Ist mobiles VR die Lösung?
Ob unsere Erwartungshaltung bezüglich des technischen Fortschritts von VR-Brillen zu groß ist, wird sich in diesem Jahr zeigen - und es hängt an Pimax, den Beweis anzutreten, dass ihre Versprechen technisch realisierbar sind. Kein anderer Hersteller hat sich diesbezüglich derartig aus dem Fenster gelehnt. Und was macht eigentlich Oculus in der Zwischenzeit?
Die Facebook-Tochter scheint aktuell ganz zufrieden mit der Oculus Rift und dem niedrigen Preis des VR-Headsets. Zudem verkaufen sich ihre Exklusivproduktionen wie Lone Echo wohl recht gut. Der VR-Hersteller konzentriert sich offiziell derzeit auf die Veröffentlichung der Oculus Go, einer mobilen Standalone-VR-Brille, die die Lücke zwischen Smartphone-basiertem VR (beispielsweise Gear VR) und PC-basiertem High-End-VR (auch preislich) schließen soll.
Gleichzeitig arbeitet Oculus noch am leistungsfähigeren Santa Cruz-Headset, das ebenfalls völlig autark ist. Noch ist nicht ganz klar, wie leistungsfähig diese Brille sein wird und welche Anwendungen damit möglich sind. Allerdings wird sie wohl erheblich teurer sein, als die Oculus Go.
Retro-Report: Woran VR in den 90ern scheiterte
Ob mobiles VR wirklich der Schritt in den Massenmarkt für VR ist, wagen wir derzeit zu bezweifeln. Denkbar wäre es, dass Brillen wie die Oculus Go, Vive Focus oder Lenovo Mirage Solo vor allem für VR-Erfahrungen oder VR-Filme eine sehr gute Wahl sind. Dabei hängt aber auch viel an der Qualität und den vorhandenen Inhalten. Ist beides schon ausreichend vorhanden?
Qualitativ liegt das Display der Oculus Go mit 2.560 x 1.440 Pixeln über der Rift, allerdings längst nicht so deutlich, dass wir beeindruckt wären. Zumal Kopin mit dem Prototypen Elf VR auf der CES 2018 ein Brillen-Modell vorgestellt hat, dass nicht nur einen extrem kleinen Formfaktor hat, sondern auch eine Auflösung von satten 2.048 x 2048 Pixeln. Sind Oculus Go und Mirage Solo schon bei Release veraltet?
Link zum YouTube-Inhalt
Oculus belässt es aber nicht bei mobilem VR. Wie Jason Rubin deutlich machte, bleibt die Rift das Flaggschiff des Unternehmens. 2018 sollen mehrere Multi-Millionen-Dollar-Spiele für die High-End-VR-Brille kommen. Darüber hinaus investiert Oculus kräftig in neue Mitarbeiter: Über 400 Stellen sind derzeit ausgeschrieben. Offenbar hat Oculus große Pläne für 2018.
Inhalte abseits von VR-Spielen werden wichtiger
In puncto Inhalte für VR-Headsets geht sicherlich noch sehr viel mehr. Aber hier scheint sich auf dem Markt einiges zu tun, wie die CES 2018 gezeigt hat. Nicht nur Oculus setzt immer mehr auf Inhalte, die auch für Nicht-Gamer interessant sind. Schließlich ist Virtual Reality sehr viel mehr, als Shooter oder Puzzlespiele. Tolle 360-Filme wie die Mr. Robot VR Experience lassen uns direkt in ein TV Serien-Universum eintauchen. Son of Jaguar zeigt sogar, wie wir uns in einem Animations-Kurzfilm für VR frei bewegen können.
VR-Filme und 360-Formate werden immer populärer. So kündigte der Bezahlsender Sky an, VR-Inhalte in Zusammenarbeit mit der VR-Film-Plattform Jaunt entwickeln zu wollen. Und auch NextVR, Anbieter von VR-Streaming-Inhalten (beispielsweise Sportveranstaltungen) möchte 2018 Angebot und Qualität deutlich steigern. Richtig überraschend war auf der CES allerdings das enorme Engagement von Intel im VR-Bereich.
Die Pressekonferenz des Chipherstellers drehte sich überwiegend um Virtual Reality. Nein, Project Alloy wird nicht wiederbelebt. Intel konzentriert sich stattdessen vor allem auf Inhalte für VR, insbesondere Livestreams von Events mit Intel True VR (beispielsweise die olympischen Winterspiele 2018 in Südkorea), aber auch auf die Förderung der VR-Film-Technik im Allgemeinen. Zu diesem Zweck hat Intel ein riesiges VR-Studio gebaut, in dem mit neuesten technischen Errungenschaften beeindruckende VR-Erfahrungen und -Filme geschaffen werden sollen.
5K True View-Kameras sorgen dafür, dass der Zuschauer selbst seinen Blickwinkel bestimmen und sogar in VR-Szenen "herumlaufen" kann. Das renommierte Filmstudio Paramount Pictures wird diese Technologie in künftigen Produktionen verwenden.
Virtual Reality: Entwicklungsprozess wird dauern
VR-Filme (und nicht bloß die Erwachsenen-Filme!) werden den Durchbruch für Virtual Reality bringen, davon sind wir überzeugt. Allerdings wird das nicht in diesem Jahr passieren, auch wenn mit Ready Player One das VR-Thema bald auf die große Kinoleinwand kommt. Überhaupt ist die Entwicklung von VR ein langsamer Prozess, der kaum mit unseren persönlichen Wünschen und Erwartungen Schritt halten kann.
Schauen wir uns nur mal die Entwicklung des Smartphones an: In den 90er Jahren rannten wir mit Handys herum, die die Größe eines Backsteins hatten. 20 Jahre (nicht zwei!) später tragen wir kleine Hochleistungs-Computer in der Hosentasche, bei denen Telefonieren schon lange nicht mehr Hauptzweck ist.
Es wird noch eine Weile dauern, bis VR im Massenmarkt ankommt. Die Einschätzung von Facebook-Chef Marc Zuckerberg von rund zehn Jahren bis zum vollständigen Durchbruch halten wir für realistisch. Aber auf dem Weg dahin wird die Technologie schon jetzt, schon in diesem Jahr große Fortschritte machen.
Neue Wireless VR Adapter werden verbesserte (und hoffentlich auch billigere) Möglichkeiten bringen, die VR-Brillen von lästigen Kabelstrippen zu befreien. Neue Eingabemöglichkeiten wie die Valve Knuckles oder die Datenhandschuhe von HaptX werden die Immersion von VR deutlich verbessern. Und auch die Display-Technik wird sich dieses Jahr sicherlich noch um einiges weiterentwickeln.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.