So spielt die Welt - Teil 1 - Australien, USA, Südkorea, Kanada

Warum hat Australien den strengsten Jugendschutz, weshalb fürchten Amerikaner Sex mehr als Gewalt? Eine Reise durch die Spielkultur rund um die Erde. Im ersten Teil unseres dreiteiligen Reports befassen wir uns mit Australien, den USA, Südkorea und Kanada.

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Computerspiele kommen von überallher auf der Welt: Modern Warfare aus den USA, Super Mario aus Japan, The Witcher aus Polen, Stalker aus der Ukraine, Assassin’s Creed aus Kanada, Runes of Magic aus Taiwan, neuerdings auch Programme aus China, Indien und Südamerika. Die Spielebranche ist ein globaler Markt. In vielen Ländern der Erde werden Spiele hergestellt – aber was spielt man in diesen Ländern eigentlich? Denken alle so wie wir Deutschen, haben alle die gleichen Vorlieben, machen sich alle so viele Gedanken um den Jugendschutz?

Wir sind auf Forschungstour durch die Spielemärkte der Welt gegangen, haben Fragen gestellt und Antworten gefunden. Die Analysen zeigen, wie regionale Rahmenbedingungen Aspekte der Spielkultur offen oder subtil beeinflussen. Gleichzeitig zeigen sie auch, wie prägend einzelne Entscheidungen werden können. Ein Hinweis noch: Natürlich bedeutet der Verweis auf bestimmte gesellschaftliche Tendenzen kein pauschales Werturteil. Oft kann eine lange zurückliegende Entscheidung weiterhin Bedeutung haben, auch wenn die gesellschaftliche Stimmung sich mittlerweile geändert hat. Im ersten Teil unseres dreiteiligen Reports befassen wir uns mit Australien, den USA, Südkorea und Kanada.

» So spielt die Welt #2 (China, Indien, Asien, Japan)
» So spielt die Welt #3 (Russland, Frankreich, deutsche Spiele im Ausland)

Australien

Australien Australien

Wieso hat Australien den strengsten Jugendschutz der Welt?

Drogen in Risen oder in Fallout 3, ein Überangebot menschlicher Fortpflanzungsanatomie in Leisure Suit Larry, zu viel Gewalt in Left 4 Dead 2 oder GTA 4: Der Jugendschutz down under vereint die Strenge von Deutschland und den USA. Der Grund dafür ist in erster Linie eine bürokratische Besonderheit. Denn als höchste Altersfreigabe-Stufe gilt MA15+, also ab 15 Jahren. Reine Erwachsenenspiele sind in Australien nicht vorgesehen. Mitte der 90er-Jahre wurde die Zuständigkeit des Office of Film and Literature Classification (OFLC) auf Computerspiele ausgedehnt. Damals lehnte die zuständige Kommission um den Justizminister Michael Duffy eine Ab-18-Einstufung mit dem Hinweis auf die interaktive Natur von Spielen ab.

Eine Änderung ist derzeit trotz zahlreicher Bemühungen nicht absehbar. Das heißt: Ein Spiel, das nach Ansicht der Prüfer keinesfalls in die Hände von 15-Jährigen gehört, wird gar nicht erst verkauft. Auch nicht unter der Ladentheke. Auch nicht in braunen Tüten. Auch nicht online. Dass Nachrichten über Drogen als Verbotsgrund in Australien so häufig die Runde machen, hat wenig mit sozialen Eigenheiten zu tun. Im australischen Kriterienkatalog tauchen sie genauso auf wie Gewalt, Sexualität oder Rassismus; andere Klassifikationssysteme wie PEGI besitzen eine ähnliche Auswahl. Nur sehen diese eben auch Spiele nur für Volljährige vor.

USA

Vereinigte Staaten von Amerika Vereinigte Staaten von Amerika

Warum finden US-Amerikaner Sex anstößiger als Gewalt?

Blut und Morde: kein Problem; nackte Haut: um Himmels Willen! Der Jugendschutz in den USA scheint die in Deutschland geltenden Kriterien ins Gegenteil zu verkehren. Shooter-Reihen, die hierzulande eine Index-Stammplatzgarantie haben, werden in Nordamerika an Minderjährige verhökert, Adventures mit pubertären Späßchen oder gar echter Beischlaf dagegen lässt die Alarmglocken der US-Sittenwächter schrillen.

Diese Haltung erstreckt sich nicht nur auf Spiele, sondern auch Fernsehen oder Printmedien. Die Regelungen sind wie auch hierzulande ein Spiegelbild dominanter gesellschaftlicher Werte. Religiöse Gruppen, die voreheliche oder öffentliche Sexualität missbilligen, haben in den USA wesentlich größeres soziales und politisches Gewicht als in Deutschland, besonders im Süden und in ländlichen Gebieten. Auf medialer Darstellung von Sexualität liegt deshalb ein Tabu. Der Besitz einer Schusswaffe ist in den Vereinigten Staaten dagegen ein verbrieftes Grundrecht. Die bewaffnete Selbstverteidigung gilt als Selbstverständlichkeit. Beide Haltungen finden ihre Entsprechung in der öffentlichen Wahrnehmung und im politischen Handeln.

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