Cart Life
Entwickler: Richard Hofmeier Preis: gratis Worum geht's: Als Standverkäufer rackert man sich in der Großstadt für Billiglöhne ab.
Dimitry Halley: Wenn ein Spiel keinen Spaß macht, dann ist das ja eigentlich ein K.O.-Kriterium. Bei Cart Life läuft das anders: Der Titel in grauer Pixel-Optik machtkeinen Spaß, hat aber gerade deshalb schon mehrere Auszeichnungen erhalten. Nach einigen Spielstunden kann ich die Euphorie verstehen. Denn Cart Life ist eine Gesellschaftskritik, kein unterhaltsames Spiel: So verkörpere ich keinen Ballerhelden, sondern einen von drei Niedriglohnarbeitern - beispielsweise den ukrainischen Einwanderer Andrus Poder, der in der fiktiven US-amerikanischen Stadt Georgetown als Zeitungsbudenverkäufer seine Brötchen verdienen will.
Meine Spezialfähigkeit als Andrus ist weder eine Militärausbildung noch ein flinkes Fahrverhalten, wie das bei Einwandererkollege Niko Bellic der Fall ist, sondern der geringe Anspruch an meine eigene Lebensqualität - lange Arbeitszeiten, schlechtes Essen, alles wurscht; solange Andrus ein Dach über dem Kopf hat und seine Katze füttern kann, geht's ihm einigermaßen gut.
Und das ist auch das einzige Ziel des Spiels: sich durchschlagen, Geld verdienen, Rechnungen bezahlen und sich ab und an ein bisschen Komfort in Form von Zigaretten leisten. Klingt trocken? Soll es auch sein, denn Cart Life will mir eindrücklich vermitteln, wie bitter das Leben am Rande der Gesellschaft sein kann - Schritt für Schritt arbeite ich meine Tagesroutine ab: aufstehen, frühstücken, zu meinem Zeitungsstand fahren, die neuen Waren einsortieren, Kunden bedienen und eventuell nach Feierabend noch was einkaufen. Mein Highlight? Nach zwei Wochen kann ich mir endlich eine automatische Kasse leisten - ab jetzt muss ich das Wechselgeld für meine Kunden nicht mehr im Kopf zusammenrechnen.
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Cart Life zieht mich in seine Welt, wie das selten ein Spiel schafft. Wenn ich beim Einräumen der Regale Andrus' Gedanken abtippen muss und dabei die Monotonie seiner Arbeit am eigenen Leib erfahre oder der arme Kerl abends abgeschlagen nach Hause kommt, nur um mit tränenden Augen nach seiner verschwundenen Katze zu suchen, dann ist er mir als tragischer Jedermann auf der Suche nach seinem Glück viel näher als die meisten gestandenen Bildschirmkrieger - und das macht dann fast schon wieder Spaß.
Wer soll's spielen: Investment-Banker und so mancher Politiker.
Wer soll's lassen: Wer mit Osteuropäern lieber Cops abschüttelt.
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