freude am Film haben - perfekt also für ein leicht verspätetes Valentins-Date, denn »John Wick: Kapitel 2« startet am 16. Februar in den deutschen Kinos.

John Wick 2 - Film-Trailer: Keanu Reeves legt sich mit einem Killerkommando an Video starten 1:47 John Wick 2 - Film-Trailer: Keanu Reeves legt sich mit einem Killerkommando an

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